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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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das richtig wäre. Sie hat drei Tage gebraucht, um sich zu erholen von –«
    »Ist schon in Ordnung, Phillip.« Megan trat in den Flur. Sie trug nur ein Falcons-T-Shirt und rote Fellpantoffeln, aber sie war hellwach. »Sie wäre nicht um diese Uhrzeit gekommen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Wichtig für sie«, entgegnete er. »Aber für dich vielleicht ein Problem.« Er zuckte die Achseln. »Ich setze Kaffee auf. Geht in den Wintergarten.«
    Megan nickte und ging durch den Flur nach hinten. »Aber um sechs Uhr früh ist es da noch nicht sehr sonnig.« Sie öffnete die Glastüren. »Setzen Sie sich.« Sie nahm auf einem abgenutzten grün-weißen Sofa Platz. »Aber für so was haben Sie wohl im Moment sowieso keinen Sinn.«
    Eve sah sich in dem kleinen Raum um, während sie sich auf einem Rattansessel niederließ. Wie Megan gesagt hatte, war es noch dämmrig im Wintergarten. »Nett hier. Gemütlich.«
    »Uns gefällt es.« Sie sah Eve an. »Aber Sie sind sicherlich nicht hergekommen, um unsere Inneneinrichtung zu begutachten, oder? Kistle ist also immer noch auf freiem Fuß?«
    »Ja, er ist aus dem Clayborne Forest verschwunden und hält sich jetzt hier in der Gegend auf. Haben Sie in den Fernsehnachrichten den Bericht über Laura Ann Simmons gesehen?«
    Megan erstarrte. »Hat er sie in seiner Gewalt?«
    »Ja, aber sie lebt noch. Ich habe erst vor ein paar Stunden mit ihr am Telefon gesprochen. Er benutzt sie als Köder, um mich in eine Falle zu locken.«
    »Wo?«
    »In den Okefenokee-Sümpfen. Er hat mir zwei Tage gegeben, aber ich habe schon bei anderen sinnlosen Suchen zu viel Zeit vergeudet.«
    »Und warum kommen Sie jetzt zu mir?«
    »Ich denke, Sie wissen warum.«
    Megan nickte langsam. »Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Es sei denn, er hat sie bereits getötet.«
    »Sie haben gesagt, dass Sie diese Stimmen hören an Orten, an denen tragische Ereignisse stattgefunden haben oder schlimme Qualen erlitten wurden. Und bei Gott, was Laura Ann erlebt, müssen extreme Qualen sein. Sie wird Todesängste ausstehen.« Sie ließ einen Augenblick verstreichen. »Außerdem hat er behauptet, dass er an dem Ort, an dem ich Laura Ann finden würde, schon mal jemanden vergraben hat. Ich nehme an, dass Bonnie auch dort ist.«
    »Vielleicht lügt er ja.«
    »Ja, vielleicht, aber ich glaube es eigentlich nicht. Nicht dieses Mal. Aber er wird versuchen, uns hereinzulegen. Ganz sicher. Wir brauchen Sie.«
    Megan sagte nichts. Sie sah Eve nur an.
    »Ich weiß, was ich von Ihnen verlange. Ich weiß, was Sie in Bloomburg durchgemacht haben.«
    »Nein, das wissen Sie nicht«, sagte Megan schroff. »Sie wissen gar nichts.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Eve. »Aber ich bitte Sie dennoch darum. Werden Sie uns begleiten?«
    Megan schwieg einen Moment lang, dann entgegnete sie müde: »Verdammt, ich hatte mir fest vorgenommen abzulehnen, wenn Sie kämen.«
    »Wieso wussten Sie denn, dass ich kommen würde? Ich weiß es doch selbst erst seit heute Morgen.«
    Megans Lippen zuckten. »Also, ich habe keine hellseherischen Fähigkeiten. Aber ich habe eine Freundin, Renata, die Ursache und Wirkung mit bewundernswerter Genauigkeit beurteilen kann. Dieses Talent besitze ich zwar nicht, aber ich brauchte nur zwei und zwei zusammenzuzählen, um mir denken zu können, wie Ihr nächster Schritt aussehen würde.« Dann fügte sie hinzu: »Und Sie machen sich etwas vor, wenn Sie glauben, Sie hätten das nicht alles längst geplant. Wenn Laura Ann und Kistle nicht wären, dann wären Sie gekommen, damit ich Ihnen helfe, Bonnie zu finden. Sie können einfach nicht anders.«
    Eve starrte Megan eine Weile an, während sie die Worte sacken ließ. Herr im Himmel, es stimmte. Es hatte immer unter der Oberfläche gelegen, aber sie hatte es sich nicht eingestehen können. »Ich habe dagegen angekämpft. Ich wollte es nicht tun. Ich weiß, wie sehr Sie leiden werden.«
    »Als Sie angefangen haben, mir wegen Bobby Joe zu vertrauen, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie mich bitten würden, Ihre Bonnie zu suchen.« Megan schüttelte den Kopf. »Es ist falsch. Ich sollte es wirklich nicht tun, Eve. Nicht um meinetwegen, sondern auch Ihretwegen. Sie wissen, dass Bonnie einen schrecklichen Tod gestorben sein muss. Wollen Sie sich wirklich alldem aussetzen?«
    »Ich will ihren Leichnam nach Hause holen.«
    »Aber nicht auf diese Weise. Finden Sie sie auf andere Weise. Sie werden nicht wissen wollen, wie sie gestorben ist. Sie werden nicht miterleben wollen,

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