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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Schließlich ist er ihr Hund.«
    »Uns mag er auch ein bisschen.« Joe nahm das Knoblauchbrot und legte es auf einen Teller. »Wir sind eine Familie, und das ist das Wichtigste.«
    Zuerst das Zuhause und jetzt die Familie. Heute Abend schienen sie sich beide auf die wesentlichen Grundpfeiler ihres Lebens zu besinnen. Und Joe ging entspannt mit ihr um, fast schon wieder normal, dachte sie erleichtert, so als würde die Spannung von ihm abfallen, nur weil er wieder an seinem vertrauten Ort war. Ebenso wie sie selbst wurde auch er wieder ruhiger. Sie stellte die Lasagne auf den Tisch und setzte sich. »Ja, das ist das Allerwichtigste.«
    Er sah sie nicht an, während er ihr eine Portion Lasagne auf den Teller tat. »Vor dir und Jane hatte ich nie wirklich eine Familie. Meine Eltern waren immer unterwegs auf irgendwelchen Segeltörns oder beim Skifahren oder sonst wo. Nicht dass ich einen Grund gehabt hätte, mich zu beklagen. Ich hatte zu essen und wurde auf gute Schulen geschickt, und das ist schon eine ganze Menge mehr, als du als Kind hattest.« Er hob den Blick, um ihr in die Augen zu sehen. »Du sollst einfach nur wissen, dass ich jeden Tag zu schätzen weiß, den wir als Familie zusammen verbringen. Was auch immer zwischen uns geschehen mag, ich möchte, dass du mir das glaubst.«
    »Ich glaube es dir.« Sie streckte die Hand über den Tisch aus. »Umgekehrt gilt für mich dasselbe.« Sie drückte seine Hand, dann nahm sie ihre Gabel. »Und das wird immer so bleiben.«
    »Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich glücklich bin«, sagte Joe. »Aber ich kann dir nicht versprechen, dass sich meine Gefühle in Bezug auf Bonnie ändern werden. Ich sehe einfach, wie lange du schon leidest. Und das ist es, was uns letztendlich auseinanderbringen könnte, nicht Montalvo.«
    Sie spürte, wie die Schatten zurückkehrten und ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagten. »Sei still, Joe.« Sie reichte ihm ein Stück Knoblauchbrot. »Ich möchte jetzt weder über Kistle noch über Montalvo oder über Bonnie reden. Ich möchte einfach nur ein schönes Abendessen genießen und dann ins Bett gehen. Können wir alles andere vorerst aufschieben?«
    Nach einem kurzen Schweigen breitete sich langsam ein Lächeln in seinem Gesicht aus. »Nur wenn du auch was von dem Brot isst. Ich will nicht der Einzige im Bett sein, der nach Knoblauch riecht.«
     
    Joe schlief tief und fest.
    Eve rollte sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit. Sie fand einfach keinen Schlaf. Vielleicht weil sie unbedingt an der warmen, liebevollen Stimmung festhalten wollte, die sie den ganzen Abend so genossen hatte. Sie hatten zwanglose und gleichzeitig innige Gespräche geführt, der Sex war heftig und dennoch wunderbar zärtlich gewesen. Joe hatte sie noch eine Stunde lang in den Armen gehalten, bevor er eingeschlummert war.
    Würde es am nächsten Morgen genauso sein? Wahrscheinlich nicht. Das Leben würde sie wieder einholen, und der Frieden würde dahin sein. Aber wach im Bett zu liegen und zu grübeln brachte auch nichts. Sie würde aufstehen, ein Glas Wasser trinken und vielleicht noch ein wenig an Carrie arbeiten.
    Sie hauchte Joe einen Kuss auf die Schulter, stieg dann behutsam aus dem Bett, zog ihren Morgenmantel über und schlich zur Tür.
    Toby schlief auf dem Sofa im Wohnzimmer. Jedes Mal, wenn niemand in der Nähe war, der ihn davon abhielt, sprang er aufs Sofa. Er hob den Kopf, wedelte mit dem Schwanz und gähnte.
    »Nein, es ist noch nicht Morgen.« Eve holte sich das Glas Wasser. »Außerdem hast du hier überhaupt nichts zu suchen.« Nach einem kurzen Blick in Carries Richtung trat sie auf die Veranda. Toby sprang vom Sofa, folgte ihr und legte sich auf die oberste Stufe. »Ausnahmsweise werde ich nicht mit dir schimpfen. Ich bin heute Nacht besonders sanftmütig.« Sie streichelte dem Retriever über den Kopf. »Du hast eine große Rolle dabei gespielt, uns einen angenehmen Abend zu verschaffen. Aber glaub bloß nicht, dass es morgen so weitergeht.«
    Er kuschelte sich näher an sie heran und leckte ihr den Arm ab.
    Sie sollte besser wieder ins Haus gehen. Es würde Joe gar nicht gefallen, wenn sie sich ohne ihn draußen auf der Veranda aufhielt. Aber wie sie ihm schon gesagt hatte, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Kistle ihr hier auflauern würde. Vielleicht war es ja unvernünftig, aber sie hatte das Gefühl, sie würde ihn spüren können, falls er in ihrer Nähe wäre. Aber was hieß schon unvernünftig? Seit Kistle

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