Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
vom Pentagon. Vielleicht gibt es etwas Vergleichbares in Versailles oder Windsor. Er ist drei Straßenblocks lang, länger als das gesamte Dorf, in dem ich aufgewachsen bin.«
    »Können wir uns dort oben umsehen?«
    Er zögerte fast unmerklich, aber der Rest seines Vortrags war so glatt gewesen, dass es auch Mike aufgefallen sein musste.
    »Wenn Präsidentin Raspen von ihrer Reise zurückkommt, bin ich mir sicher, dass sie es autorisieren wird.« Er fuhr wieder mit seiner geschliffenen Vorstellung fort. »Sie haben doch sicher von Margaret Mead gehört. Nun, sie hatte das Erkerbüro über mir. Eine beeindruckende Frau. Sie war über fünfzig Jahre mit diesem Museum verbunden. Ein halbes Jahrhundert Feldforschung in den primitivsten Regionen der Welt - das muss man sich mal vorstellen.«
    Mamdouba drückte den Aufzugknopf, und wir warteten, bis der langsame Lift in den dritten Stock gezuckelt kam. Wir fuhren ins Erdgeschoss und betraten erneut die Halle der nordamerikanischen Säugetiere. Mamdouba blieb bei einem Wachmann stehen, um von dem Telefon dort jemanden anzurufen, der uns herumführen sollte.
    »Was ist mit den Tieren los? Sind sie krank?«, fragte Mike und zeigte auf die Wissenschaftler in Kitteln und mit Mundschutz, die nach wie vor in einigen der Dioramen zugange waren.
    »Sind die nicht wundervoll? Einer unserer ersten Forscher, Carl Akeley, hat die ersten Dioramen hier gestaltet. Vor seiner Zeit stopfte man Tierhäute mit Stroh aus. Das war wegen all der Beulen nicht nur ästhetisch unansehnlich, sondern es kam auch häufig zu Insektenbefall. Akeley war ein großer Sportler und Jäger. Er kannte die Tiere ganz genau.«
    Mike interessierte sich mehr für die Taxidermie-Technik als ich. Er hörte Mamdouba aufmerksam zu, während dieser die berühmte Akeley-Innovation beschrieb. »Als Erstes brachte Carl das Tierskelett in Position. Das echte, von dem man das Fleisch entfernt hatte. Dann formte er aus Ton die Muskeln und Sehnen des Tieres auf seinen eigenen Knochen nach. Absolut naturgetreu. Zu guter Letzt nahm er die ursprüngliche Haut und zog sie wieder über das rekonstruierte Tier. Deshalb sehen sie so lebensecht aus.«
    Mehr als ich über die verloren gegangene Kunst der Taxidermie zu wissen brauchte.
    »Also was machen die Damen und Herren in Weiß? Schönheitschirurgie für die alten Tiere? Botox?« Mike und ich sahen zu, wie sie mit Wattestäbchen an den Ohren, Hufen und Geweihen herumtupften.
    »Ganz genau, Mr. Chapman. Nur eine gelegentliche Auffrischung. Damit die Zähne schön weiß bleiben und das Fell auch weiterhin glänzt. Durch den Mundschutz wirkt es ein bisschen gefährlich, nicht wahr? Wir weisen unsere Arbeiter an, diese Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wenn sie in den Dioramen arbeiten. Sehen Sie, einer der sichersten Wege, die Insekten bei der Konservierung der Häute abzutöten, ist, genug Arsen bei der Behandlung zu verwenden.«
    Mamdouba blickte ernst drein. »Es ist ein Hauptbestandteil unserer Konservierungsabteilung, Detective, und wir wollen natürlich nicht, dass unsere Arbeiter es einatmen. Das könnte tödlich sein.«
    »Haben Sie Ihren Ausweis vergessen, Mr. Mamdouba?«
    Ein etwa dreißigjähriger Mann mit Brille, in Jeanshosen und Jeanshemd, kam von hinten auf den Sammlungsdirektor zu und tippte ihm auf den Rücken.
    »Ah, Zimm. Der perfekte Mann für den Job. Darf ich Ihnen Alexandra Cooper und Mr. Chapman vorstellen?«
    »Mark Zimmerly, Entomologie.«
    »Insekten?«, fragte Mike, während er Zimmerly die Hand schüttelte.
    »Ja, das heißt, hauptsächlich Spinnen. Gnaphosidae. Australische Plattbauchspinnen. Sechshundertundfünfzig Spezies und kein Ende in Sicht.«
    »Nichts für ungut, aber ich hatte mir etwas mit weniger Beinen und ohne Stacheln erhofft.«
    Zimm drehte sich um und führte uns zu einer hohen Tür hinter den Aufzügen. Er trug einen Fotoausweis um den Hals und beugte sich vor, um ihn durch den Scanner zu ziehen.
    Mamdouba folgte uns, während wir in dem schummrigen Treppenhaus drei Treppenabsätze nach unten gingen. Mattgraue Farbe blätterte von den Wänden, die verschmierte Handabdrücke aufwiesen von den Leuten, die vor uns versucht hatten, auf den engen Stufen Halt zu finden.
    Chapman flüsterte mir ins Ohr, als ich um die Ecke bog: »Erinnere mich daran, dass ich Mercer und Vickee sage, das Kind nie in ein Museum gehen zu lassen. Überall dieses bescheuerte Arsen. Hast du das gewusst?«
    »Womit wir wieder am Anfang wären. Wer auch immer Katrina

Weitere Kostenlose Bücher