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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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wenn ich ihm nicht sagte, wer ich war. »Ich bin Staatsanwältin bei der New Yorker Bezirksstaatsanwaltschaft. Wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben, würde ich Sie gerne anrufen, um Ihnen mein Anliegen zu erklären.« Ich gab meine Nummer auf dem Vineyard an, in der Hoffnung, dass Clem mir vertrauen und mich heute Abend anrufen würde, und schickte die Mail ab. Es war halb fünf Uhr Ortszeit, am Zielort der Mail wahrscheinlich fünf Stunden später.
    Als ich an der Reihe war, mich auf den Massagetisch zu legen, war ich viel zu nervös, als dass ich mich hätte entspannen können. Oft waren die Muskeln in meinen Unterschenkeln verkrampft, nachdem ich stundenlang auf hochhackigen Schuhen im Gerichtssaal gestanden hatte. Heute musste sich Pamela um die verspannten Muskeln meines Nackens und Oberkörpers kümmern.
    Als ich mit dem Essen zurückkam, hatte Nina im Wohnzimmer Feuer gemacht und die erste Flasche Sancerre geöffnet. Ich schüttete die Chowder in einen Topf, der auf dem Herd stand, rührte um und ließ sie langsam köcheln.
    »Sei ehrlich! Ich erzähle Val gerade, dass ich dich in den letzten zehn Jahren vor mindestens vier schlechten Beziehungen gerettet habe. Hab ich Recht?«
    »Wahrscheinlich fünf.«
    »Ach ja, genau. Ich vergaß diesen Idioten, in den du dich in der einen Woche in Aspen Hals über Kopf verliebt hast. Was für ein Hochstapler! Alex war drauf und dran, ihr Strafrecht hinzuschmeißen und als Skihäschen zu enden. Ich musste sie förmlich mit Gewalt vom Berg herunterholen und aus der Stadt schleifen.«
    »Gar nicht auszudenken, was ich verpasst habe, wenn wir bereits die meisten meiner Männer durchgegangen sind. Habt ihr Jake schon analysiert, oder habt ihr dazu auf mich gewartet?«
    Val protestierte umgehend. »Sie hat mir nur einen kurzen Abriss über eure Freundschaft gegeben. Ich beneide euch. Ich habe nie die eine großartige Freundin gehabt, die mich so lange kennt.«
    Ich konnte mir mein Leben nicht ohne die Loyalität und Liebe meiner besten Freundin vorstellen. Wir hatten jeden Erfolg und jeden Misserfolg miteinander durchgestanden, und ich hatte sie bei allen beruflichen und privaten Entscheidungen in meinem Leben um Rat fragen können.
    Ich servierte die Suppe, öffnete die zweite Flasche Wein und brachte dann den Teller mit den zwei Pfund schweren Hummern an den Tisch. Es gab niemanden, der das Fleisch besser von einem Schalentier ablösen konnte, als Nina. Schweigend genoss sie die süßen kleinen Beine, während Val uns zwischen jedem Bissen Fragen stellte.
    »Jerry?«, antwortete Nina, während sie eine große Schere abriss und das Fleisch aus der gebrochenen Schale pulte.
    »Ich hatte während der ersten Sommerferien am Wellesley einen Job im Außenministerium. Ich lernte ihn auf einer Fourth-of-July-Party kennen.«
    »Und ihr seid immer noch zusammen, nach siebzehn Jahren? Mir fällt von meinen Freundinnen niemand ein, die noch immer mit dem Typ zusammen wäre, den sie im College kennen gelernt hat.«
    »Frag lieber wieder Alex aus. Der hier ist so saftig und köstlich.«
    Wie alle, so versuchte auch Val, sanft das Gespräch auf die Frage zu lenken, warum ich mich auf Sexualverbrechen spezialisiert hatte.
    »Nein, ich bin nie vergewaltigt worden, falls es das ist, was du wissen willst. Ich fing nach dem Jurastudium bei der Bezirksstaatsanwaltschaft an. Battaglia leitet die beste Behörde des Landes, und ich wollte Prozessanwältin werden und von den Besten lernen. Sexualverbrechen waren wirklich das Stiefkind in der Kriminaljustiz dieses Landes. Im Gegensatz zu allen anderen Verbrechen reichte vor den siebziger Jahren das Wort einer Frau juristisch nicht für einen Schuldspruch wegen Vergewaltigung aus. Die Gesetze der meisten Staaten erforderten zur Identifizierung des Täters unabhängige Beweise, das heißt, Beweise von einer anderen Quelle, bevor ihr erlaubt wurde, auszusagen.«
    »Damals muss es unmöglich gewesen sein, einen Fall zu gewinnen.«
    »Schlimmer noch. Man konnte ohne diese erhärtenden Beweise nicht einmal vor Gericht gehen. Und das war noch, bevor es Spurensicherungskoffer gab. Von DANN als einer wissenschaftlichen Methode ganz zu schweigen.«
    »Wie kam es, dass sich das geändert hat?«
    »Es änderte sich nur sehr langsam. Aber weil es Bezirksstaatsanwälte wie Battaglia gab, die es für wichtig hielten, diesem Problem Ressourcen zur Verfügung zu stellen, erhielt meine Vorgängerin, die fünfzehn Jahre lang die Abteilung geleitet hatte, genug

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