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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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einige Leute, von denen wir die meisten bereits kannten, Kaffee tranken und sich unterhielten.
    Anna Friedrichs schenkte uns ebenfalls Kaffee ein und deutete auf zwei Stühle am Tisch. Ich setzte mich neben Erik Poste, der zusammen mit einem mir unbekannten Mann einen großen Holzschnitt begutachtete.
    »Guten Tag, ich bin Alexandra Cooper.«

»Richard Socarides, afrikanische Säugetiere.«
    Poste legte das schwarzweiße Bild so hin, dass ich es sehen konnte. Es war eine verblüffend detaillierte Zeichnung eines Nashorns mit dem charakteristischen Horn, dem verrunzelten Nacken, den schuppigen Beinen und dem gepanzerten Körper. »Können Sie sich das vorstellen, Ms. Cooper?«
    Ich studierte den wundervollen Druck, der ein perfektes Exponat für die Ausstellung zu sein schien.
    »Albrecht Dürer hat dieses Tier gezeichnet. In Deutschland, 1515. Es gab keine Zeitschriften oder Bücher, kein Fernsehen, wo er das Tier hätte sehen können. Das einzige Nashorn, das je von Afrika nach Europa verschifft wurde, starb auf der Überfahrt. Er konnte sich nur an verbalen Beschreibungen anderer Leute orientieren. Aber bis heute hat noch niemand eine bessere Zeichnung eines Nashorns angefertigt. Natürlich aus meiner Sammlung.« Poste, fiel mir ein, leitete die europäische Gemäldesammlung am Met.
    Socarides schien ungefähr vierzig Jahre alt zu sein; er machte einen ernsten Eindruck und kleidete sich eleganter als die meisten anderen Mitarbeiter des Naturkundemuseums. Er trug einen Nadelstreifenanzug, College-Slipper und ein Hemd mit seinem Monogramm auf der Manschette. »Besser als in echt, Erik. Wie kommen Sie mit Ihren Ermittlungen voran, Ms. Cooper?«
    »Gut, danke. Wir machen Fortschritte, wenn auch langsam.«
    »Ich könnte mir denken, dass Ihre Chancen gering sind. Ich sehe mir all diese gerichtsmedizinischen Sendungen im Fernsehen an. Die Statistiken sind ziemlich erschreckend. Wenn sich die Sache nicht innerhalb von siebzig Stunden aufklären lässt, ist die Wahrscheinlichkeit, den Mörder zu finden, gleich null.«
    »Aber ab und zu, Mr. Socarides, haben wir Glück.«
    »Ja, der Täter sabbert auf eine Leiche, und als Erstes überprüfen wir die Datenbank des Naturkundemuseums und gehen sicher, dass es keiner der Präparatoren war, der nur ein wenig üben wollte. Mike Chapman, Mordkommission.«
    »Welche Datenbank?«, fragte Poste.
    »Bei uns geht’s anders zu als bei euch, Erik«, sagte Socarides. »Wir mussten alle DANN-Proben abgeben. Das ist notwendig, damit wir nicht eine neue Spezies zottliger Mammuts mit Haaren von meinem Alpakamantel verwechseln.«
    Elijah Mamdouba rief die Versammelten zur Ruhe. »Mr. Chapman, Ms. Cooper, was Sie hier sehen, ist das Organisationskomitee der gemeinsamen Ausstellung. Von unserem Museum ich und Mr. Socarides, vom Met«, sagte er und deutete über den Tisch, »Mr. Poste, Europäische Gemälde, Ms. Friedrichs, Kunst aus Afrika, Ozeanien und den amerikanischen Kontinenten, und Mr. Bellinger von den Cloisters. Es fehlt also nur …«
    Er sah sich um.
    »Gaylord, Timothy Gaylord. Ägyptische Kunst«, sagte Mike. »Noch immer auf dem Mumienkongress.«
    »Richtig. Nun, dann wollen wir mal sehen, ob wir Ihre Fragen beantworten können.«
    Mike ließ mir den Vortritt. Wir hatten beide eine Vorliebe für die Rolle des bad cop - ich auf Grund meiner Neigung zum Kreuzverhör, und Mike, weil er von Natur aus misstrauisch und ungeduldig war.
    »Seit wir das letzte Mal mit Ihnen gesprochen haben, haben wir einiges mehr über Katrina Grooten herausgefunden. Einige ihrer Freunde sind sehr hilfreich gewesen.«
    Alle Anwesenden schienen auf den Bluff hereinzufallen. Mamdouba biss als Erster an. »Also haben Sie die Leute hier am Museum gefunden, von denen wir am Freitag gesprochen haben?«
    »Es wäre nicht weise, Ihnen gegenüber unsere Zeugen zu identifizieren, Sir. Wir haben auch mit Bekannten von ihr in anderen Bereichen Kontakt aufgenommen. In einer Sache kommen wir aber nicht weiter, und zwar, was die verschiedenen Schilderungen ihrer Persönlichkeit angeht.«
    »Meinen Sie, vor und nach ihrer Krankheit?«, fragte Bellinger.
    »Nein. Manche haben sie als sehr ruhig und, nun, sanftmütig und schüchtern beschrieben. Andere haben gesagt, dass sie sehr couragiert sein konnte, wenn sie sich leidenschaftlich für etwas einsetzte. Sie, Mr. Poste, und Sie, Ms. Friedrichs, haben sie sehr unterschiedlich beschrieben. Wir versuchen, uns darauf einen Reim zu machen. Es würde uns helfen, wenn Sie uns

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