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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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Verteilung des Erbes des alten Reichskönigs Rudolf von Habsburg zu kurz, und der Sohn lässt sich das nun nicht mehr bieten. Er hat eine Reihe von Rittern um sich geschart, die allesamt auf bessere Titel und Lehen aus sind, darunter übrigens auch unser Freund Bero.«
    »Denkst du, sie werden Erfolg haben?«, fragte Elsbeth, die Johann kannte und ihn als in sich gekehrten jungen Mann in Erinnerung hatte.
    »Wer weiß? Albrechts ältester Sohn ist tot, und der König verliert derzeit Schlacht um Schlacht. An allen Ecken des Reiches lehnen sich Landeskönige und Herzöge auf. Sohart er sie noch vor einigen Jahren einigen und maßregeln konnte, so sehr tanzen sie ihm nun auf der Nase herum. Sein zweiter Sohn Friedrich ist erst achtzehn Jahre alt und hat sich bisher noch nicht allzu sehr hervorgetan. Johann wäre zumindest ein stärkerer Nachfolger als er. Ich persönlich denke aber, dass Albrecht Johann nicht erhören wird, er aber noch mindestens zehn Jahre regieren muss, bis Friedrich anerkannt genug ist, um die Reichskrone zu tragen. Sollte er vorher sterben, geht die Krone bestimmt an ein anderes Haus.«
    »Wäre das schlimm?«, fragte Franziska.
    »Für uns hier in Nürnberg wohl nicht. Die Stadt lebt von den Kaufleuten und auf die kann kein König verzichten. Mir bereitet eher Frankreich Sorgen.«
    »Warum das?«, fragte Franziska weiter. Diesmal antwortete Chalil.
    »Philipp ist zum mächtigsten König Europas geworden, und sein Reich steht geschlossen hinter ihm. Übrigens auch die Kirche! Der letzte Konklave war von französischen Kardinälen dominiert. Der neue Papst Clemens ist Franzose und scheint darauf zu pfeifen, dass er eigentlich Bischof von Rom ist. Die Tiara hat er sich in Lyon aufsetzen lassen und seitdem Frankreich nicht mehr verlassen. Es würde mich nicht wundern, wenn er Italien ganz den Rücken kehrt und das Papsttum in Frankreich etabliert.«
    »Aber, kann er das denn?« Franziska hatte schon vor Jahren erkannt, dass man auch als Kauffrau die Zusammenhänge der Politik begreifen musste, und sie war dankbar, von Meynhard und Chalil, der alle Höfe Europas kannte, zu lernen.
    »Können ist nicht das Problem. Die Frage ist vielmehr,kann er der daraus entstehenden Konflikte Herr werden, und genau das scheint Philipp gut vorbereitet zu haben.«
    »Ist Philipp denn ein guter König?«, fragte Franziska weiter.
    »Auch das ist Ansichtssache: Er ist ein Tyrann. Seine engsten Berater haben eine Geheimpolizei installiert, die alle vermeintlichen Gegner aufspüren und ans Messer liefern soll. Ihre Vermögen füllen den Staatssäckel recht ordentlich. Im letzten Jahr hat er zum Beispiel hunderttausend Juden ausweisen lassen und den Großteil ihrer Habe konfisziert. Verwandte Isaaks leben seitdem hier in Nürnberg. Zum Glück waren sie auch Handelsherren und konnten sich hier wieder eine neue Existenz aufbauen. Aber sie hatten zusehen müssen, wie mit den Schuldscheinen, die der König hatte ausstellen lassen, ihre Häuser angezündet wurden. Er lässt Klöster schließen, zerschlägt Orden und hält seine Herzöge so klein wie möglich.«
    »Aber kann das gut gehen?«
    »Vorerst schon, schließlich hat er genügend Macht. Aber auch er wird nicht ewig leben, und seine Söhne gelten als gemäßigt und umsichtig. Aber es steht so gut wie fest, dass Frankreich Europa die nächsten Jahre dominieren wird, es sei denn, Albrecht fällt noch etwas ein.«
    »Woran denkst du?«
    »Nun, mein weiser und von Allah gesegneter Vetter hat ein symbolträchtiges Königreich zu vergeben. Zumindest sagt er das.«
    »Jetzt habe ich es begriffen«, fiel Elsbeth ihm ins Wort. »Wenn Albrecht an-Nasir hilft, seinen Thron wieder zu besteigen, erhält er vielleicht zum Dank die Krone Jerusalems, und die Kirche könnte gar nicht anders, als sich ihm zuzuwenden und wieder von Frankreich abzurücken. Und das könnte Habsburg die Reichskrone erst einmal bis auf Weiteres sichern und Albrechts Familie an die Spitze des europäischen Adels stellen.«
    Die Männer nickten, und Elsbeth schickte sich an, die Weinbecher nochmals zu füllen. Meynhard empfand es als modern, beim Trinken auf einen Mundschenk oder Diener zu verzichten, zumal, wenn es Politisches und Geschäftliches zu bereden galt. Franziska und Elsbeth entschuldigten sich nach einem letzten Becher. Marie hatte an der kleinen Gesellschaft ohnedies nicht teilgenommen.
    »Und jetzt unter uns«, fragte Chalil den Grafen. »Was denkst du wirklich über die Reichspolitik?«
    »Mit der

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