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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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sagen könnten, wofür sie sich leidenschaftlich engagierte.«
    Poste sprach zuerst. »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, kannte ich Katrina nur als eine ernsthafte junge Wissenschaftlerin. Wenn ich sie mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen, sie war reserviert.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich auch eine andere Seite von ihr erlebt habe«, sagte Anna Friedrichs, während sie ihre Hände verschränkte und sich über den Kunststofftisch beugte. »Hiram, ich glaube, Sie auch.«
    »Nun, vor dem Überfall trat davon deutlich mehr in Erscheinung. Ich meine, bevor sie vergewaltigt wurde.«
    »Vergewaltigt?«, fragte Poste. »Sie wollen sagen, dass der Mörder Katrina vergewaltigt hat?«
    »Nein, nein, nicht dass ich wüsste. Oder, Detective?«
    Bellinger sah Chapman an. »Ich meine, als sie letztes Jahr auf dem Nachhauseweg im Fort-Tryon-Park vergewaltigt wurde.«
    »Davon wusste ich nichts«, sagte Mamdouba.
    »Ich auch nicht«, fügte Poste schnell hinzu.
    Anna Friedrichs war verärgert. »Ich habe es euch beiden gesagt, da bin ich mir sicher.« Die beiden Männer sahen einander an und waren entweder wirklich verblüfft oder hatten beide ein Talent, sich unwissend zu stellen. »Erik, Elijah, ich bitte euch. Ich weiß genau, dass ich es euch gesagt habe und euch gebeten habe, das vertraulich zu behandeln. Ich machte mir Sorgen, dass sie Angst haben würde, spätabends allein dort oben zu arbeiten.«
    Das war genau das, was Mike bezwecken wollte. Er wollte die gemeinsame Front aufbrechen, die häufig eine künstliche Reaktion auf das unwillkommene Eindringen einer Strafverfolgungsbehörde war, und herausfinden, was diese Kollegen trennte. Was brachte die Leidenschaften in diesen beiden Museen, wo neunzig Prozent der Sammlungen unter Verschluss waren, zum Brodeln?
    »Es ist offensichtlich, dass sich Katrina seit Jahren für mittelalterliche Kunst interessierte. Das hatte sie studiert, und dazu war sie ans Met gekommen. Und dennoch wollte sie New York verlassen und nach Afrika zurückgehen, um eine gänzlich andere Richtung einzuschlagen.«
    »Falls ich bemerken darf, Ms. Cooper« - es war Mamdouba - »ich glaube, dass der Gesundheitszustand ihres Vaters der Hauptgrund für ihre Entscheidung gewesen war.«
    Ein bisschen zu spät, dachte ich. Etwas anderes musste diesem Sinneswandel zu Grunde gelegen haben. Ich verließ mich darauf, dass uns Clem heute Abend helfen würde, das herauszufinden, aber wir mussten auch wissen, was die Kuratoren dachten.
    »Wir haben noch gar nichts von Ihnen gehört, Mr. Socarides. Schildern Sie uns doch Ihre Eindrücke von Katrina.«
    Er schien bisher nichts dagegen gehabt zu haben, den Kopf zurückzulehnen und seinen Kollegen das Feld zu überlassen. Jetzt richtete er sich langsam auf. »Ich habe sie erst kennen gelernt, als wir anfingen, die Ausstellung zu organisieren. Sie liebte Tiere. Das machte sie mir sympathisch.«
    »Wissen Sie, was sie daran so begeistert hat?«
    »Wer mag Tiere nicht, Ms. Cooper?« Er wurde lebhafter und drohte mir mit dem Finger. »In Ihren Krimisendungen wäre das Ihr Serienmörder. Jemand, der Tiere hasst und sie schon als Kind gefoltert hat. Ist das nicht immer der sichere Weg, den Mörder zu finden?«
    »Ich rede im Moment über das Opfer. Was mochte sie an den Tieren?«
    »In dieser Ausstellung geht es nur um Tiere, junge Dame. Katrina fand Dutzende von Beispielen für Tiersymbolismus in der mittelalterlichen Kunst, und dann zeigte ich ihr die echten. Okapis, Elenantilopen, Grevyzebras, Netzgiraffen.«
    »Tote.«
    »Nun ja, offensichtlich, Mr. Chapman. Wir sind ein Museum, kein Zoo.«
    »Ausgestopfte Tiere, die Sie ausstellen.«
    »Genau.«
    »Hat sie Ihnen - oder Ihren Mitarbeitern - jemals bei der Präparierung der Tiere zugesehen?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Sie liebte beides - die Tiere und die Skelette. Ich glaube nicht, dass es ihr sonderlich gefiel, dass man die Tiere mit Hilfe ihrer Häute rekonstruierte. Das roch ihr mit Sicherheit zu sehr nach Hannibal Lecter.«
    »Was meinen Sie mit den >Tieren und den Skeletten    »Nun, Ms. Cooper. Katrina liebte Tiere. Bedenken Sie, dass sie alle aus Afrika kamen. Vielleicht war es das, was ihr gefiel. Und sie war von Knochen fasziniert. Sie wurde nie müde, sich Knochen anzusehen, und sie wollte alles wissen, was ich darüber wusste.«
    Nicht so ungewöhnlich, dachte ich, für eine Frau, deren Spezialgebiet Grabkunst war. »Aber ich muss doch widersprechen, Anna«, sagte Socarides, bevor

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