Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
es in dem Moment, als Montalvo es mir sagte. Konnten Sie auch den Mörder erkennen? War es Kistle?«
    »Seinen Namen weiß ich nicht. Für Bobby Joe war er ein Fremder.« Megan schüttelte den Kopf. »Obwohl Sie schon von der Säure wussten, wollten Sie mich auf die Probe stellen. Warum? Welche Rolle spielt es für Sie?«
    »Weil ich mich geirrt hatte, und wenn ich mich geirrt habe, muss ich verstehen, warum. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Ich spreche nicht darüber.« Megan musterte sie. »Es bedeutet Ihnen wirklich etwas, oder? Es ist nicht nur Neugier?«
    »Nein, es ist nicht nur Neugier. Ich weiß aber noch nicht, was es ist. Aber ich muss wissen, was da draußen passiert ist.«
    Megan schwieg einen Augenblick. »Also gut, möglicherweise kann ich Ihnen nicht alle Fragen beantworten. Das ist alles neu für mich.«
    »Für mich erst recht.« Eve erhob sich. »Aber ich werde Sie nicht jetzt sofort befragen. Sie sollten erst einmal aufstehen und duschen. Ich werde den Zimmerservice rufen. Was möchten Sie essen?«
    »Nichts, danke, nur Kaffee.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß, dass ich etwas essen muss. Ein Hühnchensandwich.« Sie schwang die Füße aus dem Bett. »Und ich muss meinen Onkel anrufen. Ich habe ihm versprochen, mich zu melden, sobald die Geschichte erledigt ist. Er macht sich bestimmt Sorgen.«
    »Das kann ich gut verstehen.« Megan stand vorsichtig auf. Sie war immer noch ziemlich wacklig auf den Beinen, aber diese beneidenswerte Vitalität, die Eve schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen war, kehrte langsam wieder in Megan zurück. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ausgelaugt. Und fürchterlich niedergeschlagen.« Sie ging zum Badezimmer. »Ich habe Angst, dass ich mein Leben lang Alpträume wegen Bobby Joe haben werde. Und ich bin wütend auf das Scheusal, das ihm das angetan hat. So fühle ich mich.« Die Tür schloss sich hinter ihr.
    Alpträume wegen Bobby Joe. Eve würde schon allein von dem Alpträume bekommen, was sie über den Tod des Jungen gehört hatte. Wie musste es erst für Megan sein, die den ganzen Schrecken dieses Todes miterlebt hatte? Sie konnte sich ihre Qualen vorstellen.
    Weil sie all die Jahre selbst oft genug Alpträume gehabt hatte.
    Ihr Handy klingelte. Joe.
    Sie nahm es aus der Tasche. »Du hast sicherlich schon von Bobby Joe gehört.«
    »Ja, mein Handy war ausgeschaltet, während ich im Wald war, aber der Sheriff hat mich vor ein paar Minuten angerufen. Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte es von dir erfahren«, sagte er knapp. »Und zwar vor diesem Hokuspokus.«
    »Er hat diese Männer getötet, Joe. Es musste aufhören. Das FBI kann uns unterstützen.«
    »Ich weiß, warum du es getan hast. Du konntest es nicht ertragen, nicht am Geschehen beteiligt zu sein, und du wusstest genau, was ich von so einem hanebüchenen Zirkus gehalten hätte. Aber mir gefällt die Art nicht, wie du es getan hast. Und ich begreife auch nicht, wie zum Teufel es Montalvo gelungen ist, dir diesen Psycho-Schwachsinn aufzuschwatzen.«
    »Sie hat den kleinen Jungen gefunden, Joe.«
    »Das glaubst du also tatsächlich?«
    »Ja, du hättest dabei sein sollen.«
    »Richtig, ich hätte bei dir sein sollen, allerdings nicht um mir mit anzusehen, wie du dir von irgendeiner Schwindlerin einen Bären aufbinden lässt.«
    Es hatte keinen Sinn zu streiten. Bevor sie Megan Blair kennengelernt hatte, hatte sie genauso reagiert. »Und nicht Montalvo hat sie hergebracht, sondern Venable hat sie geschickt.«
    »Weil Montalvo das mit ihm ausgehandelt hat.«
    »Wahrscheinlich. Es spielt keine Rolle. Wenn wir über genügend erfahrene Männer verfügen, die sich an der Suche beteiligen, können wir Kistle vielleicht fassen, bevor er noch jemanden tötet.«
    »Oder es führt dazu, dass Kistle der Boden zu heiß unter den Füßen wird und er sich woandershin absetzt. Im Moment wissen wir wenigstens, wo er sich aufhält.«
    »Alle Straßen um den Wald herum werden kontrolliert.«
    »Bei diesem Thema kommen wir einfach nicht auf einen Nenner, Eve. Außerdem bin ich zu wütend, um mich mit dir zu streiten. Seit zehn Stunden bin ich in diesem verdammten Wald, ich friere, bin völlig durchnässt und müde. Ich würde nur Dinge sagen, die ich besser für mich behalte.«
    »Spuck sie aus.«
    Er legte auf.
    Sie hatte damit gerechnet, dass Joe sauer sein würde, und sie hatte sich nicht getäuscht. Sie war sich nicht sicher, ob er sich in erster Linie wegen Montalvos Anwesenheit aufregte oder

Weitere Kostenlose Bücher