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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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die vergangenen Monate. Mehrere Monate, in denen sie nicht einmal ein Haar von Joß Fritz zu Gesicht bekommen hatten.
    Der Bischof erwartete Lux Rapp nebst Lichtenfels und ein paar Männern, die er nicht kannte, in der Sakristei. Deren Uniformen deuteten darauf hin, dass sie im Sold des Grafen standen. Würden sie ihn ebenso wie die anderen Aufständischen nach Bruchsal bringen, wenn sie hier fertig waren?
    Der Bischof, der noch immer das Messgewand trug, streckte ihm die Hand entgegen. »Sei gegrüßt, mein Sohn.«
    Rapp ging vor Ludwig von Helmstatt auf die Knie und küsste den Bischofsring. »Vater.«
    Der Geistliche blickte auf ihn herab, machte aber keine Anstalten, ihn zu erlösen. »Mir sind äußerst betrübliche Neuigkeiten zu Ohren gekommen.«
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Lux seinen Begleiter, der neben dem Namenlosen stand. Bei Licht betrachtet und ohne den Mantel, der ihn sonst verbarg, wirkte auch Rächer wie ein Soldat. Beide Männer verzogen keine Miene, doch der Landsknecht war sicher, dass er ihnen diese Audienz beim Bischof zu verdanken hatte.
    »Verzeiht, Vater, aber es war uns wirklich nicht möglich, Joß Fritz aufzuspüren«, rechtfertigte er sich, als der Geistliche ihn abwartend musterte. »Wir haben jeden Winkel durchkämmt, und ich schwöre Euch, wenn ich ihn erblickt hätte, hätte ich dem Getreuen des Grafen Lichtenfels sogleich Bescheid gegeben.«
    Der Bischof schwieg eine Weile, dann begann er, vor ihm auf und ab zu gehen. »Immerhin vernimmt man, dass Ihr in Straßburg einige sehr wertvolle Aussagen gemacht habt. Aus diesem Grund bin ich gewillt, Euch noch einmal zu verschonen – unter der Bedingung, dass Ihr mir Joß Fritz noch vor Ablauf des Jahres bringt.«
    Rapp hielt den Atem an. Wenn sie ihn bis jetzt nicht gefunden hatten, wie sollte er Fritz jemals auftreiben? Rächer ließ ihn nicht aus den Augen, und zu zweit würden sie den Aufständischen sicher alarmieren, bevor sie auch nur in seine Nähe kamen.
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, Vater. Nur bitte ich mir aus, allein in der Stadt nach ihm Ausschau halten zu dürfen.«
    »Damit Ihr Euch aus dem Staub machen könnt?«, schnarrte der Namenlose sofort.
    »Nein, damit sich Fritz nicht vor mir verkriecht wie eine Ratte. Vielleicht kann ich sogar sein Vertrauen erlangen …«
    »Du wirst nicht mit ihm reden!«, versetzte der Graf ungehalten. Wahrscheinlich befürchtete er, Fritz könnte den Landsknecht bekehren.
    »Das würde ich selbstverständlich nur dann tun, wenn es unbedingt nötig ist. Ansonsten verlasse ich mich auf meine Augen.«
    »Warum sollte Euch niemand begleiten dürfen?«, fragte Rächer, der die Arme vor der Brust verschränkte.
    »Weil Eure Anwesenheit Fritz verscheucht!«, entgegnete Rapp zornig. »Wahrscheinlich war es schon die ganze Zeit über so, auch als wir auf den Feldern unterwegs waren. Soldaten riecht er gewiss aus einer Meile Entfernung.«
    »Nun gut, innerhalb der Stadtmauern sollt Ihr allein suchen«, meldete sich der Bischof jetzt wieder zu Wort. »Lohweihe, Ihr werdet dafür sorgen, dass die Torwachen ihn nicht aus der Stadt lassen.«
    »Keine Maus wird durch die Tore schlüpfen, Euer Gnaden.« Der Namenlose verneigte sich, dann funkelte er Lux Rapp herausfordernd an.
    Lohweihe ist also dein Name, dachte Rapp, während er den Mann von der Seite betrachtete. Gut zu wissen …
    »So sei es!«, rief der Bischof aus und reichte dem Landsknecht erneut die Hand. »Lukas Rapp, Ihr werdet es unverzüglich anzeigen, sobald Ihr Joß Fritz zu Gesicht bekommt. Die Stadt verlasst Ihr allerdings nur in Begleitung der Männer des Grafen.«
    »Damit bin ich vollauf zufrieden, Vater.« Rapp ergriff die Hand des Bischofs und drückte fast schon verzweifelt die Lippen auf den Rubin.

25. Kapitel
    Wie sie es verabredet hatten, schlich sich Bernhard kurz vor Mitternacht aus dem Haus und wartete im Schatten des Torbogens auf Melisande. Der Meister war wegen ihres Verschwindens ein wenig ungehalten gewesen, doch Bernhard hatte ihm kurzerhand erklärt, dass ihr in der Menge übel geworden sei. Das hatte Ringhand ein wenig besänftigt. Gleich danach hatten sie die Abmachung getroffen.
    Bernhard hielt es nach wie vor für keine gute Idee, dass Melisande ihn zum Hurenhaus begleitete. Doch er hatte keine andere Wahl. Der mysteriöse Fremde würde gewiss nicht mehr bei ihnen auftauchen. Melisande war demnach die Einzige, die ihre Schwester wiedererkennen konnte.
    Abwartend blickte er zu ihrer Kammer hinauf.

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