Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
wissen wahrscheinlich noch nicht viel.«
    »Warte.« Ihr Blick wanderte zu dem blauen Haarband in der Schachtel, die auf dem Sofa lag. »Erzähl ihnen davon noch nichts. Vielleicht besteht ja noch die Chance, dass –«
    »Ich habe nicht vor, denen irgendetwas zu erzählen. Auf die eine oder andere Weise wird Kistle dieses kleine Mädchen benutzen. Solange wir nicht wissen, auf welche Weise, will ich nicht die Pferde scheu machen.« Als auf dem Revier der Anruf entgegengenommen wurde, ging Joe auf die Veranda, um zu telefonieren.
    Eve betrachtete den Schnappschuss von Laura Simmons. Das Mädchen lächelte nicht, wirkte aber auch nicht verängstigt. Vielleicht war das Foto aufgenommen worden, bevor das Mädchen bemerkt hatte, dass sie von dem Mann, der es fotografierte, etwas zu befürchten hatte.
    Ihr Handy klingelte. Im Display erschien der Name John Spacek. Als sie auf Empfang drückte, war sie nicht überrascht, dass Kistle sich meldete. Sie hatte mit seinem Anruf gerechnet. »Wer ist John Spacek? Wie sind Sie an sein Handy gekommen?«
    »Auf die übliche Weise. Er und seine Frau brauchen es nicht mehr. Haben Sie die Nachrichten gesehen?«
    »Haben Sie ihr weh getan?«
    »Laura Ann? Noch nicht. Ich war zu beschäftigt mit den Vorkehrungen für Ihren Empfang.«
    »Lassen Sie die Kleine frei. Das ist eine Sache zwischen mir und Ihnen. Es gibt keinen Grund, ein unbeteiligtes Kind mit hineinzuziehen.«
    »Ganz im Gegenteil. Das verleiht der Sache das gewisse Etwas. Für Sie würde es reichen, wenn als Belohnung die Knochen eines toten Mädchens winken. Aber für Quinn und Montalvo? Die Aussicht, dem Mädchen womöglich das Leben retten zu können, würde den Ansporn für die beiden zweifellos erhöhen.«
    »Wir wissen ja nicht einmal, ob sie überhaupt noch lebt.«
    Joe war wieder ins Haus gekommen und blieb wie angewurzelt stehen, als er Eves Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Sie lebt«, sagte Kistle.
    »Ich will mit ihr reden.«
    »Noch nicht. Das werde ich Ihnen gestatten, wenn ich den Eindruck gewinne, dass Sie der Mut verlässt. Außerdem schläft sie gerade. Ich musste sie ruhigstellen. Aber in ein paar Stunden bringe ich sie weg, dann ist es egal, ob sie schreit.«
    Eves Hand krampfte sich um das Telefon. »Lassen Sie sie nach Hause gehen.«
    »Nein, Laura Ann wird sich in der Nähe von Bonnies letzter Ruhestätte aufhalten. Wenn Sie die eine finden, finden Sie auch die andere. Falls ich gewinne und Sie sterben, stirbt Laura Ann ebenfalls. Und auch wenn es Ihnen in diesem Fall egal sein kann, ob ihre Leiche den Eltern für eine ordentliche Beerdigung übergeben wird, garantiere ich Ihnen, dass das nie passieren wird. Man wird sie nie finden. Genauso, wie Bonnie nie gefunden wurde.«
    »Warum ziehen Sie das Mädchen überhaupt in die Sache hinein? Sie ist Ihnen doch nur im Weg. Lassen Sie sie frei.«
    »O nein, ich werde sie nicht freilassen. Das gehört zum Spiel. Ihre einzige Chance, am Leben zu bleiben, besteht darin, dass Sie sie mir wegnehmen. Jetzt zu den Spielregeln. Sie haben zwei Tage, um Bonnie und Laura Ann zu finden. Ich habe Ihnen einen Hinweis zukommen lassen. Benutzen Sie ihn.« Er legte auf.
    »Lebt sie noch?«, fragte Joe, als sie das Gespräch beendet hatte.
    »Ich weiß es nicht. Er sagt ja. Er wollte mich nicht mit ihr sprechen lassen. Er hat behauptet, sie sei bewusstlos.«
    »Will er sie als Köder benutzen?«
    Eve nickte. »Er meint, das würde dich und Montalvo anspornen. Er war sich nicht sicher, ob es mich interessiert. Um Himmels willen, für wen hält er mich eigentlich? Natürlich interessiert mich das.« Am ganzen Körper zitternd holte sie tief Luft. »Wir haben zwei Tage. Laura Ann befindet sich in der Nähe von der Stelle, wo Bonnie vergraben ist. Wir müssen Bonnie finden, um Laura Ann zu finden.« Ihr Blick wanderte zu dem Foto mit der Kiefer und dem Felsbrocken. »Und ich vermute, das hier ist unser sogenannter Hinweis«. Sie stand auf. »Verdammt, das könnte sonst wo sein.«
    »Wenn wir Glück haben, liegt die Stelle entweder im Chattahoochee National Forest oder in den Okefenokee-Sümpfen. Bestimmt hat er längst herausgefunden, wer uns die Tipps über ihn gegeben hat und dass wir über seine alten Jagdgründe Bescheid wissen.«
    »Und was sollen wir tun? Eine Münze werfen?«
    »Vielleicht wird es darauf hinauslaufen.« Joe nahm das Foto und ging zur Tür. »Aber ich rechne damit, dass Kistle uns noch einen deutlicheren Hinweis gibt. Ich gehe jetzt erst mal runter zu Montalvos

Weitere Kostenlose Bücher