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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Sicherheitsvorkehrungen in Museen sind dieser Tage ziemlich streng. Erinnern Sie sich, ob Sie sich anmelden und irgendwelche Museumsausweise vorlegen mussten?«
    Bellinger holte tief Luft und schloss die Augen. »Wahrscheinlich. Sicher.«
    »Erinnern Sie sich, wie sich Eve Drexler eingetragen hat?«
    Er fuhr mit einem Finger über den Rand seines Bechers.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Es gab nichts Auffallendes -«
    Da klopfte es an der Tür, und Mark Zimmerly betrat den Raum.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Mamdouba, aber ich muss Sie sofort sprechen.«
    Der stets auf gute Manieren bedachte Kurator versuchte, den aufgeregten Mann zu beruhigen. »Eine Minute, Zimm. Warten Sie draußen, und ich komme sofort.«
    Zimm zögerte. Er sah Hilfe suchend zu Chapman und beschloss nicht zu warten.
    »Oben ist eine dritte Klasse aus Scarsdale, Sir. Die Kids flippen aus und schreien Zeter und Mordio.«
    Mamdouba stand auf und ging schnell zur Tür, in der Hoffnung, Zimm zu unterbrechen, bevor wir hören konnten, was das Problem war.
    »Was ist los, Zimm?«, fragte Mike, der Mamdouba zuvorgekommen war.
    »In einem der Dioramen, in einem der Ausstellungskästen im Erdgeschoss … ist … ist … ein Arm. Ein abgetrennter menschlicher Arm.«
    Der über und über tätowierte Oberarm eines kräftigen Mannes lag auf dem Boden eines Glaskastens.
    Wolken und ein purpurfarbener Dunstschleier schwebten über dem Box-Canyon, der als Hintergrundbild für das Jaguardiorama diente. Die drei Fleisch fressenden Großkatzen saßen selbstzufrieden zwischen den Kakteen und Büschen, so wie sie es seit fünfzig Jahren taten, aber jetzt sahen sie aus, als hätten sie sich gerade ein frisches Mahl schmecken lassen.
    Die Sicherheitskräfte hatten die verängstigten Schulkinder nach draußen gebracht und den Ausstellungsraum abgeriegelt.
    Mike und ich standen vor dem Glaskasten, während Mamdouba und Socarides etwas abseits in dem spärlich beleuchteten Korridor miteinander sprachen. Socarides gab die Kuratorversion von »das geht mich nichts an« zum Besten.
    »Elijah, afrikanische Säugetiere sind oben. Ich habe mit den Amerikanern nichts zu tun. Ich habe keine Ahnung, was das hier soll.«
    »Sieht aus, als wäre er nicht mehr der Jüngste«, sagte ich zu Mike und bückte mich, die Hände auf die Knie gestemmt. »Fast wie gegerbt und konserviert. Wie eine Tierhaut.«
    Er war kurz beiseite getreten, um den Lieutenant anzurufen, damit dieser die Spurensicherung herschickte.
    »Mr. Mamdouba, wie gelangt man in diese Dinger da, diese Dioramen, hinein?«
    »Das ist ziemlich schwierig, Mr. Chapman. Die meisten davon sind plombiert. Es ist gar nicht so einfach, da hineinzukommen. Wenn wir restaurieren oder diese herrlichen Hintergrundgemälde ausbessern, müssen wir die ganze Glasscheibe entfernen.«
    »Damit kenne ich mich ein bisschen besser aus, Detective.
    Falls Elijah erlaubt. Jedes Diorama hat an der Seite eine Tür. Natürlich verschlossen. Aber über jedem ist ein Steg.«
    »Ein Steg?«
    »Alle paar Monate müssen Techniker hinein, um die Glühbirnen zu wechseln. Wir haben furchtbare Probleme mit der Beleuchtung gehabt. Viele Tiere sind durch das Neonlicht beschädigt worden. Die Streifen meiner armen Zebras sind schrecklich ausgebleicht. Die Stege sind schmal, aber man könnte von dort etwas zu den Tieren hineinwerfen.«
    »Und wer hat die Schlüssel zu diesen Türen?«
    »Alle Restauratoren, die meisten Techniker, und unter den Kuratoren und Hausmeistern kursieren wahrscheinlich ein paar Hauptschlüssel.« Socarides zog einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und ging auf die Bronzetür an der Seite des Dioramas zu.
    »Nicht so schnell, Kumpel! Wir haben es hier mit einem Diebstahl zu tun. Gestohlene Gliedmaßen, nehme ich an, und vielleicht auch unbefugtes Betreten. Ein paar Kollegen sind auf dem Weg hierher, um nach Fingerabdrücken zu suchen und diesen Arm aus dem Kasten zu holen. Bis dahin wollen wir mal lieber unsere Pfoten wegnehmen.«
    Es dauerte fast eine Stunde, bis die beiden Detectives mit ihren Spurensicherungskoffern im Museum eintrafen. Nachdem sie akribisch den Türrahmen untersucht hatten, kletterte einer von ihnen auf den Steg hinauf, der sich viereinhalb Meter über dem Diorama befand. Schließlich ließen sie ein paar Arbeiter kommen und das Fenster entfernen.
    Ich wartete, bis sie mit behandschuhten Händen den Arm herausgeholt hatten, und sah ihn mir dann genauer an.
    »Der hier ist nicht mehr der Jüngste«, sagte Mike.

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