Die Knochenkammer
ja gerne helfen, wenn Sie endlich mit der Geheimniskrämerei aufhören und mir ihren Namen nennen würden.«
»Das ist es ja gerade. Ich will, dass Sie mir sagen, wer sie ist.«
»Jetzt mal von vorne, Rocco. Was haben Sie?«, fragte Mike.
»Nehmen wir zum Beispiel den letzten Vorfall. Ich kenne jetzt einen Teil der Geschichte, weil ich gestern mit dem Kerl telefoniert habe. Nennen wir ihn John Doe. Geschäftsmann aus Omaha, wegen einer Verkaufstagung in der Stadt. Er hat vor fast zwei Wochen eingecheckt, an einem Dienstag. JuniorSuite, reserviert bis einschließlich Freitag. Fünfhundertfünfzig Dollar die Nacht, zuzüglich Zimmerservice. Das Ganze kostet seine Firma ungefähr dreitausend Dollar die Woche, die besten Weine und größten Steaks inklusive.«
»Netter Spesenritter!«
»An seinem letzten Abend in der Stadt trinkt er allein in unserem anderen Pub, dem Bull and Bear. Er reißt ein Mädchen auf, spendiert ihm einen Cocktail und lädt es auf einen Schlummertrunk in sein Zimmer ein. Am nächsten Morgen muss er eilig zum Flughafen und wieder bei der Dingsbumsfirma in Nebraska antanzen. Sie räkelt sich auf dem Bettlaken, nippt an einem Mimosa vom Frühstückstablett und tut so, als hätte sie eine tolle Nacht mit ihm verbracht. >Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich noch ein Stündchen oder so bleibe und ein Bad nehme, bevor ich gehe?<«
»John ist kein schlechter Kerl, oder?«
»Eine wahre Seele von Mensch. Er sagt ihr, sie müsse nur vor zwölf Uhr mittags auschecken, drückt noch einmal ihre Brüste und geht.«
»Was ist das Problem?«
»Das war Freitagmorgen. >Mrs. Doe< wartet, bis er verschwunden ist. Dann ruft sie die Rezeption an und sagt, dass es ihnen so gut gefällt, dass sie beschlossen haben, noch eine Woche zu bleiben.«
»Das funktioniert?«
»Hey, die Zimmerrechnung läuft auf seine AmEx-Karte. Die Rezeption ruft die Kreditkartenfirma an, die bestätigt, dass die Firma den Kreditrahmen hat. Und die liebe Mrs. Doe hat’s geschafft. Fünfhundertfünfzig Dollar pro Nacht. Dazu eine Woche Zimmerservice - morgens, mittags und abends Champagner, zum Abendessen Shrimpscocktail und Filet Mignon. Genauer gesagt, Abendessen für zwei, wer auch immer der Glückliche war. Ein paar Einkäufe in den Läden im Untergeschoss, die Rechnung geht aufs Zimmer. Und eine Woche später verschwindet sie.«
»Und Mr. Doe?«
»Hat gestern in seinem Büro die American-Express-Rechnung geöffnet und fast einen Herzinfarkt bekommen. Statt der dreitausend Dollar, mit der die Firma rechnete, erhielt er eine Rechnung über annähernd dreißigtausend Dollar. Er rief unsere Buchhaltung an, wo man ihm sagte, dass Mrs. Doe die Zahlungen autorisiert hat.«
»Nur, dass Mrs. Doe Omaha nie verlassen hat.«
»Wie könnte sie? Drei kleine Does, haufenweise Elternabende und Fußballspiele.«
»Das heißt, er kann ihr nichts vorjammern und seinem Boss auch nicht. Also ruft er im Waldorf an, um sich zu beschweren.«
»Ja, und erst beim vierten Mal kam seine Version der Wahrheit nahe. Jemand hat seinen Zimmerschlüssel gestohlen, er muss seine Kreditkarte verloren haben, vielleicht war es das Zimmermädchen - diesen ganzen Scheiß hat er zuerst probiert. Aber das hier war noch nicht so lange her, sodass sich der Barkeeper noch an den Aufriss erinnern konnte, als ich ihn nach der Rechnung des entsprechenden Abends fragte. Mr. Doe war bis zur letzten Runde da gewesen und hatte mit dem Barkeeper über die Chancen der Cornhuskers in der nächsten Saison geplaudert, als das Mädchen hereinkam. Sie arbeitete schnell, und innerhalb von zehn Minuten hatte der Kerl seine Hände überall.«
»Wie haben Sie eins und eins zusammengezählt?«
»Dank Ms. Cooper hier! Sie und ihre Freundin haben es für mich getan.«
Ich sah Mike an und zuckte die Achseln.
»Ich sah mir die letzten beiden Fälle an, die ähnlich waren. Ein Kerl aus Kansas City und einer aus Austin. Beide für dreißig Riesen über den Tisch gezogen. Aber es gibt einen gemeinsamen Nenner. Auf jeder Rechnung ruft das Mädchen Ihre Nummer an, Ms. Cooper. Manchmal drei- oder viermal pro Nacht. Wir haben die Telefonfirma kontaktiert, die uns sagte, dass die Nummer eine Durchwahl der Bezirksstaatsanwaltschaft ist. Wir sprachen mit dem Leiter der Abteilung - diesem McKinney -, und er sagte mir, dass es eine Ihrer verrückten Freundinnen sein muss. Wollen Sie mir helfen, das hier klarzustellen?«
Er reichte mir die Telefonunterlagen und ich fing an, breit zu grinsen.
Weitere Kostenlose Bücher