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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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Stadt nicht viele Knopfmacher.«
    »Und was, wenn dem so ist?«
    »Dann werde ich dafür sorgen, dass jemand sie belauscht. Vielleicht lässt sie gegenüber ihrem Freund das eine oder andere Wort fallen, das sie verrät. Außerdem sollten wir Ausschau nach der davongelaufenen Schwester halten. Es mag dir absurd scheinen, aber vielleicht ist sie das Liebchen unseres Mannes.«
    Lux hob beschwichtigend die Hände, doch gleichzeitig rumorte es in seinem Innern. Joß Fritz war durchaus ein Mann, der Frauenherzen erobern konnte. Warum sollte er auf seiner Flucht nicht ein Mädchen mitgenommen haben?
    »Ich werde mich nach ihr umsehen«, sagte der Landsknecht schließlich, denn er wollte seinen Begleiter nicht noch mehr verärgern. Vielleicht kann sie mich ja tatsächlich zu Fritz führen?, dachte er.

22. Kapitel
    Bei ihrer Rückkehr wartete Meister Ringhand bereits auf Melisande und Bernhard. Seine ernste Miene vertrieb die Gedanken des Mädchens an die seltsame Begegnung am Altpörtel. Wollte er sie etwa wegen ihres Zuspätkommens rügen? Vor lauter Aufregung hatte sie beim Stundenläuten, das über ihre Köpfe hinweggehallt war, nicht mitgezählt.
    Ratsuchend blickte sie zu Bernhard, dem ein Lächeln übers Gesicht huschte. Was sollte das? Freute er sich schon auf die Schelte?
    »Gut, dass ihr zurück seid.« Der Meister baute sich würdevoll vor ihnen auf. Noch immer trug er das Wams vom Kirchgang, und auf seinen Stiefeln lag ein dünner Schleier aus Staub. »Melisande, es gibt eine Sache, die wir besprechen sollten.«
    Besonders ärgerlich hörte sich der Meister nicht an. Dennoch war Melisande nicht wohl zumute. Warum sprach er nur sie an?
    Ein anderer Gedanke schoss ihr durch den Sinn. Waren die Reiter vielleicht hier gewesen? Hatten sie nach ihr gefragt?
    Auf einmal wünschte sie sich, nichts über ihre Tätigkeit in der Werkstatt verraten zu haben.
    »Komm mit, Melisande.« Der Meister wandte sich um und ging voran.
    Panisch kam sie der Aufforderung nach, dennoch versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen.
    Die Werkstatt war sauber und aufgeräumt. Das letzte Tageslicht mischte sich mit dem Schein zweier Kerzen, die vor dem Fenster standen.
    »Kannst du dir denken, weshalb ich mit dir sprechen will?«, fragte Ringhand, während er neben seine Werkbank trat.
    Obwohl Melisande es konnte, schüttelte sie den Kopf.
    »Heute ist deine Probezeit offiziell zu Ende.« Auf die Züge des Knopfmachermeisters schlich sich ein kleines Lächeln. »Du wirst von nun an öfter mit unserer Kundschaft zu tun bekommen. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, dir das hier zu schenken.« Ringhand bückte sich und zog unter der Werkbank ein in grobes Leinen eingeschnürtes Päckchen hervor.
    Melisande schnappte überrascht nach Luft. Ein Geschenk? Für sie? Verblüfft, wie sie war, dachte sie gar nicht daran, die Hände danach auszustrecken. Erst recht kamen ihr keine Worte über die Lippen.
    »Nun nimm schon!«, forderte Ringhand sie auf. »Oder willst du, dass ich es zurückbringe? So, wie du momentan aussiehst, gehst du mir aber nicht mehr aus dem Haus. Zieh dich am besten gleich zum Abendessen um, damit wir deine Anstellung gebührend feiern können.«
    »Ich danke Euch, Meister Ringhand«, entgegnete Melisande, dann nahm sie das Päckchen an sich und eilte damit die Stiege zu ihrer Kammer hinauf.
    Mit zitternden Fingern öffnete sie das Bündel, das sich recht schwer anfühlte. Als sie das Kleid hervorzog, hielt sie unwillkürlich den Atem an.
    Der grüne Rock war aus einem groben Stoff gefertigt, das rote Mieder aus rotem Samt. Obenauf lagen ein Hemd aus feinem Leinen und dazu eine weiße Haube, deren Ränder mit schmaler Spitze besetzt waren.
    Melisande schlug die Hand vor den Mund. Obwohl es ihrer Familie nicht schlecht gegangen war, hatte sie doch nie ein Mieder aus Samt besessen! Dieses Geschenk schien beinahe zu kostbar zu sein, dafür dass sie einfach nur das getan hatte, was jeder gute Lehrling tun sollte.
    Ach, wenn ich doch nur Alina davon erzählen könnte, dachte sie wehmütig. Heftige Schuldgefühle überkamen sie. Warum ist mir Gott nur gewogen, was das Handwerk angeht, und nicht bei der Suche nach meiner Schwester? Der Gedanke, dass Alina vergeblich auf ihre Rettung wartete, lag Melisande schwer im Magen. Doch dann war es, als sagte eine Stimme zu ihr: Alina würde wollen, dass du dich darüber freust.
    Schnell entledigte sie sich ihres alten Gewandes und warf das neue über. Den Sitz der Haube überprüfte sie in

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