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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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anderen Seite des Parks nie sein wollte.«
    »Also was ist mit der gemeinsamen Ausstellung?«
    »Händchenhalten zum Wohle der Allgemeinheit, Detective. Wie Sie sich sicher denken können, geht es nur darum, Profit zu machen. Als die Wirtschaft dieses Jahr so merklich absackte, mussten die Kuratoriumsmitglieder Thibodaux bitten, den Gürtel enger zu schnallen.«
    »Warum ihn?«
    »Weil er das Geld mit vollen Händen ausgibt. Deswegen hat man ihn vor drei Jahren an Bord geholt. Das Kuratorium bewunderte seine Kühnheit und warf ihm das Geld schier hinterher. Ich rede hier nicht hinter seinem Rücken. Ein Grund, warum wir ihn gerne am Ruder haben, ist, dass uns die ganze Zeit großartige Kunstwerke angeboten werden, weil die Sammler wissen, dass unser betuchtes Kuratorium bereit ist, für diese Meisterwerke zu zahlen. Kein Feilschen, kein Handeln.«
    Erik Poste übernahm wieder das Wort. »Wie Sie wahrscheinlich wissen, veranstaltet das Met andauernd Sonderausstellungen. Manche sind erfolgreicher als andere. Diese hier ist seit über einem Jahr in der Planungsphase. Es war Thibodaux’ Idee, das Naturkundemuseum zu bitten, sich mit uns zusammenzutun. Das hat es noch nie gegeben, und er denkt, dass die Ausstellung das Potenzial hat, ein Kassenschlager zu werden.«
    »UniQuest denkt das auch«, sagte Gaylord und erinnerte mich an Sinn und Zweck des gestrigen Empfangs.
    »Was ist das Thema der Ausstellung?«
    »Unser Arbeitstitel lautet >Ein modernes Bestiarium<.«
    »Hört sich in meinen Ohren nicht allzu aufregend an«, sagte Chapman.
    »Keine Angst. Unsere Freunde in Hollywood werden sich schon noch etwas Flotteres einfallen lassen, bevor alles fertig ist. Wir haben bereits so Titel wie >Satyrn, Sirenen und Sapiens< abgelehnt. Es ist wirklich ein faszinierendes Unterfangen. Es ist für jeden etwas dabei, und das macht Thibodaux ja zu einem Marketinggenie. Ihn und die Leiterin des Naturkundemuseums, Helen Raspen; sie ist absolut brillant.«
    »Was ist ein Bestiarium?«
    Wieder ergriff Erik Poste das Wort. »Ursprünglich waren das mittelalterliche Bücher, Mr. Chapman. In ihnen sollten alle Tiere der Welt beschrieben und abgebildet werden, und dazu - gemäß dem damaligen Denken - die menschlichen Züge, die sie repräsentierten.«
    »Tiere mit menschlichen Zügen?«
    »Bestiarien sind Quellen für alle Arten von Fabelwesen, und Künstler benutzen sie seit Jahrhunderten als Leitfäden des literarischen Symbolismus. Denken Sie beispielsweise an das Einhorn. Es ist seit langem das Symbol für Jungfräulichkeit.«
    »Und ich dachte immer, das wäre eine blonde Staatsanwältin«, murmelte Chapman vor sich hin.
    Gaylord fuhr fort. »Lewis Carroll, James Thurber, Jorge Luis Borges - sie alle haben Bestiarien gemacht. Natürlich in jüngster Zeit. Die Ausstellung gibt uns die Gelegenheit, aus beiden Sammlungen Arbeiten aus mehreren Jahrhunderten zu diesem Thema zusammenzutragen. Wir haben die künstlerischen Darstellungen, die Gemälde und Skulpturen, und das Naturkundemuseum hat die Fossilien und Skelette. Kunstliebhaber und Tierfans, Kinder und Erwachsene - es werden alle auf ihre Kosten kommen.«
    Rollt die riesigen Seidenbanner aus, die vom Dach des Museums jede neue Ausstellung ankündigen, lasst die Kassen klingeln, füllt die Regale der Museumsläden, und die Massen werden kommen.
    Wo hatten wir Katrina in all dem verloren? »Was hatte Ms. Grooten damit zu tun?«
    Timothy Gaylord rollte seinen Füllfederhalter zwischen den Handflächen. »Als Thibodaux Anfang letzten Jahres diese Idee zum ersten Mal vorbrachte, beschlossen wir, von jeder Sammlung innerhalb des Met jemanden zu kontaktieren.«
    »Wie viele davon gibt es?«
    »Achtzehn kuratorische Abteilungen - alles Mögliche, von uns dreien bis hin zu Musikinstrumenten und Fotografie. Wir fingen mit den Leitern der jeweiligen Abteilungen an. Manche der kleineren Abteilungen schickten Vertreter. Wenn mich nicht alles täuscht, kam Hiram Bellinger von den Cloisters zum ersten Treffen in Pierres Büro, richtig?«
    Gaylord sah Poste und Friedrichs an.
    »Ja«, antwortete Friedrichs, »danach stellte er Katrina zur Arbeit an dem Projekt ab. Sie sollte die Gegenstände auswählen, die man aus den Cloisters verwenden wollte.«
    »Es ist Mr. Bellingers Spezialität zu delegieren, Ms. Cooper«, sagte Erik Poste und schlug lachend die Beine übereinander. »Pierre gab uns deutlich zu verstehen, dass sogar diejenigen von uns, die die Hauptabteilungen des Museums leiteten - Timothy

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