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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Gebäude verließ. Ich erkannte einen der vier, da er letzten Monat einen Mann verhaftet hatte, auf dessen Konto einige Überfälle und Vergewaltigungen in Chinatown gingen, und sprach ihn an. Er war von Kopf bis Fuß mit Schutt bedeckt und stank nach verbranntem Fleisch.
    »Ich muss hinunter zu den Türmen. Fahren irgendwelche Streifenwagen hinüber? Es muss etwas geben, was ich tun kann -«
    »Vergessen Sie’s, Ms. Cooper. Außer Polizisten, Feuerwehrleuten und den Emergency Services darf keiner in die Nähe. Keine Amateure. Es ist eine Kriegszone.« Er deutete mit dem Daumen nach Norden. »Seien Sie froh, Madam. Sie würden niemals wieder schlafen können.«
    Ich stand an der Kreuzung Centre Street und Hogan Place und passte die Maske an, damit ich leichter atmen konnte. Wie viele Männer und Frauen kannte ich, die bei dem Versuch, Menschenleben zu retten, in diesem Moment ihr Leben riskierten - oder es bereits verloren hatten?
    Ich hatte Tränen in den Augen und versuchte, mir einzureden, dass sie von der Luftverschmutzung herrührten. Ich wollte Mike Chapman finden. Ich musste wissen, dass er in Sicherheit war. Ich holte mein Handy aus der Tasche und wählte seine Nummer, bekam aber kein Signal. Ein Polizist mit einem Megaphon schrie mich und zwei andere Fußgänger auf der ansonsten menschenleeren Straße an. »Gehen Sie weiter, Ms. Hören Sie mich? Gehen Sie nach Norden. Das hier ist Sperrgebiet.«
    Ich ging Richtung uptown vorbei an leeren chinesischen Restaurants und überquerte die Canal Street. Die schicken Shops in Soho waren alle geschlossen und die Rollläden heruntergezogen. Ich überquerte die Houston Street und ging die Fourth Avenue hinauf. Die einzigen Fahrzeuge, die Richtung Süden fuhren, waren die Notfallautos aus Upstate New York oder benachbarten Gemeinden in New Jersey und Connecticut.
    Zwei Stunden vergingen, ehe ich Grand Central Station erreichte. Wie bei allen anderen Wahrzeichen der Stadt - potenziellen Angriffszielen - wurde der schwache Verkehr vom Bahnhof weggeleitet. Ich ging nach Osten und atmete leichter, aber ich war erschöpft. Als ich an der Fortyfourth Street an der Ampel stehen blieb, rief mir ein Cop aus dem Fahrersitz eines Streifenwagens zu.
    »Hey, Al. Kommst du von downtown? Wir nehmen dich den Rest des Wegs mit.«
    Lester Gruby war vor Jahren Detective in der Sonderkommission für Sexualverbrechen gewesen. Man hatte ihn wieder zur uniformierten Polizei zurückgestuft, als er seine Waffe in einer Schlägerei vor einer Pferderennbahn in Nassau County verloren hatte.
    »Wohnst du noch immer in der Seventieth Street?«
    Ich nickte und kletterte auf den Rücksitz. »Was hört man?«
    »Wirklich schlimm. Die Zahlen sind erschütternd. Feuerwehrwache vierzig, Amsterdam Avenue, Sixtysixth Street? Zwölf Mann tot oder vermisst. Eine ganze Kompanie.« Seine Stimme versagte. »Jedes Mal, wenn ich im Revier anrufe, höre ich etwas in der Art.«
    »Kannst du mich beim New York Hospital absetzen? Vielleicht kann ich wenigstens Blut spenden.«
    Gruby sah mich an, als ob ich verrückt sei. »Du hast es wohl noch nicht gehört. Die Blutbanken schicken die Leute weg. Man braucht nicht viel. Diejenigen, die entkommen konnten, haben meist nur leichte Verletzungen. Alle anderen, die sich im Umkreis der Gebäude befanden, als sie einstürzten, sind tot.«
    Der Polizeifunk knisterte den Rest der Strecke zu meinem Haus und vermeldete Notrufe bezüglich herabstürzender Tragebalken und Einsturzgefahr. Als ich meine Wohnungstür aufschloss, war es nach sieben Uhr. Auf meinem Anrufbeantworter waren achtzehn Nachrichten von Freunden und Familienmitgliedern, die sich im Laufe des Tages immer verzweifelter angehört hatten. Ich erledigte die wichtigsten Anrufe und bat dann zwei Freunde, die anderen für mich anzurufen.
    Jake hatte zwei Nachrichten hinterlassen, um mir zu sagen, dass es ihm gut ging, aber dass sowohl in New York als auch in Washington die Flughäfen geschlossen waren. Er hatte keine Ahnung, wann er nach Hause kommen würde.
    Was machte es für einen Sinn, sein Leben mit jemandem zu teilen, der nie da war, wenn es wirklich darauf ankam?
    Ich zog mich aus und knäulte meine Klamotten zusammen, um sie später in den Abfallverbrenner zu stecken. Dann ging ich unter die heiße Dusche und blieb fast fünf Minuten darunter stehen, während mir Tränen über die Wangen liefen. Ich trocknete mich ab und zog eine Jeans und eines von Jakes Hemden an. Es war kein Abend, um allein zu sein.
    Den

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