Die Knochenkammer
»Gut zu wissen, dass wir dem Polizeipräsidenten nicht über Nacht die Mordstatistik hoch geschraubt haben.«
An der Unterseite des Arms klebte ein kleiner Aufkleber. Mike las: »68/3206.«
Er drehte sich zu Mamdouba. »Sieht aus wie ein Museumsexponat. Jahr und Inventarnummer.«
Der Sammlungsdirektor wirkte erleichtert. »Das gehört dem Metropolitan. Das ist nicht unser Inventarisierungssystem. Was für ein grausamer Scherz!«
»Menschenarme in einem Kunstmuseum?«
Mamdouba zuckte die Achseln.
Ich notierte die Nummer auf meinem Block. Wir waren später mit Thibodaux verabredet. Ich nahm Mike zur Seite, während sich die Detectives von Mamdouba die nötigen Informationen geben ließen, um ihren Papierkram zu erledigen.
»Was glaubst du?«
»Irgendwann zwischen gestern Abend nach Museumsschluss und heute Morgen hat irgendein Clown beschlossen, die Tiere zu füttern. Ist es ein schlechter Scherz, der nichts mit unserem Fall zu tun hat? Oder eine Warnung an uns beide? Vielleicht versucht Katrinas Mörder, uns eins auszuwischen. Kommt drauf an, wem dieses groteske Kunstwerk hier gehört. Muss aus irgendeinem Lagerraum hervorgekramt worden sein.«
»Falls Katrinas Mörder hier arbeitet, will er uns vielleicht dazu bringen, jemanden am Met genauer unter die Lupe zu nehmen«, mutmaßte ich. »Oder umgekehrt. Und uns einen Schreck einjagen.«
»Bei Mamdouba ist ihm das jedenfalls gelungen. Menschliche Körperteile, egal, wie alt und abgelagert, sind nicht gut fürs Geschäft.«
Wir warteten, bis der Arm fotografiert und als Beweisstück sichergestellt worden war, und gingen dann wieder ins Untergeschoss. Es war kurz nach zwei, und von unseren Gesprächspartnern war keiner geblieben, um die Interviews zu beenden.
Zimm war in seinem Büro um die Ecke. »Tut mir Leid, dass ich mich heute Vormittag so panisch angehört habe, als ich in Ihr Meeting platzte, aber Sie hätten mal die Aufregung oben erleben sollen!« Er reichte mir einen Zettel.
»Sie sollen Ihr Büro anrufen, Ms. Cooper.«
Ich sah auf das Stück Papier. »Laura hat angerufen. Gute Neuigkeiten.«
Zimm bot mir sein Telefon an und ging mit Mike aus dem Zimmer, der ihm auftrug, die Ohren offen zu halten, was die Sache mit dem Arm in dem Diorama anging.
Ich wählte Lauras Nummer. »Eine Sekunde, Alex. Ich stelle Sie zu Ryan durch.«
Eine kurze Pause, dann: »Alex? Es klappte wie am Schnürchen. Mein Internetperversling, Frederick Welch III., ist in Untersuchungshaft.«
»Er hat sich auf die ganze Sache eingelassen?«
»Er kam rechtzeitig zum Museum und traf sich mit unserer Agentin am Pferdearsch, wenn du den Ausdruck entschuldigst. Direkt unter dem Hinterteil von Teddy Roosevelts Ross auf den Stufen des Central-Park-West-Eingangs. Er öffnete seine Tasche und zeigte ihr das Gras und die Pillen, die er mitgebracht hatte, um sie fürs erste Mal locker zu machen, und ging dann mit ihr um die Ecke in ein Hotel in der Seventyseventh Street.«
»Und ihr habt alles auf Band? Ich meine, wie sie sagt, dass sie dreizehn ist?«
»Sie war perfekt. Während sie so dahinschlendern, sagt sie zu ihm: >Ich hab dich angelogen. Ich bin nicht dreizehn. Ich bin erst zwölf. Ich habe erst in zwei Wochen Geburtstag.< Er drückte sie und sagte zu ihr, dass das sogar noch besser wäre. Er hätte noch nie mit einer Zwölfjährigen geschlafen.«
»Wie hat er reagiert, als man ihm Handschellen anlegte?«
»Er war ein bisschen weinerlich. Dann fing er tatsächlich zu heulen an, als Harry ihm sagte, dass sie eine Gegenüberstellung machen müssten. Nackt. Sie wollten seinen Penis mit dem Bild vergleichen, das er gemailt hatte. Er plärrte wie ein Baby. Er musste zugeben, dass es kein Selbstporträt gewesen war. Alex, ich hoffe, du hast nichts dagegen. Ich bat die Pressestelle, die Story für die Post an Mickey Diamond zu geben. Er sagt, dass ich es auf die Titelseite schaffe, falls du deinen Mordfall nicht bis Mitternacht löst.«
»Sosehr ich mir das auch wünsche, die Schlagzeile nehme ich dir nicht weg. Wie lautet sie?«
»Ein Foto von Freddie, mit einem Banner, das den AOL-Gruß beim Einloggen in das E-Mail-Programm imitiert: YOU’VE GOT JAIL!«
»Gefällt mir. Gut gemacht, ihr alle. Ach, Ryan, würdest du bitte Harry sagen, dass ich ihn vielleicht später anpiepen werde? Eine Zeugin kommt in die Stadt, die mit unserer Verstorbenen E-Mail-Kontakt hatte. Ich brauche eventuell eine richterliche Anordnung, um Festplatten von einigen der Museumsmitarbeiter zu
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