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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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noch wachsen und reifen«, setzte Lohweihe hinzu. »Wartet ein paar Monate. Inzwischen könnte sie Euch als Magd aushelfen.«
    Die Frau kniff die Augen zusammen. »Ihr wollt sie unbedingt loswerden, nicht wahr?«
    »Ja, aber das könnte ich auch beim Melchior.«
    Die Wirtin überlegte. Sie war keine Frau, die sich ein gutes Geschäft entgehen lassen würde. »Hat die Kleine noch irgendwelche Angehörige?«
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Nein, ihre Eltern sind tot. Für sie ist es ein Glück, bei Euch aufgenommen zu werden.«
    Bevor Lohweihe antworten konnte, regte sich das Mädchen. Sie murmelte etwas Unverständliches und öffnete kurz die Augen. Dem Hauptmann war plötzlich unwohl zumute. Was, wenn sie merkte, wo sie war, und Tumult machte? Obwohl ihm der Schweiß das Hemd an den Rücken klebte, zwang er sich zur Ruhe. Das Mädchen schloss die Augen wieder, dann sank sein Kopf zur Seite und es schlief weiter wie ein Kind.
    »Nun gut, ich kann es mit ihr versuchen. Wie viel wollt Ihr für sie?«
    »Zehn Taler!«, verkündete Lohweihe ohne zu zögern.
    »Zehn Taler?« Die Wirtin wurde schlagartig wach. »Seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Ich werde sie einkleiden und verköstigen müssen!«
    »Sobald Ihr sie eingewiesen habt, wird sie Euch sehr viel Geld bringen. Gewiss gibt es viele Männer, die solch einem Hexlein nur zu gern den Teufel austreiben würden.«
    »Ich zahle Euch dennoch nicht mehr als acht für das Mädchen. Sie wird mir noch eine ganze Weile kein Geld einbringen, außerdem wird es lange dauern, bis sie die Männer anständig behandeln kann.«
    »Gebt mir neun, und ich verspreche Euch, dass ich ein Jahr lang in kein anderes Hurenhaus gehen werde als das Eure. Mal davon abgesehen, dass ich auch meine Untergebenen dazu anhalten werde, ausschließlich zu Euch zu kommen.«
    »Das ist ein Wort! Allerdings will ich vorher wissen, ob sie wirklich noch Jungfrau ist.«
    »Meine Männer haben sie nicht angerührt!«, protestierte Lohweihe angesichts dieses Misstrauensbeweises.
    »Eure Männer vielleicht nicht, aber wie steht es mit den Burschen in ihrem Dorf? Es wäre gut möglich, dass einer diese Blume bereits gepflückt hat.«
    »Nun denn, untersucht sie.«
    Lohweihe atmete tief durch. Er hätte nicht geglaubt, dass es so schwierig sein würde, ein Mädchen an die Hurenwirtin zu verkaufen.
    Die Wirtin machte sich fachkundig an die Arbeit. Der Hauptmann beobachtete, wie sie dem Mädchen das Hemd hochzog und es dann abtastete. Wenige Augenblicke später ließ sie von der Ohnmächtigen ab. »Ihr habt recht, sie ist wirklich noch Jungfrau. Also gut, neun Taler.« Die Wirtin streckte ihm ihre feiste Hand entgegen.
    Lohweihe ergriff sie lächelnd. »Ihr werdet es nicht bereuen. Allerdings solltet Ihr Stillschweigen über die Herkunft des Mädchens bewahren. Und aufpassen, dass sie Euch nicht entwischt.«
    Die Wirtin setzte ein triumphierendes Lächeln auf. »Bis jetzt ist mir noch keines meiner Mädchen abhandengekommen. Wartet kurz hier, ich hole die Münzen.«
    Lux Rapp erwachte, als ihn jemand grob an der Schulter rüttelte. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er sich in der bischöflichen Kutsche befand. Der Graf war bereits ausgestiegen, nur der Unbekannte war noch bei ihm.
    »Wir sind da!«, schnarrte der Begleiter von Graf Lichtenfels. »Auf die Beine mit dir!«
    Rapp versuchte, sich zu erheben, doch die Schmerzen in seinen Gliedern zwangen ihn auf den Sitz zurück.
    »Wachen!« Auf den Ruf des Fremden hin erschienen zwei hochgewachsene Männer in der Uniform der Bischofsgarde.
    »Legt ihm Fesseln an und bringt ihn zum Bischof!«
    Die Männer nickten, dann packten sie Lukas bei den Armen. Nachdem er aus dem Kutschenschlag gestolpert war, stieg auch der Fremde aus.
    Als Lux Rapps Knie auf dem Hof einknickten, zerrten ihn die Männer wieder in die Höhe. Tränen schossen ihm in die Augen, doch er riss sich zusammen. Auch das wird vergehen, dachte er. Wer weiß, vielleicht wird mir der Bischof meine Dienste reich vergelten?
    Lautes Hufgetrappel lenkte ihn für einen Moment von seinen Schmerzen ab. Unter den fünf Reitern, die über den Hof preschten, erkannte er drei wieder, die am Überfall auf die geheime Versammlung beteiligt waren. Nachdem sie ihre Pferde zum Stehen gebracht hatten, liefen sie mit langen Schritten über den Hof.
    Haben sie Fritz gestellt?, fragte sich Lux, während die Wächter seine Handfesseln festzurrten. Panik überkam ihn. Wenn sie den Anführer hatten, so

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