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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Veränderungen auch aufgefallen. Sie dachte, dass es besser wäre, wenn der Anruf von mir als Katrinas direktem Vorgesetzten käme. Also habe ich angerufen.«
    »Was hat Harriet gesagt?«
    »Ich habe ihr meine Sorgen geschildert und beschrieben, wie sich Katrina seit dem Sommer verändert hatte. Dass sie abgenommen hatte und antriebslos wirkte. Dass sie sich in letzter Zeit nicht mehr für die Arbeit interessierte, was sehr untypisch war für sie.«
    Es hörte sich nicht nur nach posttraumatischem Stress an, sondern auch wie das Anfangsstadium einer Arsenvergiftung.
    »Ich fragte Harriet, ob sie der Meinung war, dass Katrina einen Arzt aufsuchen sollte, und ob ihr körperlicher Verfall vielleicht medizinische Gründe haben könnte. Sie haben mir nicht gesagt, wie Katrina gestorben ist«, sagte Bellinger und sah Mike an, »also erübrigen sich meine Überlegungen vielleicht im Nachhinein.«
    Mike antwortete nicht. »Was hat sie gesagt?«
    »Harriet? Dass sie sich selbst darum kümmern würde. Dass eine derartige Betreuung ihr Spezialgebiet sei. Sie kannte Katrina erst seit dem Spätsommer, also fielen ihr die Unterschiede wahrscheinlich nicht so stark auf wie manchen von uns, die wir sie schon vor der Vergewaltigung gekannt hatten. Aber sie machte mich glauben, dass sie die Expertin sei, also gab ich Ruhe. Harriet sagte mir, dass alle von mir erwähnten Symptome mit dem Traumasyndrom nach Vergewaltigungen übereinstimmten.«
    »Haben Sie und Katrina weiter darüber gesprochen?«
    »Nicht wirklich. Anfang November deutete sie mir gegenüber bereits an, dass sie überlegte, nach Kapstadt zurückzugehen. Ihr Vater —«
    »Haben Sie seine Telefonnummer?«
    »Sie ist hier in der Personalakte. Ich glaube nicht, dass Ihnen das viel nützen wird. Sie sagte mir, dass ihr Vater in einem Pflegeheim sei. Alzheimer, frühes Stadium, wenn ich mich recht erinnere. Ich sagte ihr, dass es meiner Ansicht nach verrückt sei zurückzugehen. Aus zweierlei Gründen.«
    »Und welche waren das?«
    »Ich fand, dass sie erst wieder gesund werden müsse, doch das brachte nur den Dickschädel in ihr zum Vorschein. Sie hielt mir Vorträge über das südafrikanische Gesundheitswesen und wie fortgeschritten es war. Falls etwas Psychologisches ihrer Besserung im Wege stand, würde es ihr gut tun, hier, wo die Vergewaltigung passiert war, wegzukommen. Und falls es etwas Medizinisches war, wie ich vermutete - sie bezweifelte das übrigens, weil sie so großes Vertrauen in Harriet hatte -, dann gäbe es in Kapstadt die besten Ärzte der Welt.«
    »Und der zweite Grund, warum sie Ihrer Meinung nach nicht weggehen sollte?«
    »Ihre Arbeit.«
    »Gibt es in Afrika keine Gräber?«, fragte Mike. »Keine Museen?«
    »Natürlich. Aber nicht auf ihrem Spezialgebiet. Sie hatte sich schon für einen Job beworben. Ich habe ihr ein Empfehlungsschreiben geschrieben, das Sie ebenfalls in der Akte finden werden.«
    »Für welche Position?«
    »Das McGregor Museum in Kimberley, Südafrika.«
    »Gibt es dort eine Abteilung für mittelalterliche Kunst?«, fragte ich.
    »Botanik, Archäologie, Kulturgeschichte, Zoologie, Naturkunde, Wissenschaft. Keine mittelalterliche Kunst. Das war genau der Punkt, Ms. Cooper. Katrina war eine viel versprechende Nachwuchswissenschaftlerin in diesem heiß umkämpften Bereich. Aber alle Mediävistik-Programme beschränken sich auf europäische und amerikanische Institutionen. Sie verschenkte zehn Jahre ihrer Ausbildung.«
    »Aber es war ihr Zuhause, Mr. Bellinger.«
    »Ihre Mutter war tot. Ihr Vater erkannte sie nicht mehr. Sie war in England auf die Universität gegangen, also waren ihre Freunde auf dem ganzen Erdball verstreut. Südafrika war nicht ihr Zuhause. Sie war dabei, sich hier zu etablieren.« Bellinger ging in seinem Büro auf und ab und sprach immer aufgeregter über seine Versuche, Katrina daran zu hindern, New York zu verlassen. »Anna Friedrichs und ich hofften, dass es uns gelingen würde, ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit wiederherzustellen. Ich hatte mit Eve darüber gesprochen, Katrinas Arbeit ans Met zu verlegen, sodass sie nicht jeden Tag durch den Fort-Tryon-Park gehen musste.«
    »Hört sich an, als ob Sie sie hier behalten wollten«, sagte Mike.
    »Unbedingt. Ich habe ihr sogar vorgeschlagen, sich beurlauben zu lassen. Ich fand, sie solle über die Feiertage nach Hause fliegen, ihren Vater besuchen und sich selbst überzeugen, dass es für sie in Kapstadt nichts zu holen gab. Aber jetzt kann ich mir

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