Die Knopfmacherin
den Butzenscheiben ihres Fensters. Als sie sich gefiel, ging sie nach unten.
An der Treppe wartete Bernhard auf sie. Die Art, wie er sie ansah, ließ sie erröten. Melisande wusste nur einen Ausweg, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
»Na, wie gefällt es dir?«, fragte sie, während sie den Rock ausbreitete.
Bernhards Mund klappte auf, ohne dass er einen Ton hervorbringen konnte. »Du siehst aus …«
Das Mädchen legte den Kopf schief. Irgendwie gefiel es ihr, ihn auch mal ein wenig verlegen zu sehen.
»… wie eine richtige Handwerksfrau«, beendete er schließlich den Satz.
Melisande nickte huldvoll, dann ließ sie sich von ihm in die Küche führen, wo der Meister und Grete bereits warteten.
»Ich freue mich, Euch wiederzusehen, verehrter Herr von Lohweihe«, flötete Marga, als der stämmige Mann durch die Tür trat.
Seit zwei Monaten machte er Katharina den Hof, aber zu ihrer beider Verdruss hatte er sich seit gut zwei Wochen nicht mehr blicken lassen. Seine feine Kleidung, der kleine Blumenstrauß in seiner Hand und das Lächeln verrieten jedoch, dass er das Interesse an der Kaufmannstochter nicht verloren hatte.
»Verzeiht bitte, dass ich Euch so lange habe warten lassen«, entgegnete er und verneigte sich höflich vor der Hausherrin. »Der Dienst in der Bischofsgarde hat mich voll und ganz in Anspruch genommen. Ihr habt sicher von den Aufständischen gehört, die gefasst und hingerichtet worden sind?«
»Dem Herrgott sei Dank, dass es so ist!«, antwortete Marga überschwänglich. »Ihr habt Euch sicher in große Gefahr begeben müssen. Wie man hört, sollen diese Männer furchtbar brutal und gottlos sein.«
»Im Grunde genommen sind sie bloß Bauern, deren Mägen genauso hohl sind wie ihre Köpfe«, winkte Lohweihe ab. »Anstatt auf dem Feld für die Ihren zu sorgen, bilden sie sich ein, etwas vom Kriegshandwerk zu verstehen. Natürlich haben wir ihnen gezeigt, wo ihr von Gott angestammter Platz in der Welt ist.«
»Das zu hören, erleichtert mich sehr.« Marga setzte ein breites Lächeln auf. »Ich hatte schon befürchtet, dass meine Katharina nicht mehr Euer Wohlwollen genießt.«
Lohweihes Lächeln verriet etwas anderes. »Nie würde es mir in den Sinn kommen, von Eurer Tochter zu lassen. Ich hatte ihr Bildnis während der gesamten Zeit vor Augen.«
»Nun, dann werde ich sie holen, damit Ihr das Bild wieder schärfen könnt.« Damit verschwand sie hinter einer der Türen.
Lohweihe sah sich derweil um. Das Haus war recht solide und sicher einiges wert. Gut genug für den Hauptmann der Bischofsgarde. Wenn nur Joß Fritz endlich hinter Gittern sitzen würde.
Verdrossen dachte Lohweihe an die vergangenen Wochen zurück. Keine noch so harte Drohung hatte den Landsknecht Lux Rapp dazu bringen können, den Hasen aus seinem Versteck zu jagen. Selbst von dem langen Ritt waren die Männer ergebnislos zurückgekehrt, wie er vorhin erfahren hatte. Nur kurz hatte er mit dem Vertrautem von Graf Lichtenfels sprechen können, aber offenbar hatte sich Joß Fritz wirklich verkrochen. Jetzt wollten Maximilian Rächer und dieser Rapp versuchen, den Aufständischen in der Stadt ausfindig zu machen.
»Hier ist sie!«
Lohweihe schreckte aus seinen Gedanken hoch, als hinter Marga Ringhand Katharina eintrat. In dem dunkelroten Gewand wirkte ihre Haut wie die Blütenblätter einer Lilie. Der Ausschnitt war gerade tief genug, um die Ansätze ihrer Brüste zu zeigen. Ihr Haar war, wie es sich gehörte, von einer zarten Haube bedeckt, die ihren Hals noch länger und schlanker wirken ließ.
Wie lange wartete er schon darauf, diese Blüte zu pflücken. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, wollte er sie besitzen. Nur hielt sie ganz offensichtlich nichts davon, sich diesen Freuden hinzugeben, solange ihr Bund nicht vor dem Altar besiegelt war.
Vielleicht hat meine lange Abwesenheit ihren Sinn ja ein wenig geändert?, überlegte er hoffnungsvoll.
»Katharina, begrüße unseren Gast.«
Das Mädchen machte einen artigen Knicks vor Lohweihe, dann lächelte es. »Willkommen zurück, mein Herr. Ich habe Euch vermisst.«
Lohweihe grinste wölfisch, zwang sich dann aber wieder zu einer angemesseneren Miene. Immerhin war er hier nicht im Hurenhaus. »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Eure Tochter hinaus in den Garten führe?«, fragte er, nachdem er Katharina mit einer Verbeugung begrüßt hatte.
»Natürlich nicht«, entgegnete Marga Ringhand. »Ich verstehe nur zu gut, dass Ihr nach der langen Zeit der Trennung
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