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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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lag. Bist du dort, Kistle? Sitzt du irgendwo und beobachtest, wie wir herumrennen und dich suchen? Genieß es ruhig, solange du es noch kannst.
     
    Frisches Blut, dachte Kistle, als er den Mann in Tarnuniform beobachtete, der auf Knien untersuchte, in welche Richtung die Grashalme geknickt waren. Ein erfahrener Fährtenleser, und in seiner Begleitung befand sich ein zweiter Fährtenleser, der sich ungefähr hundert Meter weiter nördlich aufhielt. Sie würden zwar nichts finden, aber ihre Anwesenheit würde die Situation etwas komplizierter gestalten. Mittlerweile wimmelte es im Wald Tag und Nacht von Suchtrupps. Zuerst hatte er das als größere Herausforderung betrachtet, aber nun fing es an, ihm auf die Nerven zu gehen. Diese Männer waren wie Quinn, sie wussten, was sie taten. Sie behinderten ihn und vermiesten ihm die Nächte.
    Und sie hinderten ihn daran, Quinn zu jagen. Wenn er Eve Duncan schon nicht kriegen konnte, war Quinn die nächstliegende Wahl. Quinn war unerbittlich und würde niemals aufgeben. Es wäre klug, ihn außer Gefecht zu setzen, denn damit würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Er würde Eve damit treffen, und er wäre eine Gefahr los.
    Aber wie sollte er das anstellen, wenn er nur noch damit beschäftigt war, sein Überleben zu sichern?
    Nein, es wurde Zeit für einen Alternativplan. Die Dinge entwickelten sich im Moment nicht in seinem Sinne. Es hatte ihn stinkwütend gemacht, dass es Eve gelungen war, Bobby Joe zu finden. Es hatte seinen Stolz so tief verletzt, dass er nur noch auf Rache sann. Es war schon schlimm genug, dass er nicht den Ruhm für die Einzigartigkeit seiner Morde in Anspruch nehmen konnte. Jetzt stand auch noch sein Geschick im Entsorgen der Leichen in Frage. Seinen nächsten Schlag musste er äußerst effizient und mit Stil ausführen. Seine Verfolger sollten sich auf keinen Fall einbilden, sie könnten ihn in die Verzweiflung treiben oder ihm Angst einjagen.
    Er richtete den Blick in den Nachthimmel. Es war Vollmond, und er spürte das Prickeln der Erregung. Es war beinahe wieder wie früher, wenn er sich als kleiner Junge vorgestellt hatte, der Vollmond würde ihn in einen Werwolf verwandeln. Er fühlte, wie die Kraft durch seine Muskeln floss und sein Herz heftiger schlagen ließ.
    Er war bereit.
     
    Um halb vier am Morgen klingelte Eves Telefon.
    »Er hat schon wieder einen Mann getötet«, sagte Joe ohne Umschweife. »Irgendwann heute Nacht. Cassidy hat ihn soeben gefunden. Es ist einer seiner Fährtenleser.«
    Eve erstarrte. »Eine Notiz?«
    »Ja, aber ich weiß noch nicht, was draufsteht. Ich habe gerade die Spurensicherung benachrichtigt und fahre gleich zum Tatort.«
    »Nein. Wir treffen uns an der Einsatzzentrale. Ich komme mit.«
    »Kann ich dir das irgendwie ausreden?«
    »Nein.« Sie schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. »Ich bin schon unterwegs. In zwanzig Minuten müsste ich da sein.« Sie beendete das Gespräch.
    Schon wieder ein Toter mit einer weiteren Notiz. Verdammt, würde das nie enden?
    Miguel erwartete sie bereits im Korridor, als sie fünf Minuten später aus ihrem Hotelzimmer trat. »Meinen Wagen oder Ihren?«
    »Wer hat Sie benachrichtigt? Joe?«
    »Nein. Montalvo. Aber offenbar hat Quinn ihn darum gebeten. Er wollte nicht, dass Sie mitten in der Nacht allein in den Wald fahren. Montalvo ebenso wenig.«
    »Soll das heißen, die beiden waren tatsächlich einer Meinung?«
    Miguel lächelte. »Sie sind sich ähnlicher, als sie zugeben würden, aber in Bezug auf Ihre Sicherheit sind sie immer einer Meinung. Und ich bin ebenfalls dieser Meinung. Meinen Wagen oder Ihren?«
    »Meinen. Mit diesen Händen sollten Sie überhaupt nicht fahren.«
    »Es ist nicht einfach. Ich komme mir vor wie ein Eisbär, der zu stricken versucht.«
    »Und trotzdem wollten Sie in den Wald, um zusammen mit Montalvo Jagd auf Kistle zu machen?«
    »Wenn ich Kistle jagen könnte, brauchte ich nicht zu stricken.« Als er auf den Aufzugknopf drückte, zuckte er vor Schmerz zusammen. »Aua. Aber ich habe wieder Hoffnung. Ich habe den Auftrag, Sie zu beschützen, und sie rücken immer ein Stückchen näher an Kistle heran, was bedeutet, dass ich ihm auch immer näher komme.«
    »Wie nett, dass sich zur Abwechslung auch mal jemand darüber freut.«
    »Ich freue mich nicht darüber. Ich versuche nur, es von der positiven Seite zu sehen. Montalvo und Quinn wetteifern darum, Ihnen Kistle zu liefern. Wäre es nicht lustig, wenn ich es an ihrer Stelle täte?« Er

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