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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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sie später malen wollte. Segelboote wendeten in der Ferne auf dem Meer, und in den örtlichen Salzwasserteichen zogen Hummerfischer ihre Fallen ein.
    Alles blühte, nicht nur die alten Fliederbäume, sondern auch die Azaleen, Forsythien und Strandpflaumen. Es war eine spektakuläre Jahreszeit auf der Insel, wenn alle Lebensformen vom Vineyard Sound bis zum Atlantischen Ozean ihr trübes Winterkleid ablegten und in einer tiefgrünen Palette wieder erwachten.
    Als wir wieder in die Auffahrt einbogen, hatte Nina eine Kanne Kaffee gekocht und sonnte sich auf der Veranda.
    »Keine Fahrgemeinschaften, keine Spielstunden, keine zuckrigen Cornflakes in der ganzen Küche. Ich habe vergessen, wie das Leben noch sein kann. Essenszeit?«
    »Ich habe den Motor laufen lassen. Ich habe mir schon gedacht, dass du Lust auf dein Lieblingsessen haben würdest.«
    Dieses Mal fuhren wir vorbei an Beetlebung zu dem kleinen Fischerdorf Menemsha. Vor der winzigen grauen Hütte am Straßenrand mit den zwei Picknicktischen und den paar Bänken auf der Veranda war bereits eine Schlange urteilsfähiger Esser, die wussten, dass es dort die besten frittierten Muscheln der Welt gab. Die Quinn-Schwestern, Karen und Jackie, schwitzten zusammen mit ihren Angestellten vom Memorial Day Ende Mai bis zum Columbus Day Anfang Oktober über ihren Fritteusen, zogen aber in dieser Zeit genug Kundschaft an - Inselbewohner und Touristen, hart arbeitende Einheimische und Megafilmstars -, die die köstlichsten Meeresfrüchte an der Ostküste essen wollten.
    Ich stellte mich an, während Nina und Val versuchten, Plätze an einem der Tische zu ergattern. Als ich an die Drahtgittertür kam, um meine Bestellung aufzugeben, schäumte Karen bereits vor Wut.
    »Stell dir das mal vor! Wir haben nicht einmal vierundzwanzig Stunden geöffnet, und schon kommt so ein Kerl, der in irgendeinem Stinktopf vor Anker liegt, und beschwert sich, wie lange er auf seine Austern und Kalamari warten muss. Was darf’s sein, Alexandra?«
    »Wir haben jemanden dabei, der zum ersten Mal hier ist. Also unbedingt Muscheln. Aber am besten von allem etwas.«
    Wir drei setzten uns an einen kleinen Tisch unter einen gestreiften Sonnenschirm und schlangen das Finger Food in zehn Minuten hinunter.
    »Seid ihr bereit, das frittierte Zeug abzutrainieren?«, fragte ich auf der Heimfahrt. Ich parkte das Auto und schloss das Scheunentor auf. Ich bewahrte vier Zehngangräder in der Scheune auf, da es auf der Insel kilometerlange Fahrradwege durch die Wälder und entlang der Strandstraßen gab. »Val war noch nie in Aquinnah. Ich habe mir gedacht, wir tun es auf diese Art und Weise.«
    Wir zogen Fahrradklamotten an, stiegen auf und radelten von meiner Ausfahrt den Hügel hinunter über die Stadtgrenze von Chilmark. Hinter Herring Creek bogen wir auf den Moshup’s Trail, einen beeindruckenden Straßenabschnitt, der am Meer entlangführt und nach einem legendären Wampanoag-Häuptling benannt ist. Wir fuhren bis zum Leuchtturm, drehten um, radelten am Outermost Inn vorbei die Lobsterville Road hinunter, bevor wir wieder den Hang hinaufschnauften, den wir zu Beginn unseres Ausflugs so leichtfüßig hinuntergesaust waren.
    Nina schob ihr Fahrrad in die Garage. »Ich bin fix und fertig. Du steckst das ja locker weg mit deinen wöchentlichen Ballettstunden. In Beverly Hills haben wir Autos, damit wir so etwas nicht tun müssen.«
    »Deine Belohnung wartet. Erinnerst du dich an Pamela von Bodysense?«
    »Die Massagetherapeutin? Göttlich.«
    »Ich habe sie für drei Uhr herbestellt. Bis wir geduscht haben, ist sie hier. Dann muss ich nur noch vor sieben Uhr unser Essen abholen.«
    »Wie meinst du das?«, sagte Val.
    »Larsen’s Fischmarkt in Menemsha wird drei Hummer für uns kochen und zerteilen, die ich essfertig abholen kann. Dann hol ich um die Ecke im Homeport die Clam Chowder und einen wunderbaren Limonenkuchen, und dann müssen wir nur noch das Kaminfeuer anmachen, um die richtige Atmosphäre zum Essen zu haben.«
    Während Val als Erste in den Genuss der Massage kam, ging ich wieder online. Außer einigen Werbemails für Viagra und Produkte zur Vergrößerung meines Penises hatte ich einige Nachrichten von Freunden erhalten. Dann sah ich die Mail, die ich suchte, von Omydarling.
    Ich öffnete sie. Nicht gerade warm und freundlich. »Wer sind Sie, und warum wollen Sie das wissen?«
    Ich tippte meine Antwort. Es hatte keinen Sinn, Clem anzulügen. Ich würde ihn nicht auf meine Seite ziehen können,

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