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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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dachte er, während er eilig in Richtung Judengasse schritt. Egal, immerhin zeige ich dem Bischof damit, dass ich gewillt bin, meinen Teil der Abmachung zu erfüllen.

29. Kapitel
    »Was wolltet Ihr mir sagen?«, fragte Melisande, nachdem sie Joß einen Becher Wasser gereicht hatte.
    Im Kerzenschein wirkte der Rebellenführer noch zerlumpter und schmutziger. Kein Wunder, dass die Soldaten des Bischofs ihn nicht gefunden hatten.
    »Habt Ihr schon irgendwelche Maßnahmen für die Flucht Eurer Schwester ergriffen?«, fragte er, nachdem er das Wasser hinuntergestürzt hatte.
    Melisande blickte zu Bernhard, der wirkte, als wollte er gleich die Wachen rufen. »Wir haben versucht, das Geld zusammenzubekommen, um sie auszulösen. Dreißig Taler verlangt die Hurenwirtin für Alina.«
    Joß’ Augen weiteten sich. »Gierige Vettel«, knurrte er dann. »Ich befürchte allerdings, dass Ihr etwas anderes unternehmen müsst. Die Hurenwirtin will Alinas Jungfräulichkeit versteigern.«
    Das Mädchen fuhr so heftig von ihrem Schemel auf, dass er hinter ihr zu Boden fiel. »Was sagt Ihr da?«
    »Heute um Mitternacht will sie das Mädchen versteigern. Irgendwie muss sie herausgefunden haben, dass ihr Blut doch schon fließt.«
    Melisande musste sich an der Tischkante festhalten, denn ihre Beine gaben auf einmal unter ihr nach. »Woher wisst Ihr das?«
    »Nachdem ich Euch neulich Bescheid gegeben habe, habe ich mich ein bisschen in der Nähe des Hurenhauses herumgetrieben. Kein leichtes Unterfangen, denn man glaubt kaum, wer von den Bischofsleuten dort alles ein und aus geht. Es ist mir gelungen, hin und wieder zu lauschen, und so habe ich ein großes Gezeter mitbekommen. Die Wirtin hat gekeift und gedroht, dazwischen war das Weinen eines Mädchens zu hören.«
    Melisande presste sich schluchzend die Hand vor den Mund. Ihr Traum hatte offenbar doch einen wahren Hintergrund, ihre Schwester befand sich tatsächlich in der Hölle.
    »Wir müssen Alina da rausholen!«, rief sie dann, doch auf dem Weg zur Tür fing Fritz sie ab.
    »Bleibt ruhig! Es sind noch vier Stunden bis Mitternacht.«
    »Glaubt Ihr denn, ich will warten, bis einer von diesen Dreckskerlen meiner Schwester die Jungfräulichkeit nimmt?«
    »Das wird nicht geschehen, wenn wir es ruhig anfangen. Vertraut mir.«
    Melisande stemmte sich noch kurz gegen seinen Griff, dann sah sie ein, dass Fritz recht hatte. Sie konnte nicht einfach ins Hurenhaus marschieren. Das mag einmal geglückt sein, doch dieses Mal würde es böse ausgehen.
    »Was ist Euer Plan?«, fragte Bernhard, der aufgesprungen war, als Fritz Melisande gepackt hatte.
    »Zugegeben, er ist nicht besonders ausgeklügelt, aber er könnte erfolgreich sein.«
    »Nun sagt schon«, verlangte Melisande. »Die Zeit läuft nicht langsamer, während wir reden.«
    »Ihr werdet Euch als Junge verkleiden müssen, Melisande. Dann werden wir gemeinsam ins Hurenhaus gehen.«
    »Und dort?«
    »Werde ich Euch sagen, was Ihr zu tun habt, sobald wir Eure Schwester ausfindig gemacht haben.« Joß Fritz erhob sich und spähte misstrauisch durch das Fenster.
    »Habt Ihr etwas gesehen?«, fragte Melisande angesichts seiner Miene, doch er schüttelte den Kopf.
    »Nein, es ist nichts. Ich wollte nur sichergehen … Kleidet Euch um, dann treffen wir uns draußen.« Damit verließ er die Küche.
    Melisande eilte zu dem Versteck, in dem sie die Männerkleider aufbewahrte.
    »Meinst du wirklich, er hat einen Plan?«, fragte Bernhard zweifelnd, während er die Gestalt des Rebellen in der Dunkelheit auszumachen versuchte.
    »Er ist die einzige Möglichkeit, die wir haben«, entgegnete Melisande, während sie in die Beinkleider schlüpfte und anschließend den Rock ablegte. »Zu dritt stehen unsere Chancen, Alina zu befreien, wesentlich besser.«
    »Was ist mit den Leuten des Bischofs? Wenn nun einige von denen im Hurenhaus sind?«
    Melisande streifte das Hemd über ihr eigenes, nachdem sie zuvor ihr Mieder ausgezogen hatte. »Erinnerst du dich noch an die Männer, für die ich ein Bildnis zeichnen sollte?«
    Bernhard nickte.
    »Offenbar weiß nur einer von ihnen, wie Joß Fritz aussieht, und wenn ich mich nicht täusche, war das der Mann, der während unseres Gesprächs so betont weggeschaut hat. Wenn er oder seine Freunde dort sind, können wir Fritz warnen.«
    »Wir werden in Teufels Küche kommen«, seufzte Bernhard.
    Melisande trat zu ihm, legte ihm die Hand auf den Mund und gab ihm dann einen Kuss. »Das werden wir schon nicht. Nach allem,

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