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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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fortgeschleppt haben. Er hätte genauso gut einfach aus der Stadt verschwinden und nichts sagen können, doch er hat eigens nach mir gesucht und mir Bescheid gegeben. Ohne ihn hätte ich nicht einmal gewusst, wo ich mit der Suche anfangen soll.«
    Bernhard schnaufte und stemmte die Hände in die Seiten. Anstatt etwas zu sagen, stieß er aber nur die Luft aus. »Damit kannst du dich in Teufels Küche bringen.«
    »Ich weiß«, gab Melisande zu. »Aber letztlich waren es die Männer des Bischofs, die meine Familie ins Unglück gestürzt haben. Zu Joß Fritz mag ein jeder stehen, wie er will, aber ich habe selbst gesehen, unter welchen Bedingungen die Bauern leben müssen, und erfahren, wie viel Stolz sie besitzen. Mögen die Herren ruhig etwas anderes sagen, ich glaube, dass die Rebellen für eine gerechte Sache kämpfen.«
    Bernhard starrte sie an, als hätte sie soeben den Teufel herbeigerufen. Melisande wusste selbst, dass solche Reden sie schneller auf den Richtblock bringen konnten, als sie den Namen von Joß Fritz aussprechen konnte. Aber nachdem sie ihre Gedanken in Worte gefasst hatte, fühlte sie sich zutiefst erleichtert.
    Nach einer Weile erweichten sich Bernhards Züge wieder. Sanft griff er nach ihrer Hand, und während sich Melisande noch fragte, was er damit bezweckte, legte er sie sich auf die Brust.
    »Bitte versprich mir eines«, sagte er dann ernst.
    »Was?«, fragte Melisande, während Zorn, Angst und Verwirrung in ihrem Innern miteinander rangen.
    »Dass du das, was du soeben von dir gegeben hast, niemandem sonst sagst. Du hast mein Wort, dass ich es nicht verraten werde. Und ich werde auch weiterhin zu dir stehen. Nur lass um Himmels willen innerhalb dieser Mauern keine Menschenseele außer mir wissen, was du wirklich denkst.«
    Melisande nickte beklommen. »Natürlich werde ich das nicht tun. Ich habe es nur vor dir gewagt, weil …«
    Bernhard legte erwartungsvoll den Kopf schief, und Melisande hatte auf einmal das Gefühl, als würden tausende Spatzen in ihrem Bauch flattern.
    »Weil ich dich mag«, presste sie dann hervor und machte sich wieder los. »Aber jetzt sollten wir zur Werkstatt zurückgehen, sonst wird uns der Meister noch schelten.«
    Bernhard verharrte zunächst verwirrt, dann lächelte er übers ganze Gesicht. »Ich mag dich auch, Melisande Bruckner«, murmelte er und folgte ihr durch die Gasse.
    »Du siehst nicht gerade aus, als wärest du betrübt, weil das Mädchen uns nicht helfen konnte«, bemerkte Maximilian Rächer, nachdem sie eine ganze Weile durch die Stadt geritten waren.
    Die Menschenmassen nahmen zu, je näher sie dem Dom kamen. Obwohl der Sonntag als Tag der Ruhe galt, boten einige Händler in den Seitengassen Waren und Speisen feil. Einige Mönche aus dem nahen Kloster liefen mit gesenkten Häuptern an ihnen vorbei.
    »Ich bin in der Tat nicht betrübt, weil ich wusste, dass sie uns keine große Hilfe sein wird«, antwortete Lux Rapp, dem nun wieder etwas leichter zumute war. »Immerhin war sie bloß eine junge Knopfmacherin.«
    Der Vertraute des Grafen schob die Unterlippe vor. »Vielleicht sollten wir die Jungfer dennoch im Auge behalten.«
    »Aus welchem Grund?«, fragte der Landsknecht, während er sich bemühte, sein Erschrecken zu verbergen.
    »Ich hatte in meinem Leben schon mit vielen Menschen zu tun und erkenne genau, wenn jemand etwas zu verbergen hat. Das Mädchen hat nicht gelogen, als es behauptete, Schwierigkeiten beim Zeichnen zu haben. Aber der Name Joß Fritz scheint ihr etwas gesagt zu haben. Hast du bemerkt, wie sich ihre Augen geweitet haben?«
    »Ihr seht Gespenster«, behauptete Rapp unbehaglich. Offenbar hatte Rächer wirklich vor, ihn gegen einen anderen Augenzeugen auszutauschen.
    »Nein, das glaube ich nicht. Das Mädchen wusste etwas mit dem Namen anzufangen. Vielleicht hat sie Fritz gar schon mal gesehen? Es wäre durchaus möglich, dass sie uns angelogen hat und gar nicht der Lehrling eines Knopfmachers ist.«
    »Warum sollte sie das tun?«
    »Warum sollte ein Knopfmacher ein Mädchen ausbilden? In ihrem Alter könnte sie längst verheiratet sein.« Maximilian Rächer überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Du kannst sagen, was du willst, aber mit der Kleinen stimmt etwas nicht.«
    »Soll ich ab sofort sie statt Joß Fritz suchen?«, fragte Rapp spöttisch.
    »Es wäre nicht von Schaden, wenn du, so du ohnehin auf dem Weg durch die Stadt bist, herausfinden könntest, ob sie die Wahrheit gesagt hat. Gewiss gibt es in dieser

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