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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Verzögerung geschieht. Wir wissen einfach noch nicht genug darüber. Megan beabsichtigt, andere mögliche Pandoras ausfindig zu machen, um vielleicht auf diesem Wege Antworten zu finden. Als Sie Megan genötigt haben, Ihnen in diese Sümpfe zu folgen, war sie noch nicht dazu gekommen.«
    »Pandora …« Eve dachte über den Namen nach. »Die Frau aus dem alten Mythos, die ihre Büchse öffnet und allen Kummer auf die Welt loslässt?«
    »Es hängt davon ab, über welchen Mythos Sie gelesen haben. Pandora hatte Hoffnung in ihrer Büchse, warum nicht auch noch andere Tugenden?«
    Die Frau mit der Büchse.
    Was hatte Bonnie noch gesagt über die Frau mit der Büchse?
    Lass nicht zu, dass sie dir weh tut. Lass nicht zu, dass sie mir weh tut …
    Die Frau mit der Büchse. Pandora.
    »Woran denken Sie gerade?« Phillip musterte ihr Gesicht.
    »An nichts Wichtiges.«
    Wie konnte Megan Eve Schaden zugefügt haben? Sie war doch diejenige, die Megan Schmerz bereitet hatte.
    Es sei denn, diese abstruse Geschichte, dass Megan eine »Überträgerin« war, enthielt ein Körnchen Wahrheit.
    »Machen Sie sich nicht so viele Sorgen«, sagte Phillip sanft. »Megan wäre die Erste, die Ihnen versichern würde, dass ihr Talent total erratisch ist. Sie hat jahrelang mit Patienten gearbeitet, und es gibt keinerlei Anzeichen einer Veränderung bei ihnen. Es ist nur einfach so, dass wir vorsichtig sein müssen.«
    »Und Joe kann sich nicht mit dieser Verrücktheit angesteckt haben?«
    Phillip schüttelte den Kopf. »Extreme Gefühle sind eine der notwendigen Voraussetzungen. Megan war bewusstlos. Nein, Sie sind diejenige, auf die wir aufpassen müssen.«
    Lass dir nicht von ihr weh tun, Mama.
    Die arme Megan, dachte Eve, sie wollte niemandem Schaden zufügen und wurde innerlich zerrissen von Schuldgefühl und Schmerz. Sie berührte Megans Hand. »Ich glaube, Sie haben diesmal eine Niete gezogen. Ich fühle mich vollkommen normal«, flüsterte sie. »Sie werden bestimmt erleichtert sein, das zu hören. Kommen Sie also ruhig zu sich, dann können wir miteinander reden.«
    Megan rührte sich nicht.
    Phillip schob seinen Stuhl zurück. »Ich werde uns einen Kaffee holen. Wollen Sie ein Sandwich?«
    Eve schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht.«
    Sie machte es sich wieder auf dem Stuhl bequem und wartete darauf, dass Megan aufwachte.
     
    Sechs Stunden später ging Eve nach draußen. Vor dem Haupteingang des Krankenhauses rief sie Joe auf ihrem Handy an. »Megan ist immer noch bewusstlos. Ich werde bei ihr bleiben, bis sie aufwacht. Was passiert da draußen?«
    »Es wimmelt hier nur so von Presseleuten. Ich habe den Bericht über Kistle geschrieben.« Er atmete tief aus. »Ich habe einfach behauptet, ich hätte ihn bei einem Festnahmeversuch erschossen.«
    »Dann solltest du das besser ändern. Ich werde nämlich die Wahrheit erzählen.«
    »Ach was, die werden mir einen Orden verleihen. Es gibt keinen Grund, dich da mit hineinzuziehen.«
    »Außer die Wahrheit.«
    »Wir reden später darüber. Ich habe Jane angerufen und ihr erzählt, was geschehen ist. Sie ist stinksauer.«
    »Natürlich ist sie das. Das war uns doch von vornherein klar.«
    »Ich komme so bald wie möglich zum Krankenhaus. Ich muss die Polizei zu der Insel führen und sie –« Er unterbrach sich.
    »Die Gräber öffnen lassen«, beendete sie seinen Satz und überwand sich dann hinzuzufügen: »Zeig ihnen auch die Kiste mit den Trophäen, Joe. Die meisten Erinnerungsstücke waren mit Namen gekennzeichnet. Wird man den Presseleuten erlauben, euch zu begleiten?«
    »Nein«, erwiderte er knapp. »Ich habe der Polizei gesagt, sie können sich entweder von mir oder von der Sensationspresse zu der Insel führen lassen. Niemand wird Zutritt zu dieser Insel bekommen, solange nicht alle Leichen exhumiert sind. Das verspreche ich dir, Eve.«
    »Das ist sehr gut. Die Eltern dieser Kinder können keinen Medienrummel gebrauchen, während sie versuchen, diesen grausigen Fund zu verarbeiten. Ich habe eben Laura Ann besucht. Ihre Mutter ist bei ihr im Krankenzimmer; es scheint ihr schon wieder ganz gut zu gehen. Wir wissen natürlich nicht, welche langfristigen Auswirkungen dieser Horror auf sie haben wird, aber sie ist ziemlich zäh. Ich denke, sie wird sich wieder fangen.« Laura Ann würde vielleicht noch lange von Alpträumen und schlechten Erinnerungen geplagt werden, aber mindestens war sie am Leben und würde eine Kindheit haben. Im Gegensatz zu all den Kindern auf Kistles Insel. »Ich

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