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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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zu dem Mädchen hinüber.
    »Was habt Ihr vor?«, fragte Rapp, der sich danach sehnte, endlich ins Warme zu kommen.
    »Kannst du es dir nicht denken?«, entgegnete der Vertraute des Grafen hintergründig.
    »Bei dieser Kälte, die mir den Verstand einfriert, kann ich nicht denken.«
    »Wenn das Mädchen tatsächlich dieses Bildnis angefertigt hat, so kann es vielleicht auch nach Eurer Beschreibung Joß Fritz zeichnen.«
    Lux Rapps Augen weiteten sich. Auf einmal wurde seine Kehle staubtrocken und die Kälte, die durch sein Wams drang, war nebensächlich. »Ihr meint, wir sollten ein Bildnis von Fritz herumreichen?«
    »Warum denn nicht?« Rächer wirkte erstaunt. »Wenn die Leute erst wissen, wie er aussieht, werden gewiss einige bereit sein, ihn an den Bischof zu verraten.«
    Damit wäre ich dann ja gänzlich überflüssig, schoss es dem entsetzten Landsknecht durch den Kopf.
    Fast schon ängstlich blickte er zu dem Mädchen hinüber, das sich noch ein wenig zu zieren schien, und betete im Stillen, ihre Fähigkeiten würden nicht so weit reichen, dass sie ihm gefährlich werden konnten.
    »Der Reiter will, dass du zu ihm kommst«, flüsterte Bernhard Melisande zu.
    »Weiß er etwa, wo meine Schwester ist?« Ihre Augen weiteten sich hoffnungsvoll.
    »Davon hat er nichts gesagt. Er wollte vielmehr wissen, ob du das Bild gezeichnet hast.«
    Die Worte schossen Melisande durch Mark und Bein. Was, wenn das die Männer des Bischofs sind?, fragte sie sich. Misstrauisch musterte sie die Reiter, die viel zu schmutzig und zerlumpt waren, um Leute des Geistlichen sein zu können. Aber nach einem langen Ritt sah niemand mehr wie aus dem Ei gepellt aus.
    »Geh hin und sprich mit ihm«, redete Bernhard ihr gut zu. »Vielleicht weiß er ja wirklich etwas.«
    Zögerlich trat Melisande auf die Männer zu. Dabei inspizierte sie die Pferde und deren Geschirre genau, konnte aber keine Gemeinsamkeiten mit den Reitern erkennen, die damals in die Judengasse geritten waren.
    »Wie ist dein Name, Mädchen?«, fragte der Mann in der Mitte mit einem gewinnenden Lächeln.
    »Melisande.« Rasch biss sie sich auf die Zunge, bevor ihr der Nachname entschlüpfen konnte.
    »Jungfer Melisande, hast du dieses Bildnis gezeichnet?«
    Der Reiter beugte sich zu ihr hinunter und zeigte ihr das Blatt. Ernster, als sie es in Erinnerung hatte, blickte Alina auf ihre Schwester herab.
    »Ja, das habe ich.«
    »Wen stellt es dar?«
    Gehörten die Männer etwa doch zu den Häschern? Während Melisande gegen den Drang ankämpfte, einfach kehrtzumachen und wegzulaufen, antwortete sie: »Meine Schwester.«
    »Eure Schwester, soso. Der Bursche hier hat mich gefragt, ob ich sie gesehen hätte. Ist sie sein Mädchen?«
    Melisande schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Dann bist du es?«
    Das Blut schoss ihr in die Wangen. Was sollten all diese Fragen? Sie hätten lieber gleich in die Werkstatt zurückgehen sollen. Melisande bedachte Bernhard mit einem vorwurfsvollen Blick, auch wenn er es auf die Entfernung sicher nicht bemerkte.
    »Nein, er ist der Geselle in unserer Werkstatt. Ich bin dort der Lehrling.«
    Unglücklicherweise wirkte der Fremde nun noch interessierter.
    »Der Lehrling? Welches Handwerk erlernst du denn?«
    Melisande stockte. Wenn sie wirklich einen Mann des Bischofs vor sich hatte, wusste er sicher auch von dem Überfall auf ihre Eltern. Oder sie sind wirklich nur neugierige Reisende, schwächte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf Melisandes beunruhigende Gedanken ab.
    »Das des Knopfmachers.«
    Der Fremde wandte sich zu seinem Begleiter um, der recht gleichgültig wirkte und nur von hier wegzuwollen schien.
    »Na, dann ist es kein Wunder, dass dir dieses Bildnis so gut gelungen ist. Als Knopfmacherin musst du geschickte Hände haben.«
    »Habt Ihr meine Schwester denn gesehen? Sie ist …« Melisande verstummte. Auch wenn nicht erwiesen war, welchem Herrn diese Männer dienten, wollte sie ihnen nicht die Geschichte von Alinas Entführung auf die Nase binden. Wer wusste schon, wie sie auf vermeintliche Verräter reagierten.
    »Sie ist was?«, hakte der Mann nach. Noch immer hielt er die Zeichnung fest in der Hand.
    »Sie ist fortgelaufen. Nun suche ich sie.«
    »Mit einem Zettel.«
    Auf einmal wurde der Begleiter des Mannes kreidebleich.
    »Wenn die Leute ihr Gesicht wiedererkennen, können sie mir vielleicht sagen, wohin sie gegangen ist.«
    Der Fremde deutete mit dem Zeigefinger auf das Bild. »Bedauerlicherweise ist uns solch eine Schönheit nicht

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