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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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und Chalil erreichten die Gegend um die Stadt Winterthur mehr als einen Tag vor Franziskas geplanter Ankunft. Meynhard nutzte seinen Einfluss und mietete mehrere Räume eines großen Hauses in dem Örtchen Neftenbach, in denen sie die nächsten Tage gemeinsam mit Franziska und hoffentlich auch mit Ludwig und seinem Vater verbringen konnten. Der König wollte ganz in der Nähe, auf der Burg Wart, einen Tag Hof halten.
    Fathma und das ebenso kostbare Pferd Meynhards brachten sie auf einer Koppel nahe dem Herrschaftssitz unter, aufder bereits andere Pferde von Edelleuten grasten. Einige Männer unter Waffen trieben sich in der Nähe der Tiere herum, doch maßen Meynhard und der Prinz ihnen keine Bedeutung bei und unterhielten sich ungehemmt weiter. Auch dass ein Mann die Truppe rasch verließ und sich eiligen Schrittes davonmachte, kümmerte sie nicht.
    *
    »Der Graf von Aarnkreutz und dieser Prinz, sagst du? Und es besteht kein Zweifel?« Gerfried, der letzte Bedienstete, dem Bero noch regelmäßigen Lohn zahlen konnte und der ihm in der Vergangenheit wertvolle Dienste erwiesen hatte, schüttelte den Kopf. »Die Holzhand ist unverwechselbar, und den Grafen kenne ich schließlich auch. Aber ich habe noch eine Nachricht: Sie sprachen davon, dass Franziska Schneyder morgen hier eintreffen wird.«
 
    Es dauerte weniger als eine Stunde, bis Gerfried erneut in Beros Kammer geeilt kam. »Herr«, sprach er hastig, »Montardier kommt hierher. Er war mit einem Trupp Ordensritter auf der Stammburg Albrechts ganz in der Nähe und reitet in Kürze nach Neftenbach, wie mir berichtet wurde. Er soll morgen eine Audienz beim König haben.«
    Bero ließ nur ein leises Knurren hören und winkte Gerfried zu, dass er entlassen sei. Er brauchte Ruhe und musste nachdenken.

NEFTENBACH   bei Winterthur, April 1308
    Schon bald sah Bero mit eigenen Augen, wie Franziska in ihrem eleganten Wagen in die Stadt einzog und fröhlich mit ihrer kleinen Tochter plauderte. Wie immer war Franziska elegant gewandet und auch ihr Kind trug kostbare Reisekleider. Der Graf nahm die Frau persönlich in Empfang, überließ dem Rossknecht die Sorge um Kutsche und Pferde und geleitete die Schneiderin mit ihrer Tochter in die von ihm besorgten Räumlichkeiten. Zum königlichen Bankett am heutigen Abend würden die beiden ja wohl nicht eingeladen sein, dachte Bero.
 
    Johann von Schwaben brütete schweigend in seiner Unterkunft vor sich hin. Sechs Männer, allesamt Adelige und Grundherren, hatte er mitgebracht um einen entsprechend gewichtigen Auftritt zu gewährleisten, wenn er dem König seine Forderungen überbrachte. Jeder von ihnen hatte einen oder zwei Männer als Begleitung, aber dennoch hatten sie sich Mühe gegeben, hier vor Ort kein Aufsehen zu erregen und sich unauffällig zu verhalten.
    Der Erbanspruch seines zu früh verschiedenen Vaters war im Testament des alten Rudolf genau beschrieben gewesen, und nach Auskunft der Advokaten und Kirchenjuristen auch nicht mit seinem frühen Tod erloschen. Ihm, Johann, stand als Sohn dieses Erbteil zu und nicht bloß die wenigen lächerlichen Ländereien, die er stattdessen erhalten hatte. Er würde heute abermals sein Recht einfordern, aber nicht wie früher, mittels Eingaben irgendwelcher Rechtsgelehrter, die sich anschließend in nicht enden wollenden schriftlichen Disputen mit den Juristen des Königs auseinandersetzten, sondern persönlich, von Mann zu Mann, und dann würde sich schon zeigen, ob der alte und schwache Albrecht noch die Kraft und den Willen besaß, sich weiterhin den Ansprüchen Johanns zu widersetzen. Wenn der König vernünftig wäre, würde er ihm seinen rechtmäßigen Besitz übertragen und ihn obendrein an seine Seite setzen, falls er Wert darauf legte, die Habsburger Herrschaft zu festigen und auszudehnen. Albrechts noch lebende Söhne waren kindsköpfige Schwächlinge, und Johann war sich sicher, dass auch der König dies wusste.
    Bero saß unter den Gefolgsmännern Johanns und ließ sich den Becher mit Wein füllen.
    »Der König erwartet einen seiner Ritter heute Nachmittag«, sagte er schließlich zu seinem Herrn.
    »Na und? Was kümmert mich das?«, fragte dieser schlecht gelaunt.
    »Es handelt sich um Montardier. Ihr kennt ihn aus seiner Zeit bei Hofe.«
    »Montardier? Wie kann das sein? Über den Mann ist die Acht verhängt, er soll den armen Wenzel erschlagen haben.«
    »Anscheinend hat er die Gunst des Königs wiedererlangt. Er scheint besonders gut mit Albrecht

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