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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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einzubrechen ist weder subtil noch besonders clever. Ich werde mal den Gefrierschrank durchwühlen und sehen, ob ich uns was zu essen machen kann.«
    »Tu das.« Joe ließ den Motor an, wendete und fuhr die Straße wieder zurück.
    Sie ging ins Haus und verriegelte die Tür, bevor sie Carrie an ihren Arbeitsplatz brachte und aufbaute. Noch eine Nacht und sie müsste eigentlich mit der Rekonstruktion fertig sein. »Tut mir leid, Carrie«, murmelte sie. »Denk nicht, dass du mir nicht wichtig wärst. Aber die letzten Tage waren die Hölle.«
    Das war reichlich untertrieben. Entsetzen und Tod und Scheußlichkeit hatten sie verfolgt, seit Kistle sie an jenem ersten Abend angerufen hatte.
    Nicht daran denken. Sie war zu Hause. Sie musste sich ein bisschen Zeit lassen, um wieder frei atmen zu können und ihre Wunden heilen zu lassen.
    Megan hatte von Heilung gesprochen. Irgendetwas von Überwintern und –
    Aber sie wollte auch nicht an Megan denken. Sich an Megan zu erinnern hieß, sich an jene Momente zu erinnern, in denen sie noch einen ganz anderen Schrecken erlebt hatte. Sich an Megan zu erinnern bedeutete, wieder über Fragen nachzudenken, die sie jahrelang gemieden hatte.
    Sie ging in die Küche. Im Eisschrank musste es noch Lasagne geben. Joe aß gern Lasagne. Sie würde Knoblauchbrot aufbacken, sie würden essen und reden, und vielleicht würde sich die Spannung zwischen ihnen ein wenig legen.
    Gott, sie konnte nur hoffen, dass sie sich legen würde.
     
    Montalvo rief an, als sie gerade das Brot in den Backofen schob.
    Sie zögerte. Sie wollte jetzt eigentlich nicht mit Montalvo reden. Sie wollte die Leichtigkeit, die sie beim Nachhausekommen empfunden hatte, noch ein wenig auskosten. Aber wenn sie nicht jetzt mit ihm sprach, würde sie es später tun müssen. Sie nahm das Gespräch an. »Was wollen Sie, Montalvo?«
    »Vieles. Aber im Moment will ich Ihnen nur mitteilen, dass Ihre Entscheidung, nach Hause zu fahren, richtig war. Sie wirkten ziemlich mitgenommen, als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, und Ihr Zuhause bedeutet Ihnen sehr viel. Dort wird es Ihnen wieder bessergehen.«
    »Jeder schätzt sein Zuhause.«
    »Vorausgesetzt, man hat eins. Dafür braucht man mehr als vier Wände.« Er wechselte das Thema. »Ich rufe eigentlich nur an, um Ihnen zu sagen, dass ich in Atlanta bin, falls Sie mich brauchen. Ich wohne im Plaza, und meine Handynummer haben Sie ja.«
    »Ich werde Sie nicht brauchen.«
    »Man kann nie wissen. Wenn Sie mich nicht sehen wollen, würde sich Miguel außerordentlich freuen, mich zu vertreten.«
    »Das würden Sie zulassen?«
    »Wenn es sein müsste. Nicht freiwillig. Aber ich habe das unangenehme Gefühl, dass Sie vielleicht jemanden brauchen werden.«
    »Ich habe Joe.«
    »Der ist außer Konkurrenz. Rufen Sie mich an, falls Sie mich brauchen.« Er legte auf.
    Verdammt, sie hatte geahnt, dass es ihm gelingen würde, sie aus der Ruhe zu bringen. Er hatte sich zurückgehalten, nichts Intimes oder Kontroverses gesagt, und dennoch war sie beunruhigt.
    Sie nahm Teller aus dem Küchenschrank. Warum rief das Angebot Montalvos, für ihre Sicherheit zu sorgen, genau das gegenteilige Gefühl hervor?
    Sie musste es beiseiteschieben. Er war ein Fachmann im Manipulieren, und er hatte sich seine Worte zweifellos vorher gut überlegt.
    »Das duftet ja köstlich.« Joe stand auf der Veranda und öffnete die Tür, um Toby ins Haus zu lassen. Der Retriever schoss auf Eve zu, leckte ihre Hand, trottete zu seinem Napf und sah sie vorwurfsvoll an.
    »Hat Patty ihm was zu fressen gegeben?«
    »Hab ich vergessen zu fragen.«
    »Ein schlimmer Fehler.« Sie seufzte. »Gib ihm ein bisschen Trockenfutter, während ich die Lasagne auf den Tisch stelle.«
    »Okay.« Joe nahm die Schachtel mit dem Hundefutter. »Wir könnten Patty aber auch anrufen.«
    »Heute Abend ist mir nicht danach, Toby ins Gewissen zu reden. Soll er doch glücklich sein.« Wenn es doch immer so leicht wäre, jemanden glücklich zu machen, dachte sie. Menschen waren viel komplizierter als Hunde. »Hat er sich gut benommen bei Patty?«
    »Wahrscheinlich nicht, aber es ist ihr egal. Sie ist völlig vernarrt in den Hund und verwöhnt ihn nach Strich und Faden.« Er deckte den Tisch. »Wir sollten ihn vielleicht besser ins Tierheim geben.«
    »Ja, natürlich.« Joe war genauso verrückt nach Toby wie alle Welt. Er würde eher eine ganze Armee von Hundesittern anstellen, als ihn ins Tierheim zu bringen. »Und Jane würde uns umbringen.

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