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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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ist, lässt ihr Gedächtnis plötzlich nach. Doch nun zu Euch: Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr?«
    In kurzen Worten schilderte Franziskas Mutter die Situation. Der Mann hörte aufmerksam zu. Schließlich ergriff er das Wort: »Diese Kundin, sie heißt Elsbeth von Falckenstein, ist nicht das, wofür man sie halten könnte. Ihr Ruf ist … zweifelhaft. Bei mir lässt sie fertigen, weil ich nicht so teuer bin wie die anderen Meister und außerdem verschwiegen. Von den guten Werkstätten ist meine die kleinste und bescheidenste, aber meine Kunden sind zufrieden, und ich möchte, dass das so bleibt.«
    Verständnisvoll nickten die Frauen, denn ihre Achtung vor dem Lebenswerk eines braven Handwerkers war groß.Schließlich sprach Nele: »Warum lasst Ihr es nicht auf den Versuch ankommen: Lasst uns dieses Kleid ändern. Wenn Euch unsere Arbeit gefällt, finden wir vielleicht gemeinsam neue Kunden. Falls nicht, habt Ihr nichts verloren.« Der Mann schien noch immer zu zögern.
    »Natürlich braucht Ihr uns nicht dafür zu bezahlen, falls Ihr Euch darüber sorgt«, fügte Franziska nun hinzu. »Aber lasst uns gleich beginnen, solange noch genug Tageslicht ist. Wir brauchen ein Stück Kreide und eine Tafel, bevor wir die Stellen vergessen, die geändert werden müssen. Und lasst umgehend Nadeln zum Abstecken bringen!«
 
    Zu dritt arbeiteten sie den ganzen folgenden Tag an dem Kleid, neugierig beäugt von den beiden Gesellen und den Näherinnen des Schneiders. Walram, wie der Meister hieß, ließ sich kaum noch in der Werkstatt blicken, nachdem er seinen Arbeitern die Anweisungen für den Tag gegeben hatte. Nur gegen Mittag sah er wie zufällig vorbei. Franziska war aufgefallen, dass die Gesellen an mehreren Beinlingen arbeiteten, und fragte, für wen diese seien. »Ein Paar ist für den Meister selbst. Er ist gern gut angezogen und lässt des Öfteren neue Sachen anfertigen, auch wenn die Alten noch gut sind. Die beiden anderen sind für die Söhne eines Schreinermeisters. Der älteste heiratet und die ganze Familie staffiert sich neu aus, um den Eltern der Braut zu zeigen, welch Glück die Tochter hat.« Bei den letzten Worten rieb er Daumen und Zeigefinger aneinander.
    »Sie wollen ein bisschen protzen?«, fragte Franziska, »und Euer Herr hat es auch gern modern?« Sie warf Maria einen schelmischen Blick zu, und beide dachten an die Hosen Karls und Hermanns. Was für eine Gelegenheit!
    »Jetzt passt einmal auf«, sagte sie nun zu den beiden Gesellen und begann, auf die Burschen einzureden.
 
    Das Kleid war am übernächsten Vormittag fertig. Franziska bügelte es sorgfältig mit dem heißen Eisen. Nele und Maria waren erschöpft von den vielen Knopflöchern, die sie zu nähen hatten, doch das Ergebnis ihrer Mühen war ein Meisterwerk geworden. Das Oberteil ließ sich vom Ausschnitt bis zur Taille aufknöpfen. Die Knopfleiste war geschickt verdeckt, und die Trägerin konnte es geschlossener oder freizügiger tragen, ganz wie es ihr beliebte. Der Rock war ebenfalls mit Knöpfen zu schließen. Zwei kurze Schlitze mit mehreren Knöpfen machten ihn bequem zum Anziehen und zum Entkleiden. Obendrein war er in der Weite etwas verstellbar, je nachdem, ob die Trägerin gerade etwas schlanker oder etwas üppiger war. Elsbeth von Falckenstein hatte eine reizvoll schmale Taille und äußerst wohlgeformte Brüste, die in diesem Kleid besonders gut zur Geltung kommen würden.
 
    Am vereinbarten Nachmittag erschien Elsbeth mit ihrer Zofe in der Werkstatt und ließ sich vom Meister gebührend begrüßen. Walram führte sie in das Hinterzimmer, in dem die drei Frauen sie erwarteten. Sie erklärten der erstaunten Herrin und der Zofe die neuartigen Verschlüsse und priesen ihre Vorzüge. »Falls es einmal nötig sein sollte, kann das Kleid auch ohne Hilfe einer Kammerzofe angelegt werden«, sagte Nele und senkte schüchtern die Augen.
    »Ich will es probieren. Hilf mir aus diesem Kittel«, wies Elsbeth ihre Begleitung an, die sich sofort daranmachte, Verschnürungen und Haken zu lösen, um ihre Herrin ausdem Kleidungsstück zu befreien. Das neue Kleid anzulegen war ungewohnt, doch erkannten Herrin und Dienerin sofort, wie zweckdienlich und ausgeklügelt die Knöpfe und die damit verbundenen Verstellmöglichkeiten waren. Das Kleid passte bestens und verschaffte seiner Trägerin einen eleganteren Auftritt und eine schlankere Silhouette. Ihre Büste war fest in den Stoff gepackt und rundete sich reizvoll. Schnell erkannte Elsbeth die Wirkung,

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