Die Knochenkammer
Lagerräume mit Fischproben - circa zwei Millionen -, die alle, sorgfältig beschriftet, in irgendeiner wässrigen Lösung schwammen.
»Was ist das für ein Geruch?«, fragte Mike.
»Welchen meinen Sie? Tote Materie? Konservierungsmittel? Im ganzen Museum riecht es nach Tod. Wir haben nur gelernt, ihn ziemlich gut zu überdecken.«
Ich studierte die Musterungen auf Dutzenden weißer Fischskelette, die sich deutlich gegen das matte Grau der Wände und Böden abhoben. »Wie tun Sie das?«
»Als ich noch Praktikant hier war, bekamen wir ein riesiges Walskelett herein, das in Long Island an den Strand geschwemmt worden war. Ich hatte noch nie so etwas gerochen.
Ich konnte den Geruch nicht loswerden. Mein Boss schickte mich in einen Drugstore in der Columbus Avenue. Ich sollte ihm Bergamottöl besorgen. Ich habe den ganzen Laden aufgekauft.«
»Was ist Bergamottöl?«
»Eine Essenz aus der Schale einer Zitrusfrucht. Ähnlich wie Orangenduft mit etwas Pfefferminze. Wir tränkten Tücher darin und breiteten sie über die Objekte, wenn wir nicht gerade daran arbeiteten. Jeder hier hat solche Tricks. Es ist die einzige Möglichkeit, mit dem Geruch toter Exemplare fertig zu werden.«
Mike machte sich Notizen. Er würde Kestenbaum die Leinentücher testen lassen, in die Katrinas Leiche gewickelt war. Vielleicht waren sie mit einer Substanz getränkt worden, die den Leichengeruch überdecken sollte, während sie irgendwo lagerte. Dieser süßliche Duft, der beim Öffnen des Sargdeckels entwichen war, könnte so etwas wie Bergamottöl gewesen sein.
»Nehmen wir mal an, Sie wollten jemanden umbringen, Zimm. Wie würden Sie das hier unten anstellen?« Mike wollte herausfinden, ob die Verfügbarkeit von Arsen allgemein bekannt war. Die Todesursache war noch nicht in der Presse erwähnt worden.
Zimmerly führte uns, vorbei an der Röntgenabteilung der Ichthyologen, in einen Raum mit einen Meter langen Aquarien voller lebender Fische. »Kennen Sie jemanden mit einem schwachen Herzen? Dieser Kerl hier ist ein afrikanischer Zitterwels. Er kann Stromstöße von ungefähr dreihundert Volt erzeugen, wenn er aufgebracht ist.«
Die braunen Kreaturen mit Barteln schossen in dem Tank umher, und einer davon drückte wie zum Beweis für Zimms Aussage sein Maul gegen das Glas.
»Hier drüben bewahren wir die Gewebeproben für molekulare Arbeiten auf.« Er schaltete das Licht in einem kleinen Labor auf der anderen Seite des Flurs ein. Hier standen zwei riesige Bottiche mit der Seitenaufschrift VORSICHT - LEBENSGEFAHR. »Flüssigstickstoff. Minus hundertachtzig Grad. Wenn ich Ihren Kopf nur eine Minute da hineinstecke, würde Sie die Kälte verbrennen. Schmerzhaft, schnell, lautlos.«
»Aber Sie hätten noch immer das Problem, wie Sie mich loskriegen sollten.«
»Ich könnte Sie im Tiefkühlraum lagern, bis mir etwas Besseres einfällt. Wir Insektenleute bekommen nicht viele Sachen, die nicht in ein Glas passen. Ein paar Rieseninsekten aus dem Amazonas oder den afrikanischen Dschungelgebieten. Möchten Sie sich vielleicht mit den Leuten in der Mammalogie unterhalten? Die haben gerade einen neuen Entfetter bekommen.«
»Was ist das?«
»Hey, Sie sind der Detective! Wie bekommt man Ihrer Meinung nach die Skelette sauber? Die Mammologen haben diese brandneue Entfettungsmaschine. Man kann einen ganzen Elefantenschädel reinlegen und ihn für einige Tage eingetaucht lassen. Dieses Ding entfernt alles Fett von den Knochen. Dann knabbern ein paar von unseren Insekten die Reste ab, bevor die Knochen in den Kühlraum gesteckt werden, um alle Keime abzutöten. Stecken Sie jemanden in diese Maschine, und er ist absolut blitzsauber.«
Ich ignorierte mein mittägliches Magenknurren. Museumsarbeit verdarb mir den Appetit.
Wir folgten Zimm einen langen, düsteren Korridor entlang und bogen erneut um eine Ecke. »Haben Sie schon mal von einem Coelacanthus gehört?«
»Nein.«
»Er ist das fehlende Bindeglied in der Fischwelt. Jahrhundertelang kannte man nur fossile Überreste des Quastenflossers. Die Wissenschaftler dachten, dass er seit Jahrmillionen ausgestorben ist. Einen Meter fünfzig lang, sehr ungewöhnliche Flossenstruktur, entbindet lebende Junge. 1938 ging einem Grundnetzfischer vor der Küste Südafrikas ein Coelacanthus ins Netz. Ein junger Wissenschaftler fertigte eine Zeichnung an und schickte ihn dann an unser Museum. Seitdem ist er hier.«
»Derselbe Fisch?«
»Ja. Er ist eingelegt.«
»Woher kommt es, dass jeder in Ihrem
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