Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Sie mir bitte Ihre Garderobenmarken!«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die Kontrollabschnitte. Ich würde sie gerne sehen.«
    Der Angestellte hielt ihm mit der linken Hand eine riesige Rolle mit nummerierten Tickets hin. »Die hier?«
    Mike griff sich das lose Ende der Rolle und riss es ab. Er verglich es mit dem Ticket, das Kestenbaum in Katrinas Hosentasche gefunden hatte. Sie stimmten genau überein.
    »Wo ist die Fundstelle?«
    »Haben Sie heute etwas verloren, Sir?«
    »Nein. Meine Freundin hier ist etwas zerstreut. Sie hat letztes Jahr ihre Handschuhe hier im Museum vergessen und will sie noch rechtzeitig vor Winterbeginn wiederhaben.«
    »Dann müssen Sie zum Sicherheitsdienst gehen. Folgen Sie den Schildern vorbei am IMAX-Kino zur Vorderseite des Gebäudes. Er ist direkt vor der Halle des Planeten Erde.«
    Mike rannte jetzt fast, und ich eilte hinter ihm her. Die Halle der Nordwestküsten-Indianer mit ihren Figuren von Männern in Lendenschurzen und Frauen in Tierhäuten, die über offenen Feuerstellen kochten und auf hohen Gestellen Fleisch pökelten, schien schier endlos.
    »Weißt du, was hier anders ist als im Met? Zum einen schon mal das Licht.«
    Mir war noch nie bewusst geworden, wie dunkel es in diesen riesigen Korridoren war. In den Ausstellungsräumen gab es kein natürliches Licht, und sie hatten auch nicht die Weite des Kunstmuseums. Obwohl die Vitrinen von hinten angestrahlt waren, herrschte überall eine kühle Dunkelheit.
    Ich folgte Mike um eine Ecke in den riesigen Ausstellungsraum, der den Säugetieren Nordamerikas gewidmet war. Wieder war es in dem Saal mit den düsteren Glasvitrinen voller Karibu- und Bisonherden auffallend finster.
    Wir gingen vorbei an den Aufzügen zu einem anderen Informationsschalter, hinter dem eine Dame gerade ihre Papiere wegschloss. Sie zeigte auf die Tür des Büros des Sicherheitsdiensts. Mike hielt sie mir auf. Wie in den meisten Finanz- oder philanthropischen Einrichtungen der Stadt wurden auch die Sicherheitsdienste in den Museen von pensionierten NYPD-Bossen geleitet. Häufig quittierten sie ihren Job jung und gesund genug, um eine volle Rente zu kassieren, und schlugen dann eine zweite Laufbahn mit gutem Gehalt und Sozialleistungen ein.
    Mike wies sich bei dem Sicherheitsbeamten hinter dem Schreibtisch aus. »Wer ist hier der Boss?«
    »Sitzt vor Ihnen.«
    »Ich bin dienstlich hier.« Wieder einmal wirkte das blaugoldene Detective-Abzeichen seine Wunder. »Gibt es hier ein Fundbüro?«
    »Sitzt vor Ihnen.«
    »Das hier ist eine Garderobenmarke für etwas, was vor Monaten hier abgegeben wurde.«
    »Vor wie vielen Monaten?«
    »Vielleicht fünf oder sechs.«
    »Bei fünf hab ich’s. Bei sechs ist es vom letzten Jahr.«
    Mike reichte ihm den durchsichtigen Umschlag mit dem Kontrollabschnitt. Der Wächter sah ihn genau an, dann griff er zum Telefon und bat jemanden am anderen Ende der Leitung, nach einem Gegenstand mit der Nummer 248 zu suchen.
    »Sie werden mir gleich Bescheid sagen, ob sie es finden können, Detective.«
    »Können Sie mir auch das genaue Datum sagen, wann es abgegeben worden ist?«
    Der Aufseher zog die Stirn in Falten und dachte ein paar Sekunden nach. »Wahrscheinlich nicht. Das heißt, nicht genau. Die Tickets gehen bis zehntausend, dann fangen sie wieder bei eins an. Wir können es eventuell auf eine Woche oder so datieren.«
    »Gibt es eine separate Garderobe für Museumsangestellte?«
    »Dieses Museums? Ja.«
    »Und für Angestellte eines anderen Museums wie beispielsweise des Met oder der Cloisters?«
    Der Wächter sah Mike an und versuchte, uns von seiner Effizienz zu überzeugen. »Nach dem elften September musste jeder, der hier reinwollte, seinen Mantel oder seine Tasche am Eingang abgeben. Wie jede andere öffentliche Einrichtung mit großem Publikumsverkehr waren wir letzten Herbst und Winter in höchster Alarmbereitschaft. Es spielte keine Rolle, wo jemand arbeitete oder was für Ausweise er oder sie hatte. Alles musste abgegeben werden. Wir privaten Sicherheitskräfte hatten genauso viel zu tun wie ihr.«
    Während wir warteten, rief Mike vom Museumstelefon aus in seiner Dienststelle an, um den Sergeant auf dem Laufenden zu halten, und ich erkundigte mich bei Laura nach den Nachrichten, die heute eingegangen waren.
    Als ich auflegte, kam ein Mädchen, das eine Anstecknadel mit dem Musuemslogo am Revers trug, in das Büro.
    »Suchen Sie das hier?«
    Sie hielt eine ausgewaschene blaue Uniformjacke aus dem Army Store hoch, um deren

Weitere Kostenlose Bücher