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Die Knochenfrau

Die Knochenfrau

Titel: Die Knochenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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bist du überhaupt? Du kommst ja nicht mal von hier.”
    Lukas antwortete nicht. Er machte wieder einen Schritt auf das Mädchen im Parka zu und wieder versperrte ihm der Dicke den Weg. Lukas sah, wie der Junge die Fäuste ballte und nahm langsam die Hände vor die Brust. „Mach kein Scheiß”, sagte er zu dem Dicken und versuchte, gelassen zu klingen. Wieder der Kleine:
    „Du wirst gleich sehen, ob wir Scheiß machen.”
    Jetzt wurde es unangenehm. Der Kleine war also der Anführer und der Dicke der Mann fürs Grobe. Der dritte Junge und das Mädchen hielten sich im Hintergrund.
    „Hör mal zu, ich will dir nichts tun. Aber wenn du nicht aus dem Weg gehst, dann muss ich dich zur Seite schieben”, sagte Lukas. Der Dicke grinste und kam näher heran. Er war etwa so groß wie Lukas und deutlich schwerer. Trotzdem war sich Lukas sicher, dass der Typ kein Problem sein würde. Drei Jahre hatte Lukas Krav Maga trainiert, er wusste, wie man einen Angriff abwehrt. Und besonders schnell sah der Typ nicht aus … natürlich musste er den Kleinen im Auge behalten.
    „Fick dich”, sagte der Dicke und die Worte passten weder zu seiner Stimme noch zu seinem speckigen Kindergesicht. Immer noch hatte er seine Fäuste geballt. Lukas merkte, dass er sich dem Punkt näherte, an dem er vielleicht falsch reagierte. Schon meldete sich Hank und wollte Blut sehen. Jetzt musste es schnell gehen, Hank durfte nicht die Oberhand gewinnen.
    „So, du stehst jetzt auf”, sagte Lukas zu dem Mädchen im Parka. Sie versuchte es, aber der Dicke drehte sich zu ihr, packte sie an der Schulter und drückte sie auf den Boden. Das Mädchen mit dem rosa Lippenstift kicherte.
    Lukas stieß dem Dicken mit der flachen Hand leicht an die Brust und der reagierte wie erwartet. Er schlug mit der Rechten zu, ein kräftiger aber vorhersehbarer Schwinger. Lukas wehrte mit der Linken den Arm ab und rammte dem Angreifer den Handballen seiner Rechten ins Gesicht. Der Dicke machte ein würgendes Geräusch, griff sich an die Nase und taumelte zurück. Er war kein geübter Kämpfer, weder Sportler noch Kneipenschläger … nur ein kräftiges Kind, das erschrak, wenn es ernst wurde. Lukas warf einen Blick auf den Anführer und der rührte sich nicht. Schnell packte er das am Boden sitzende Mädchen, zog es am Oberarm hoch und ging mit ihr zu seinem Wagen. Sie kamen ihm nicht hinterher, erst hörte man sie auch nicht. Dann kamen die Schimpfwörter. Erst nur leise und ein wenig ängstlich, dann lauter. Nichts besonders Originelles: Wichser, Mongo, Missgeburt, Stück Scheiße, Opfer. Und dann natürlich die Ankündigung, dass man ihn finden werde. Lukas antwortete nicht, sah sich auch nicht um. Er ärgerte sich nur, dass sie seinen Wagen gesehen hatten. Er würde sein Auto irgendwo verstecken müssen.
     
    *
     
    „Was zum Teufel war denn das eben?”, fragte Lukas und zündete sich eine Zigarette an. Er versuchte, das Zittern seiner Hände zu unterdrücken aber an der Flamme sah man es. Ihm steckte die Aufregung in den Muskeln. Erst nach einigen Sekunden fing das Ende Feuer.
    „Krieg ich auch eine?”, fragte das Mädchen. Lukas gab ihr die Packung und sie fischte mit dünnen, blassen Fingern eine heraus. Dann gab er ihr das Feuerzeug, klammerte sich mit beiden Händen ans Lenkrad, spannte die Muskeln und atmete durch. Er startete den Motor und legte den Gang ein. Er fuhr langsam, er wusste nicht wohin.
    „Kommst du von hier?”, fragte das Mädchen.
    Lukas sah in den Rückspiegel.
    „Ich bin hier geboren aber schon vor einer Weile weggezogen. Wo soll ich dich hinfahren?”
    Das Mädchen antwortete nicht. Sie rauchte ihre Zigarette und zwirbelte an ihren schwarzen Haaren herum. Lukas bemerkte, dass sie stank. Nicht stark, nur ein klein wenig nach Schweiß. Er wiederholte seine Frage und wartete … wieder keine Antwort. Der Rauch der Luckies vermischte sich mit dem Schweißgeruch. Lukas fuhr an den Dorfrand und bog in eine kleine Seitenstraße. Er stoppte den Wagen und stieß die Tür auf.
    „Komm, wir rauchen draußen weiter.”
    Das Mädchen stieg aus und kam um den Wagen herum. Sie lehnte sich neben Lukas an das schmutzige Blech des alten Golf.
    „Danke dass du mir geholfen hast … wäre zwar nicht nötig gewesen … aber trotzdem anständig von dir.”
    „Na ja, es sah schon so aus, als wäre es nötig gewesen. Was waren das für Typen?”
    „Aus meiner Klasse.”
    „Und was wollten die von dir?”
    „Keine Ahnung.”
    Lukas machte „hm”, warf den

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