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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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du Megan mit dir nimmst. Lass sie bitte los. Hilf ihr.

16
    P hillip Blair erwartete sie an der Anlegestelle.
    Als er Megan sah, ballte er die Fäuste.
    »Mein Gott«, sagte er erschüttert. »Was zum Teufel haben Sie mit ihr angestellt?« Er streckte die Arme aus, als Joe Megan vom Boot trug. »Geben Sie sie mir.«
    »Wo ist der Krankenwagen?«
    »Der müsste jeden Moment eintreffen. Geben Sie sie mir.«
    Joe legte sie Phillip in die Arme. »Sie steht unter Schock. Aber sie ist nicht verletzt.«
    »Vielleicht nicht körperlich. Woher wollen Sie wissen, was Sie ihr angetan haben? Meine Frau hat Jahre in der Psychiatrie verbracht, um diese verdammten Stimmen loszuwerden. Und Sie haben Megan dazu gebracht, sie zu suchen. Ich hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollten auf sie aufpassen.«
    »Wir haben sie nicht gezwungen mitzukommen«, entgegnete Joe.
    »Doch, das haben wir.« Eve stieg aus dem Boot. »Nein, ich habe es getan. Ich habe sie zwar nicht gezwungen, aber ich habe sie mit allen Mitteln dazu überredet mitzukommen. Ein Nein hätte ich als Antwort nicht akzeptiert.« Sie blieb vor Phillip stehen. »Wenn Sie also jemandem einen Vorwurf machen wollen, dann bin ich die richtige Adresse.«
    »Ja, ich mache Ihnen einen Vorwurf.« Er betrachtete den Blutfleck an ihrem Anorak. »Aber Megan würde Ihnen keine Vorwürfe machen. Sie würde Ihnen den verdammten Arm verbinden wollen.« Er wandte sich ab. »Also kommen Sie am besten gleich mit uns ins Krankenhaus.«
     
    »Wie geht es Ihnen?« Montalvo erwartete Eve, als sie aus der Notaufnahme kam. »Probleme?«
    »Nein, sie haben die Wunde gesäubert, einen Verband angelegt und mich dann entlassen. Nachdem sie mich darauf hingewiesen haben, dass ich bei der Polizei eine Meldung machen muss, da es sich um eine Schusswunde handelt. Wie geht es Laura Ann? Man hat mir gesagt, sie sei in einem Zimmer am Ende des Korridors.«
    »Sie hat blaue Flecken, ein paar Kratzer und Hunger. Der Scheißkerl hat ihr die ganze Zeit nichts zu essen gegeben.« Er lächelte. »Aber es geht ihr viel besser, seit sie mit ihrer Mutter telefoniert hat. Die ist schon hierher unterwegs, um ihre Tochter abzuholen.«
    »Das ist gut. Nach allem, was Laura Ann durchgemacht hat, wird sie eine ganze Weile die verstärkte Fürsorge ihrer Mutter brauchen.«
    »Im Moment hat Miguel die Mutterrolle übernommen. Die Kleine wird ihn nicht aus den Augen lassen wollen.«
    »Was machen seine Hände?«
    »Sehen schlimm aus. Die Nähte sind aufgegangen, und man wird ihm ein Antibiotikum spritzen müssen, damit er sich von diesem Dreckwasser in den Sümpfen keine Infektion zuzieht. Wir müssen wieder ganz von vorn anfangen.«
    »Was für ein Jammer. Aber er hat dem Mädchen das Leben gerettet. Ich glaube kaum, dass er eine andere Wahl hatte.«
    »Nein. Und zusammen in dem Baum über dem Alligator zu baumeln, hat die beiden offenbar zusammengeschweißt. Miguel macht es nichts aus, eine Zeitlang die Ersatzmami zu spielen, außerdem kann er ihr die Medien vom Hals halten. Die werden über kurz oder lang Wind davon bekommen, dass sie gefunden wurde. Wo steckt Quinn?«
    »Er hat mich hier abgesetzt und ist direkt zum örtlichen Polizeirevier gefahren, um die Kollegen über Kistles Tod zu informieren und einen Bericht darüber abzuliefern, was man auf dieser Insel finden wird.« Eve schüttelte sich. »Ich möchte gar nicht daran denken, wie viele Gräber sie auf diesem Friedhof entdecken werden.« Dennoch würde sie bis ans Ende ihres Lebens daran denken müssen. Unmöglich, auch nur eine Minute dieser schrecklichen Nacht zu vergessen. »Ich habe ihn gebeten, Megan Blairs Rolle bei dieser Geschichte nicht zu erwähnen. Sie hat schon genug durchgemacht, und auf die Berühmtheit, die der Fall ihr einbringen würde, kann sie weiß Gott verzichten. Ich kann überhaupt nicht einschätzen, was all das bei ihr ausgelöst hat. Sie ist immer noch bewusstlos, und die Ärzte fanden ihren Zustand ausgesprochen bedenklich, als wir sie in die Notaufnahme gebracht haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie konnten nicht verstehen, warum es ihnen nicht gelang, sie aus der Bewusstlosigkeit zu holen. Ich könnte es ihnen erklären, aber sie würden mir nicht glauben.« Sie ging den Korridor hinunter. »Ich gehe jetzt in ihr Zimmer und bleibe bei ihr, bis sie wieder zu sich kommt.« Sie verzog das Gesicht. »Falls Phillip Blair mich in ihre Nähe lässt. Er hätte uns am liebsten allen den Hals umgedreht, als er gesehen hat, was ich Megan angetan

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