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Die Knochenfrau

Die Knochenfrau

Titel: Die Knochenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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irgendwas Komisches gesehen, dort auf dem Waldweg … oder?”
    „Ja, hab ich”, antwortete Lukas. „Weißt du da was drüber?”
    Sie antwortete nicht, kramte stattdessen in ihrem Parka und zog ein zerknittertes, rosafarbenes Stück Papier aus einer der vielen Taschen.
    „Schreib mir mal deine Nummer auf, ich ruf dich dann an. Vielleicht kann ich dir weiterhelfen.”
    Lukas nahm den Zettel und notierte ihr seine Handynummer. Sie steckte das rosafarbene Stück Papier ein und warf die Tür zu.
    Auf direktem Weg fuhr Lukas zurück zum Haus der Schneiders. Er brauchte ein Aspirin und eine Stunde Schlaf. Was heute passiert war, das war zu viel für einen Tag.
     

10. Blöde kleine Tricks / Nadine hat geheiratet
     
    Lukas hatte eine Kopfschmerztablette genommen und eine halbe Stunde später noch eine. Er hatte eine Stunde auf dem Sofa gedöst und sich kurz nach vier an seinen Laptop gesetzt. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, den Rest des Tages vor dem Fernseher zu verbringen. Stattdessen schaute er sich ein weiteres Mal die Fotos an, die seine Kamera letzte Nacht aufgenommen hatte.
    Nach zwei Stunden gab er auf. Er hatte nichts entdeckt, was er nicht schon am Vormittag entdeckt hatte. Gegen vier Uhr morgens hatte jemand oder etwas die Kamera gefunden, das Klebeband entfernt und sie neben die Schale mit dem Blut gestellt. Das war alles. Lukas schloss den Ordner, legte einen neuen an und kopierte die Bilder hinein, die er vor wenigen Stunden gemacht hatte: Die Bilder von der Lichtung mit den kleinen gelben Schildchen. Er sah sich die Fotos etwa eine halbe Stunde lang an, entdeckte aber auch hier nichts, das ihn irgendwie weiterbrachte. Kein Monster, das sich in den Büschen versteckte. Keine hässliche Fratze, die hinter einem Baum hervor starrte. Und auch nicht den Mann mit dem Gewehr. Nichts, nichts, nichts. Nur die leere Lichtung mit den blöden Schildern.
    Lukas merkte dass seine Kopfschmerzen pochend wiederkamen und schloss den Ordner. Er surfte eine Stunde im Netz, sah sich blödsinnige Videos auf Youtube an und las zwei Artikel auf Spiegel Online. Als ihm das zu anstrengend wurde, da wechselte er zu Bild Online und las etwas darüber, was Frauen beim Sex angeblich wollen. Als ihm das wiederum zu blöd wurde, da schaltete er den Computer aus und machte sich ein frühes Abendessen. Kurz nach sieben überlegte er, beim Pflegeheim anzurufen und sich nach Frau Schneider zu erkundigen. Er musste, so dachte Lukas, herausfinden, wie lange er hier überhaupt noch Strom und warmes Wasser hatte. Und wer zum Teufel kümmerte sich jetzt um Frau Schneider? Hatte sie schon einen Betreuer? Wo würde sie hinkommen? Wurde die alte Frau korrekt behandelt? Lukas beschloss, den Anruf zu verschieben. Das war gerade alles zu viel. Stattdessen rief er bei Sven Polmeyer an. Er ließ es klingeln bis Sven ran ging.
    „Hi Lukas.”
    „Hallo Sven. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich deinem Bruder diese Probe geschickt habe, die er für mich analysieren soll. Bitte sag ihm noch mal, dass es sehr wichtig ist, dass es schnell gehen muss. Und sag ihm auch vielen Dank von mir.”
    „Bist du gerade in Freiburg?”, fragte Sven.
    „Nee, ich bin in Rothenbach. Ich habe hier zu tun?”
    „Rothenbach?”
    „Ja, der Ort wo ich als Kind und als Jugendlicher gewohnt habe. Ist ein ziemliches Kaff, nur ein paar tausend Einwohner. Bitte sag deinem Bruder Bescheid, dass er sich beeilen soll. Es ist wirklich wichtig.”
    „Okay okay, hab schon verstanden. Es ist furchtbar, furchtbar, furchtbar wichtig. Vielleicht erklärst du mir mal, warum die Angelegenheit so wichtig ist.”
    „Das erklär ich dir mal in Ruhe. Hab 'n bisschen Geduld.”
    Sven Polmeyer stöhnte auf.
    „Es ist wirklich wichtig”, sagte Lukas.
    „Wenn du noch einmal sagst, dass es wichtig ist, dann leg ich auf. Ich hab doch schon gesagt, dass ich mich drum kümmere.”
    „Danke Sven, echt anständig von dir. Ich meld mich wieder.”
    „Das befürchte ich.” Mit diesen Worten legte Sven Polmeyer auf. Was für ein blödes Arschloch , dachte Lukas. Er ging in die Küche, holte sich ein Glas Orangensaft, setzte sich auf die alte Wohnzimmercouch und betrachtete einige Minuten das Pflegebett, in dem Frau Schneider fast verdurstet wäre. Dann schaltete er den Fernseher ein und trank seinen kalten Orangensaft. Wie beschissen es doch sein musste, wenn man nicht einfach aufstehen und ein Glas Orangensaft holen konnte.
    Als Lukas erwachte, da war es drei Uhr nachts. Auf dem

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