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Die Knochenfrau

Die Knochenfrau

Titel: Die Knochenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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mit rotem Kopf und wirrem Haar. Was zum Teufel sollte das mit dem Bankdrücken?
    „Kann ich meine Sachen wieder in den Rucksack räumen?”, fragte Lukas und versuchte, es möglichst normal klingen zu lassen. Der Mann in der blauen Jacke schien zu überlegen. Das Gewehr hielt er wieder auf Lukas' Brust gerichtet. Lukas sah auf die Mündung und ihm kam der Gedanke, dass es doch verrückt war, dass aus so einer kleinen Öffnung etwas herauskam, das einen Menschen umbringen konnte.
    „Räum dein Zeug ein”, sagte der Mann und trat einen Schritt zurück. „Aber ganz langsam. Eine falsche Bewegung und ich schieß dich über den Haufen.”
    Lukas kniete sich hin und räumte seinen Rucksack ein. Er achtete darauf, keine schnellen Bewegungen zu machen. Er passte auf, dass der Mann mit dem Gewehr seine Hände sehen konnte.
    „Und jetzt ganz langsam vor mir her … Richtung Straße … und die Hände oben lassen.”
    Lukas sagte nichts. Er wollte diesen Mann auf keinen Fall weiter provozieren. Er achtete sogar darauf, ihm nicht direkt in die Augen zu sehen. Wenn es aus dem Wald hinaus ging, dann war das gut. Da draußen auf der Straße war die Wahrscheinlichkeit geringer, erschossen zu werden. Wenn der Typ das vorhatte, dann würde er es hier im Wald tun, da war sich Lukas sicher. Als sie den Wald verlassen hatten, da befahl ihm der Mann, sich hinzusetzen. Lukas setzte sich auf den kühlen Asphalt und hörte, wie der Mann hinter ihm telefonierte. Er sprach leise aber Lukas bekam mit, dass er mit der Polizei sprach. Dann warteten sie. Vier Autos fuhren vorbei und machten langsamer … aber keiner hielt an. Wenn die Fahrer das Gewehr sahen, dann beschleunigten sie.
    Nach zehn Minuten kam ein Streifenwagen. Er hielt etwa zehn Meter vor Lukas, ein älterer Polizist und eine junge Polizistin stiegen aus.
    „Hallo Nadine”, sagte Lukas. Seine Stimme zitterte.
    „Nimm die Flinte runter, Karl”, sagte der ältere Polizist. „Jetzt kümmern wir uns.”
     
    *
     
    „Kann ich ein Glas Wasser haben … ich hab immer noch eine ganze trockene Kehle. Passiert mir nicht so häufig, dass mich ein Verrückter mit 'nem Gewehr bedroht.”
    „Ich hol dir was”, sagte Nadine und verließ den kleinen, grün gestrichenen Raum. Lukas sah sich in dem Zimmer um. Sein Blick blieb an einem altmodischen Plakat hängen, auf dem die Polizei – genauer: Ein knollennasiger und glubschäugiger, außerdem leicht übergewichtiger Comicpolizist – gute Ratschläge erteilte. Ratschläge wie:„Lassen Sie keine Fenster gekippt, wenn Sie verreisen” und „Lassen Sie keine Wertsachen im geschlossenen Auto liegen”. Das leicht verblasste Plakat wirkte wunderbar anachronistisch. Lukas konnte es sich gut als ironischen Wandschmuck in irgendeiner schicken Studenten-WG vorstellen.
    Nadine kam mit einem Glas Wasser, Lukas griff zu und merkte, dass seine Hand zitterte. Er trank einen Schluck und stellte das Glas lauter als gewollt auf den Tisch. Nadine setzte sich ihm gegenüber. Das Licht war unvorteilhaft, es betonte die Falten, die sie in den vergangenen zehn Jahren bekommen hatte. Gut sah sie trotzdem noch aus … fand zumindest Lukas. Er faltete seine Hände und bekam so das Zittern in den Griff.
    „Du läufst also mit einem Messer in der Hand im Wald herum. Und auch noch genau an der Stelle, wo vorgestern ein Kind ermordet wurden.”
    „Zumindest bedrohe ich keine Leute mit einem Jagdgewehr. Ich hoffe, ihr habt dem Typen sein scheiß Spielzeug weggenommen.”
    „Der Typ ist der Vater von dem toten Jungen.”
    Lukas atmete tief aus, rieb sich die Augen und schaute sein Glas an. Auf der Wasseroberfläche wackelte das Spiegelbild der runden Deckenlampe.
    „Habe ich mir schon gedacht. Ihr solltet ihm trotzdem sein Gewehr wegnehmen so wie der drauf ist.”
    „Lass das mal unsere Sorge sein”, antwortete Nadine. „Jetzt zu dir. Was hast du auf diesem Pfad gemacht? Das ist immerhin ein Tatort.”
    „Da war aber keine Absperrung oder so was. Ich dachte immer, Tatorte werden irgendwie gesichert.”
    Nadine schaute Lukas an, sagte aber nichts.
    „Okay, okay … ich wollte mir die Stelle anschauen, wo gestern der Junge getötet wurde. Und weil da nichts abgesperrt war, bin ich eben den Pfad entlang gelaufen. Und als ich wieder zurück will, drückt mir der Typ sein Gewehr in den Rücken.”
    „Was wolltest du mit dem Messer?”
    „Wenn ich dir das erkläre, dann hältst du mich für bescheuert.”
    „Und mit dem Isolierband?”
    „Isolierband kann

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