Die Knochenkammer
für sie zu planen. Sie schickte mir kurz vor ihrem Tod einen Brief, und es könnte euch interessieren, was sie mir geschrieben hat. Ist die Polizei hilfreich gewesen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihnen die Informationen geben soll.«
»Da wäre es wohl schwer, nicht neugierig zu werden. Die meisten der Leute, über die wir gesprochen haben, wissen, dass ich nicht gerade gern mit Regierungsbehörden kooperiere. Sie denken, dass ich gern Schwierigkeiten mache.«
»Genau das meine ich. Es sollte bereits interessant sein, wie die Leute Ihnen antworten. Wie haben Sie es mit Ihrer Arbeitsstelle in London arrangiert?« Ich wollte sichergehen, dass niemand dort Anrufe für Clem entgegennahm und verriet, dass sie bereits in Manhattan war. Im Augenblick war sie unter unseren kollektiven Fittichen sicher, und das sollte auch so bleiben, während wir versuchten, Katrinas Mörder ans Tageslicht zu locken.
»Ich habe meinem Chef gesagt, dass ich wegen eines familiären Krankheitsfalles nach Grönland fliegen müsste, und habe keine Telefonnummer hinterlassen. Ich habe nur gesagt, dass ich über E-Mail in Kontakt bleiben werde.«
»Was wird Ihre Sekretärin sagen?«
»Den Luxus habe ich auf meiner Ebene nicht. VoiceMail. Ich habe die Nachricht geändert. Sie sagt das Gleiche.«
»Weiß irgendjemand, in welchem Hotel Sie in New York sind?«
»Woher denn? Ich hatte ja selbst keine Ahnung, bis wir in der Hotellobby ankamen.«
»Also, dann fangen Sie bitte an! Ich muss nur kurz zum Bezirksstaatsanwalt, um zu sehen, wie ich seiner Meinung nach die Sache mit meinem Fanclub unten auf der Straße handhaben soll.«
Rose Malone zog gerade ihre Turnschuhe aus, um in ihre hochhackigen Schuhe zu schlüpfen, die ihre tollen Beine fantastisch zur Geltung brachten. »Ich wette, die haben Sie gebraucht, um heute Morgen durch meinen Schwarm Bewunderer zu flitzen. Um wie viel Uhr kommt der Boss?«
»Er hat gestern die Rede bei der Abschlussfeier an der Stanford University gehalten. Er fliegt erst heute zurück und wird folglich gar nicht hier sein.« Sie richtete sich auf und flüsterte mir über ihren Schreibtisch hinweg zu: »McKinney war schon hier und wollte deswegen mit ihm sprechen. Ich glaube, er wird dafür sorgen, dass der Dezernatsleiter des fünften Reviers den Eingang absperrt und die Demonstranten zum Hintereingang des Gebäudes umleitet. Die Polizei wird es als Sicherheitsmaßnahme deklarieren. Wenigstens bleiben sie dann vom Eingang der Richter und der Grand Jury weg.«
»Glauben Sie, dass im Berufungsgericht ein Plätzchen frei ist, Rose? Keine Zeugen, keine Irren, keine Kontroversen.«
»Sie würden dort sterben vor lauter Langeweile. Sie blühen bei so etwas doch richtig auf.«
»Ich mag Herausforderungen, ich mag kreative Ermittlungen, ich mag meine Kollegen. Das da?« Ich deutete aus dem Fenster auf den Gehsteig unter uns. »Hier gibt es keine Möglichkeit zu gewinnen. Wenn der Boss anruft, dann sagen Sie ihm, dass ich tun werde, was er für richtig hält. Und dass wir vor dem Wochenende neue Informationen im Mordfall Grooten haben sollten.«
Mike war bereits in meinem Büro, als ich zurückkam.
»Du kriegst ja ganz schön dein Fett ab da unten. Ich hätte fast ein paar Schüsse abgefeuert, um die Menge auseinander zu jagen, aber ich hatte Angst, dass ich zufällig Glück haben und einen von ihnen treffen würde.«
»Clem arbeitet an ihrer ersten E-Mail -«
»Ist schon rausgegangen! Hank Brock war hier und hat an der Zeitfunktion im Computer herumgespielt. Ich soll dir sagen, dass er es so eingerichtet hat, dass es aussieht, als ob sie die Mails von London aus abschickt. Ist das in Ordnung?«
»Perfekt. Und ich gehe nach oben, sobald die Grand Jury eine beschlussfähige Mitgliederzahl erreicht hat.« Ich könnte von Glück reden, wenn das frühestens um Viertel nach zehn der Fall war. »Ich möchte einige Beweisaufnahmeanträge für das Naturkundemuseum fertig machen. Wir brauchen einen detaillierten Grundriss und eine Liste aller Räumlichkeiten, die ein Privatgewölbe oder eine Lagerkammer sein könnten.«
»Der Erste hat angebissen«, sagte Clem. Ich hob den Kopf und sah auf den Bildschirm, als sie die neue Nachricht anklickte.
Sie las laut vor:
Wann kommen Sie, und wo werden Sie übernachten? Wollen wir uns auf einen Kaffee treffen? Katrina war so ein nettes Mädchen. Die Polizei scheint fest entschlossen zu sein, die ganze Sache zu vermasseln. Wir sollten uns zuerst unterhalten.
»Von wem
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