Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
Vom Netzwerk:
nichts. Jinjü hörte, wie der Bruder Wasser in den Schnaps goß.
    »Mutter, wo ist das DDT?« fragte der Bruder.
    »Du Mißgeburt, was hast du vor?« wollte Mutter wissen.
    »Ich habe gehört, wenn man ein paar Tropfen DDT in den Schnaps tut, dann schmeckt er wie Maotai.«
    »Du wirst uns ins Unglück stürzen.«
    »Ach was. Nur ein paar Tropfen pro Flasche. Daran sterben höchstens die Spulwürmer in ihren Bäuchen.«
    »Dein Vater trinkt auch davon.«
    »Vater ist so geizig, der bringt keinen Schluck über die Lippen.«
    Eine große Aufregung erfaßte Jinjü. Sie schob das Laken zurück und setzte sich auf. Ihr Blick fiel auf das Neujahrsbild an der Wand. Es zeigte ein pummeliges Kleinkind mit einer roten Schürze um den nackten Bauch und einem riesengroßen, rosigen Pfirsich in den Händen.
    »He, Assistent Yang, Großonkel, Vater, probiert doch mal den Schnaps, den wir vom Pferdemarkt mitgebracht haben. Man hat uns gesagt, er schmeckt wie Maotai, aber ich habe noch nie Maotai getrunken«, sagte der Ältere Bruder.
    Cao Jinzhu schnupperte daran und sagte: »Onkel Acht kommt viel herum, ich wette, er kennt sich aus.«
    Assistent Yang lachte laut und sagte: »Ein- oder zweimal habe ich Maotai getrunken, das war im Haus von Parteisekretär Geng und bei Zhang Yünduan. Der hat Geld, er hat den Maotai für achtzig Yüan die Flasche gekauft.«
    »Onkel Acht, koste mal, ob es nach Maotai schmeckt«, sagte der Ältere Bruder.
    Assistent Yang nahm offenbar einen Schluck, denn Jinjü hörte ihn schlürfen. Ein zweites Schlürfen deutete darauf hin, daß er noch einmal probierte.
    »Hm«, meinte er, »es schmeckt wirklich nach Maotai.«
    »Ein guter Tropfen«, sagte Vater, »ein guter Tropfen, trinkt alle, trinkt.«
    Das fette Baby an der Wand sah Jinjü an, als wollte es aus dem Bild herausspringen.
    Liu Jiaqing räusperte sich und sagte: »Liebe Brauteltern, ich habe gehört, das Kind macht Schwierigkeiten.«
    »Sie ist ein Kind«, sagte Vater, »sie weiß nicht, was sie will. Heute so, morgen so. Solange ich was zu sagen habe, bleibt alles beim alten.«
    »Kinder haben Flausen im Kopf. Das darf man nicht so ernst nehmen«, bestätigte Cao Jinzhu. »Meine Tochter ist genauso. Als sie hörte, daß Jinjü sich weigern will, kam sie nach Hause und hat so eine Szene gemacht, daß ihre Mutter und ich sie erst mal tüchtig durchprügeln mußten.«
    »Vater, trink noch ein Glas«, sagte der Ältere Bruder.
    »Genug getrunken«, erwiderte Cao Jinzhu, »dieses Zeug steigt einem zu Kopf.«
    »Alle guten Getränke sind stark«, sagte Assistent Yang. »Hör zu, Schwager, deine Tochter ist schon groß, du darfst sie nicht mehr durchprügeln, wie es dir paßt. Wir haben jetzt die neue Gesellschaft. Es ist gegen das Gesetz, wenn du deine Tochter schlägst.«
    »Ich scheiße auf das Gesetz«, sagte Cao Jinzhu, »meine Tochter muß gehorchen, oder der Gehorsam wird ihr eingeprügelt. Wer will mich daran hindern?«
    »Schwager, du riskierst eine große Lippe«, sagte Assistent Yang. »Hast du zuviel getrunken? Wir Kommunisten haben vor vielem Angst, aber nicht vor einem so sturen Kerl wie dir. Menschen schlagen ist gegen das Gesetz. Deine Tochter ist ein Mensch. Eine Tochter schlagen heißt einen Menschen schlagen. Die eigene Tochter verprügeln ist ein Verbrechen. Wer gegen das Gesetz verstößt, wird zur Rechenschaft gezogen, ohne Ansehen der Person. Macht euch da nur nichts vor. Der Provinzgouverneur hat gegen das Gesetz verstoßen, und er wurde in Handschellen abgeführt. Dabei ist ein Provinzgouverneur viel einflußreicher als du, du Knoblauchbauer.«
    »Was hast du gegen Knoblauchbauern?« sagte Cao Jinzhu ärgerlich – für Jinjü hörte es sich an, als ob er aufstand. »Ohne uns Knoblauchbauern könntet ihr großen Herren euch am Nordwestwind satt essen. Wir sind es, die die Steuern zahlen, um euch zu ernähren, wir machen es möglich, daß ihr Schnaps trinkt und Fleisch freßt und euch den Kopf zerbrecht, wie ihr immer noch mehr herauspreßt aus der Bevölkerung.«
    Assistent Yang sprang, den Geräuschen nach zu urteilen, ebenfalls auf und zeigte vermutlich mit einem Eßstäbchen auf Caos Nasenspitze. »Deine Kritik an der Kommunistischen Partei ist ziemlich seltsam. Ihr ernährt uns, sagst du? Ein Furz. Wir sind Beamte des Staates. Wenn ich den ganzen Tag im Schatten eines Baumes liege und den Ameisen zuschaue, wie sie auf den Baum kriechen, beziehe ich trotzdem mein volles Gehalt und keinen Fen weniger. Und wenn alle eure

Weitere Kostenlose Bücher