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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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denke, es wird für einen Adrenalinschub sorgen. Gute Nacht, Eve.«
    Sie wandte sich Joe zu, der neben ihr auf dem Sofa saß. »Er hört immer noch mein Telefon ab. Er wusste von meinem Anruf bei Montalvo. Ich denke, er hat akzeptiert, dass er herkommt.«
    »Die Verschlüsselung ist ab morgen früh wirksam. Was noch?«
    »Er will mir morgen ein Geschenk zukommen lassen.« Sie erschauderte. »Er konnte sich kaum halten vor lauter Vorfreude. Ich musste an diese Männer mit einem Pflock im Herzen denken. Er will mir Angst einjagen.«
    »Also nichts Neues.« Joe wandte sich ab. »Bevor ich auf die Veranda gekommen bin, habe ich die Scheinwerfer von zwei Autos die Straße heraufkommen sehen. Wahrscheinlich Montalvo. Ich geh mal runter, um ihn zu begrüßen.«
    Sie wollte ihm folgen, überlegte es sich dann aber anders. Es war besser, ihn allein gehen zu lassen. Sie konnte schließlich nicht ewig den Schiedsrichter spielen. Die beiden waren alt genug, die Sache untereinander auszumachen.
    Von der Tür aus sah sie ihm nach, wie er den Pfad zu der Stelle am gegenüberliegenden Seeufer hinunterschritt, wo die Autos parkten.
    Eine sehr vernünftige Entscheidung, aber verdammt, sie wäre jetzt viel lieber da unten bei den beiden, anstatt im Haus zu warten wie eine Jungfrau im Turm.
     
    Montalvo und Miguel hatten bereits ein Feuer entzündet und waren gerade dabei, ihre Ausrüstung auszupacken, als Joe bei ihrem Lager eintraf.
    »Aha, Quinn, ich habe Sie bereits erwartet«, sagte Montalvo. »Zwar nicht so bald, aber in weiser Voraussicht habe ich Ihnen auch einen Kaffee von Starbucks mitgebracht für den Fall, dass Sie hier auftauchen, bevor ich selbst zum Kaffeekochen komme.« Er reichte ihm einen riesigen Becher und wandte sich zu Miguel um. »Hör auf auszupacken, Miguel. Sei nicht unhöflich. Wir haben Besuch.«
    Wahrscheinlich rechnete er damit, dass Joe ihm den Kaffee ins Gesicht kippte. Doch Joe nahm den Deckel ab und hob den Becher an den Mund. »Und für Eve keinen?«
    »Es war wohl klüger von ihr, uns allein aufeinandertreffen zu lassen.« Er lehnte sich gegen den Wagen und trank von seinem Kaffee. »Und Eve ist verdammt klug. Wahrscheinlich kaut sie an ihren Fingernägeln und käme am liebsten her, um die Situation in die Hand zu nehmen, aber sie hat Sie allein gehen lassen.«
    Und Montalvo kannte sie gut genug, um diese Reaktion vorhersagen zu können. Joe schluckte den Ärger herunter, den der Gedanke ihm verursachte. Ruhig bleiben. »Stimmt.« Er hob den Becher an die Lippen. »Aber wie Sie bereits sagten, sie ist sehr klug. Sie weiß, dass ich Ihnen nicht das Genick brechen werde … noch nicht.«
    »Kann ich weiter auspacken?«, fragte Miguel. »Aggressive Diskussionen gehen mir auf die Nerven.«
    »Nein, bleib hier. Ich brauche dich noch.« Montalvo lächelte. »Aber nicht um mich zu beschützen, keine Sorge. Trink deinen Kaffee und sei still. Fahren Sie fort, Quinn.«
    »Ich bin nur hergekommen, um klarzustellen, dass wir zusammenarbeiten werden. Wir sind nicht mehr im Clayborne Forest. Keine Alleingänge, keine Konkurrenz. Dort war mir das ganz recht. Aber hier ist die Situation anders. Eve ist wild entschlossen, sich ins Gewühl zu stürzen. Sie wird keinem Risiko ausgesetzt, nur weil Sie bei ihr punkten wollen.«
    Montalvos Lächeln verschwand. »Damit habe ich nicht gerechnet. Ich hatte mit Wut gerechnet, vielleicht mit dem Versuch, mich auszuschließen, aber damit nicht.«
    »Ich bin wütend. Ich werde Sie ausschließen. Aber im Moment ist das alles unwichtig.« Er trank noch einen Schluck Kaffee, kippte den Rest auf den Boden und zerknüllte den Becher. »Und sollte Ihr Ego Sie dazu verleiten, auf eigene Faust zu handeln, zerquetsche ich Sie wie diesen Becher.«
    Miguel stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich glaube, ich werde lieber das Zelt aufbauen.«
    Montalvo schaute Joe unverwandt an. »Entspann dich, Miguel. Nichts wird passieren. Als ich in deinem Alter war, habe ich auch noch überstürzt gehandelt und bin Leuten an die Gurgel gegangen, aber mittlerweile neige ich eher dazu nachzudenken, bevor ich zum Sprung ansetze.« Er trank seinen Kaffee aus. »Und es stimmt, ich habe ein ziemlich großes Ego, aber ich habe es unter Kontrolle, Quinn. Es beherrscht mich nicht. In diesem Fall stimme ich zufällig mit Ihnen überein. Deshalb werde ich Ihre Warnung übergehen und halte Ihnen zugute, dass Sie in erster Linie um Eve besorgt sind.«
    »Wie freundlich«, erwiderte Joe sarkastisch.
    »Nicht wahr?«

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