Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
sie die Knöpfe seiner Beinkleider und seines Wamses, bevor sie ihm die Sachen vom Leibe zog. Walter war unerfahren mit den vielen Knöpfen ihres Kleides und kichernd half Franziska ihm, bis sie schließlich nur noch in ihrem Hemd vor ihm stand. Er schlug die Decke des schmalen Bettes zurück, und sie glitten auf die harte Matratze.
BÖHMEN Juli 1306
»Ihr geht nach Olmütz, Montardier, und nehmt die Verhandlungen auf.« Bero hatte sich im Umfeld Rudolfs unentbehrlich gemacht. Mittlerweile war er Befehlshaber von Rudolfs Leibgarde und beriet ihn in allen militärischen Fragen. Louis unterstand offiziell nicht seinem Kommando, doch er verbeugte sich vor Bero, so schwer ihm dies auch fiel. Die Aussicht, mit dem König eines anderen Reichs verhandeln zu dürfen, war eine unbeschreiblich große und vor allen Dingen unerwartete Ehre. »Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, Restwangen, ich danke Euch!«
»Ihr werdet Euch bewähren und wenn Ihr Erfolg habt, wird Rudolf sich erkenntlich zeigen, wartet nur ab!« Bero nickte ihm beinahe freundschaftlich zu.
Louis atmete auf. Endlich fühlte er sich als Mann des Königs wieder ernst genommen. Man übertrug ihm eine Aufgabe, die eines Kanzlers würdig war. Er war also doch nicht völlig abgeschrieben, nicht nur einer von vielen bedeutungslosen Edelmännern. Womöglich konnte er wieder auf eine angemessene Karriere bei Hof hoffen. Ob sein Gönner Albrecht wohl hinter der Order stand?
»Mit Verlaub«, erwiderte Louis nun der Höflichkeit halber, »würde nicht vielmehr Euch selbst die Ehre gebühren, zu Wenzel zu ziehen?«
»Gewiss, ich bin älter, erfahrener und ranghöher, aber ich muss die Gelegenheit nützen, mich um mein Lehen und mein junges Weib zu kümmern, da ist mir jeder einzelne Tag lieb und teuer.«
Louis verbeugte sich und dankte Bero nochmals. Er war erleichtert, endlich eine akzeptable Beziehung zu ihm aufgebaut zu haben. Bero hatte nie ein Wort über ihren Kampf verloren und scheinbar auch die Geschichte mit Hermann endgültig begraben. Er war jetzt Grundherr, wohlhabend, verheiratet und zudem ein Günstling Rudolfs. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, die alten Zwistigkeiten zu vergessen und gemeinsam an den wichtigen Staatsaufgaben zu arbeiten.
»Wann soll ich aufbrechen?«
»Lieber gestern als heute. Wer weiß, wie lange Wenzel in Olmütz verweilen will. Sucht ihn so rasch es geht auf und unterbreitet ihm unser Angebot.«
Der unglückliche Wenzel war trotz seiner Jugend bereits in den zweiten großen Krieg verwickelt. Nachdem er vor kurzem erst Ungarn verloren hatte, war er nun gezwungen, gegen die aufständischen Polen zu Felde zu ziehen, und hatte sich fest vorgenommen, dieses Land durch einen großen Sieg auf Dauer in sein Königreich einzugliedern. Bero von Restwangen hingegen hatte einen ganz anderen Plan für Wenzels Zukunft geschmiedet und diesen mit Rudolf besprochen, der zunächst gezögert, aber schließlich doch seine Zustimmung gegeben hatte.
Bero hatte sich umgehend nach seiner Ankunft in Böhmen in seiner Burg eingerichtet und saß nun neben seinem stillen Weib Heidrun. Das ganze Lehen wusste bereits, dass sein Herr wieder hier war und die nächsten Tage oder Wochen mit der Verwaltung des Besitzes verbringen würde. Er hatte sich auch sofort in die Arbeit gestürzt und mit dem Verwalter einen Aufgabenplan entworfen, der diesem in nächster Zeit kaum einen Moment der Ruhe gönnen würde. Was der Verwalter und die Bewohner Restwangens nicht wussten, war, dass Bero kurz nach Louis' Abreise mit zweien seiner Männer und in dunkle Kutten gehüllt unerkannt ebenfalls die Burg verließ und sie erst einige Tage später genauso heimlich wieder betreten sollte.
Drei Tage nach seinem Aufbruch von Restwangen erreichte Louis Olmütz und steuerte sofort die Burg an. Er wies sein Empfehlungsschreiben vor und wurde zu einem der königlichen Hofbeamten vorgelassen. Kurz schilderte er den Grund seines Besuches, der darin bestand, Wenzel kampferfahrene Truppen anzubieten, um ihn gegen die Polen zuunterstützen. Sollte der Feldzug siegreich und Wenzels Krone gefestigt sein, wollten Albrecht und Rudolf mit ihm über eine neue Ordnung der östlichen Reichsgebiete verhandeln, und auf jeden Fall sollte eine Waffenallianz gegen äußere Bedrohungen gegründet werden. Das entsprechende Schreiben, von Rudolf selbst unterzeichnet, sollte Louis Wenzel eigenhändig übergeben und ihn der brüderlichen Liebe Rudolfs versichern.
Die Hofbeamten und
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