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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nach Hause.

10
    S ie stieg gerade die Stufen zur Veranda hinauf, als ihr Handy erneut klingelte.
    »Wer ist Montalvo?«
    Sie erstarrte. »Kistle?«
    »Wer ist Montalvo, und warum findet Jane es beruhigend, dass er in Ihrer Nähe ist?«
    Ihr Herz raste, und sie blickte panisch um sich. »Woher wissen Sie, was Jane –«
    »Mir war danach, Ihnen etwas näher zu sein. Heutzutage gibt es so viel hervorragende Technik, die Intimität möglich macht.«
    »Sie haben ein Gerät, mit dem Sie meine Telefongespräche belauschen können?«
    »Wer ist Montalvo?«
    »Das geht Sie gar nichts an.« Sie suchte mit den Augen den Waldrand ab. »Sie müssen ziemlich in der Nähe sein, um sich in mein Telefongespräch einschalten zu können.«
    »So nah auch wieder nicht. Fragen Sie Quinn. Im Moment brauche ich Sie noch nicht in meiner unmittelbaren Nähe. Das kommt später. Ich koste die Vorfreude aus.«
    »Sie sind ja verrückt. Sie freuen sich zu früh.«
    »Und warum sind Sie dann meiner Einladung gefolgt? Sie wussten doch, warum ich Sie aufgefordert habe, nach Hause zu fahren.«
    »Sie sagten … Bonnie.«
    »Und Bonnie ist das Zauberwort, stimmt’s?«
    »Ich sollte denken, Sie würden mich zu Bonnie führen.«
    »Dann werde ich das wohl auch tun müssen, oder? Ich muss mein Wort halten.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »Aber würden Sie Ihr Leben dafür aufs Spiel setzen, Bonnie nach Hause zu holen? Das ist die Frage. Es wird interessant sein, das herauszufinden.«
    »Sagen Sie mir, wo sie ist«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Alles zu seiner Zeit. Zunächst müssen wir zu einer Übereinkunft kommen. Der Clayborne Forest war unterhaltsam, aber zum Schluss ist mir der ganze Zirkus dort ziemlich auf die Nerven gegangen. Also: Keine Polizei. Kein FBI. Sobald ich auch nur den Zipfel einer Uniform sehe, bin ich auf und davon, und Ihre Chance, Bonnie zurückzubekommen, löst sich in Wohlgefallen auf. Haben Sie mich verstanden?«
    »Wo ist Bonnie?«
    »Quinn dürfen Sie natürlich mitspielen lassen. Er steht ganz oben auf der Liste meiner Favoriten. Und wer ist Montalvo?« Er gab nicht auf.
    »Ein Freund.«
    »Der für Ihre Sicherheit sorgen kann? Ich frage mich natürlich, wer in der Lage sein könnte … Ah, ich glaube, ich weiß es. Da war noch ein zweiter Mann, der Einzige außer Quinn, der mit dem Wald vertraut war. Ein paar Mal war mein ganzes Können gefordert, um ihm zu entgehen. Er war sehr stimulierend.« Er schwieg einen Moment lang. »Aber ich möchte eigentlich gar nicht, dass Sie sich sicher fühlen, Eve. Ich möchte, dass Sie sich verletzlich fühlen. Ich werde mir diesen Montalvo ernsthaft vorknöpfen müssen. Wissen Sie, diese kleinen Mitteilungen, die ich Ihnen habe zukommen lassen, fangen schon an mir zu fehlen. Die haben doch sicher eine ziemlich heftige Wirkung auf Sie gehabt.«
    »Ein Holzpflock durch das Herz eines unschuldigen Menschen würde auf jeden ziemlich heftig wirken, Sie Scheißkerl.«
    »Ts, ts. Sie dürfen mich nicht beleidigen. Ich verstehe zwar Ihre Haltung, aber ich sitze am längeren Hebel und erwarte Höflichkeit.«
    »Sie sitzen nicht am längeren Hebel.«
    »Natürlich tue ich das. Ich erkläre Ihnen jetzt, wie das abläuft. In ein paar Tagen werde ich Ihnen die ungefähre Position nennen, wo Sie Ihre Bonnie finden können. Sie werden sie suchen, und falls Sie sie finden, ohne dass es mir gelingt, Sie zu töten, haben Sie das Spiel gewonnen.«
    »Und woher weiß ich, dass Bonnie dort wirklich zu finden ist?«
    »Na ja, das wissen Sie natürlich nicht. Vielleicht werde ich Sie erst mal ein paar Trockenübungen machen lassen, bevor ich Ihnen den richtigen Ort nenne.«
    »Ich soll mich also von Ihnen in der Gegend herumscheuchen lassen, ohne zu wissen, ob Sie mir die Wahrheit sagen. Das ist doch lächerlich.«
    »Nein, das ist das Privileg desjenigen, der am längeren Hebel sitzt. Quinn wird davon überzeugt sein, dass er Sie vor mir beschützen kann. Vielleicht ist er sogar dazu in der Lage. Sie können zustimmen oder es sein lassen.«
    »Darüber muss ich erst nachdenken.«
    »Bitte sehr, drehen Sie ruhig Däumchen in Ihrem Haus, wie Sie es schon im Hotelzimmer in Bloomburg getan haben. Ich werde mir in der Zwischenzeit schon mal die nächste Botschaft ausdenken, die ich Ihnen zukommen lasse. Wollen wir mal sehen, sein Name ist also Montalvo …«
    Er legte auf.
    Eves Herz klopfte wie wild, und ihre Hand zitterte, als sie das Gespräch beendete. Kistle würde es tun, dachte sie. Er

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