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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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Vergangenheit. Trotzdem, er würde Erkundigungen über die junge Frau im Haus der Schneiderin einziehen.
    »Es soll eine Hochzeit geben, in wenigen Tagen schon. Der Rosshändler heiratet die Schneidermeisterin. Das Mädchen mit den braunen Locken ist ihre Tochter und wird die Werkstatt bald übernehmen, heißt es. Vielleicht sollten wir dem Hochzeitspaar unsere Aufwartung machen.« Haymo rollte bei Beros Worten genießerisch die Augen und folgte den Freunden, die ihren Pferden die Sporen gaben und davonsprengten.
    Hermann war begeistert, als er die Hosen mit den Knöpfen anprobierte, ebenso von dem Obergewand, an dessen Vorderseite sich ebenfalls Knöpfe fanden. Auch Neles Umhang wurde durch zwei silberne Knöpfe über der Brust gehalten, und ihr Kleid konnte durch geschickt angebrachte Knopfleisten einfach und rasch angezogen und abgelegt werden. Immer neue Ideen waren den Mädchen gekommen, als sie an den Kleidern arbeiteten, und bald mussten sie sich gegenseitig bremsen, um nicht auch noch das letzte Bändchen und jeden Haken durch die neuartigen Knöpfe zu ersetzen.
    Karl überraschten die Mädchen einen Tag vor der Hochzeitsfeier mit seinen neuen Hosen. Belustigt betrachtete er das Kleidungsstück, ließ sich jedoch überreden, es sofort anzuprobieren. Er verzog sich in einen Nebenraum und flugs hatte er seine neuen Beinlinge angezogen und geschlossen. Franziska und Maria hörten ihn begeistert aufjuchzen. Obendrein passte die Hose wie angegossen.
    »Seht mich an!«, rief er den beiden Mädchen zu. »Alleine die Zeit, die ich jetzt beim An- und Ausziehen spare … Zacharias wird meinen Lohn erhöhen müssen, weil ich nun doppelt so viel schuften kann. Und wenn erst das Weibsvolk …«
    Franziska verpasste ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen. »Prahlhans!«, rief sie, doch ihre leuchtenden Augen verrieten, wie stolz sie auf ihr Werk war. Maria zeigte ihrem Bruder ihr neues Kleid für die Hochzeit. Auch daran und an ihrem Hemd befanden sich Knöpfe über Knöpfe, ebenso an der Festrobe, die sie für Franziska umgearbeitet hatten. Franziska hatte ihr Versprechen gehalten und dafür gesorgt, dass Marias Gewand ebenso schön war wie ihr eigenes. Karl musterte es anerkennend, bevor er plötzlich sorgenvoll die Stirn in Falten legte.
    »Was wohl die gute Innozentia dazu sagen wird, wenn ich dich übermorgen darin im Stift abliefere?« Ein kurzer Schreckensschrei entfuhr Maria. Übermorgen sollte sie schon wieder zurück? Sie hatte in den letzten Tagen jeglichen Gedanken an das Kloster verdrängt, zu schön war es hier bei Franziska und Nele gewesen. Ihr eben noch so fröhliches Gesicht umwölkte sich. Karl hatte ja Recht. Wohin sonst sollte sie gehen? Es war nichts über ihren weiteren Verbleib besprochen worden, also würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als ihr Noviziat fortzusetzen und schließlich Nonne zu werden. Sie hatte keine Eltern, die sie aufnehmen konnten, es war kein Ehemann in Sicht, und sie verfügte ihres Wissens über kein Vermögen, das es ihr gestattet hätte, unter der Aufsicht eines Vormundes ihren Lebensunterhalt daraus zu bestreiten. Eingeschüchtert senkte sie die Augen und schämte sich ein wenig ihrer Einfalt und ihrer Eitelkeit, die dazu geführt hatten, dass sie jetzt in vornehmen Kleidern in einem wohlhabenden Bürgerhaus stand und den Kopf voller Grillen hatte, wo sie doch bald schon wieder in einen derben Kittel gehüllt hinter Klostermauern verschwinden sollte.
    Franziska sah die Bestürzung der Freundin und warf Karl einen wütenden Blick zu. »Du wirst doch nicht …«
    »Lass gut sein«, beruhigte der junge Mann sie, und ein listiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich habe darüber nachgedacht und auch das eine oder andere Gespräch geführt. Ich denke, ich habe eine gute Lösung gefunden, muss mich aber noch mit Ludwig besprechen, schließlich ist er das Familienoberhaupt, doch morgen kann ich bestimmt eine gute Nachricht überbringen.«
    »Aber morgen ist doch schon die Hochzeit!«
    »Eine gute Gelegenheit, über Marias Zukunft zu sprechen. Mehr kann ich aber heute nicht verraten, das würde Unglück bringen! Danke nochmals für die Beinlinge. Ihr werdet mich morgen darin bewundern können. Doch nun gehabt euch wohl, ihr hohen Damen.« Er deutete eine Verbeugung an, machte kehrt und marschierte pfeifend aus der Werkstatt.
 
    Karl hatte noch an Hermanns Büchern zu arbeiten, und er freute sich aufrichtig für den Rosshändler, als er die letzte Rate aus dessen

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