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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Kistle haben.« Sie schwieg einen Moment lang. »Ich weiß, dass du nichts davon hören willst, aber an ihren Fähigkeiten muss schon was dran sein. Wie sonst hätte sie den Jungen finden können?«
    »Du hast recht, ich will nichts davon hören«, erwiderte Joe knapp. »Und ich bin sicher, dass Cassidy unbedingt herausfinden will, wie sie das geschafft hat. Ich würde als Erstes überprüfen, ob es eine Verbindung zu Kistle gibt. Dann würde ich zu dem Hersteller des Fasses gehen und sehen, was ich dort in Erfahrung bringen könnte. Oder vielleicht hat sie auch in aller Stille die Leute in der Stadt befragt und einen Zeugen oder eine andere Spur gefunden.«
    Eve schüttelte den Kopf. »Ich glaube ihr.«
    »Eve.« Sie sah, wie er sich bemühte, seine Ungeduld zu verbergen. »Tu dir das nicht an. Sie wird dich ausnutzen. Sie ist einfach nur cleverer als die anderen Schwindler, mit denen du zu tun hattest.«
    »Ich glaube ihr«, wiederholte sie. »Aber ich werde nicht versuchen, dich zu überzeugen. Das ist im Moment nicht wichtig.« Sie nahm den FedEx-Karton vom Tisch. »Ich setz mich raus auf die Veranda und warte auf den FedEx-Boten.«
    Joe nickte. »Ich gehe mit Toby spazieren. Ich finde keine Ruhe.«
    Er war aufgeladen mit nervöser Energie, das sah sie ihm an. Joe war ein Typ, der sich lieber auf ein Problem stürzte, als sich davon überraschen zu lassen. Bei ihr war es jetzt ganz anders. Sie konnte diese seltenen Momente der Ruhe vor dem Sturm sogar genießen. Doch sie spürte schon die dunklen Wolken heraufziehen, und sie würden schnell genug näher kommen.
    Sie ging auf die Veranda und setzte sich auf die Schaukel, während sie Joe hinterhersah, wie er mit Toby zum See stapfte. In der Spätnachmittagsonne wirkte Joe stark und energiegeladen und absolut selbstbewusst. So anders als noch vor einigen Monaten in Kolumbien, wo er verwundet gewesen war und Mühe gehabt hatte, aus dem Bett zu steigen.
    Als ihr Handy klingelte, nahm sie es aus ihrer Tasche. Jane.
    »Es geht mir gut, Jane«, sagte sie. »Die Sonne scheint, ich sitze zu Hause auf der Veranda und schaue zu, wie Joe mit Toby spazieren geht.«
    »Und wo ist Kistle?«
    »Nicht hier.«
    »Verdammt, die müssten Kistle eigentlich längst kassiert haben.« Sie seufzte. »Wirke ich eigentlich sehr besorgt?«
    »Ja, aber das gehört sich ja auch so. Wie ist Paris?«
    »Wundervoll, und es hält sich für den Nabel der Welt. Das Arbeiten fällt hier ziemlich schwer.« Sie schwiegen einen Augenblick lang. »Ich könnte meinem Agenten die ganzen diplomatischen Vorbereitungen für die Ausstellung überlassen und nach Hause kommen. Hier würde mich niemand vermissen.«
    »Sie würden dich bestimmt vermissen. Du kannst auch diplomatisch sein, wenn du es willst.«
    »Na ja, den Galeriebesitzer habe ich schon auf die Palme gebracht. Er wollte alle Gemälde zum Verkauf anbieten, obwohl ich eins davon ausgenommen hatte.«
    »Welches denn?«
    »Schuldig. Das Bild, das Montalvo so gut gefiel.« Sie zögerte. »Wo ist Montalvo überhaupt?«
    »Keine Ahnung. Als ich gestern nach Hause kam, hat er mich angerufen und mir gesagt, dass er sich im Plaza in Atlanta einquartiert hat, aber seitdem habe ich nichts von ihm gehört.«
    »Der wird sich schon wieder melden.« Sie zögerte wieder. »Ich weiß, dass du ihn auf Distanz halten möchtest, aber ich bin froh, dass er da ist, Eve. Was auch immer Montalvo für ein Mensch sein mag, aber er hat mich auf jeden Fall beeindruckt als ein Mann, auf den man in der Not zählen kann.«
    »Ja, er weiß, was er tut.« Eve wechselte das Thema. »Uns geht es gut hier. Es passiert nichts. Die Vernissage findet in drei Tagen statt. Gedulde dich so lange, dann kannst du von mir aus einfliegen, um mich zu retten, wenn dir danach ist.«
    »Du rufst mich an, wenn du – nein, ich werde dich wohl anrufen müssen. Du willst mich bestimmt nicht beunruhigen. Ich ruf morgen noch mal an. Bis dann, Eve.«
    »Bis dann, Jane.« Sie musste lächeln, als sie auflegte. Sie wäre nicht sonderlich überrascht, wenn Jane am nächsten Tag auf der Türschwelle stünde, anstatt sich um ihre Ausstellung zu kümmern. In dem Fall würde sie sie natürlich davon überzeugen müssen, auf der Stelle kehrtzumachen und wieder zurückzufliegen. Bei einem Dickschädel wie Jane keine ganz einfache Aufgabe.
    Als der FedEx-Wagen in Sichtweite kam, nahm sie den Karton und trug ihn zur Straße.
    Auf Wiedersehen, Carrie. Ich hoffe, ich habe dir geholfen. Ich hoffe, du kommst jetzt

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