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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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hatte der Bischof sicher keine Verwendung mehr für ihn.
    Doch dann zwang er sich wieder zur Ruhe. Wenn sie Joß Fritz habhaft geworden wären, hätten sie ihn sicher mitgebracht. Jeden anderen mochten sie einfach so abschlachten, aber nicht ihn. Der Bischof wollte dem Mann, der ihm so viel Ärger bereitete, sicher ins Gesicht blicken – und dann zuschauen, wie er zu Tode gequält wurde.
    Erst als die Soldaten ihn durch die Gänge führten, wurde ihm bewusst, wie groß die Residenz des Bischofs war. Die Schmerzen wurden nach einer Weile unerträglich und verdrängten sogar den Gedanken, dass Joß Fritz eben jene Prunksucht angeprangert hatte, die er jetzt erlebte.
    An einer Tür, neben der ein prunkvoller Wandteppich die Kreuzigung Jesu Christi zeigte, machten sie halt. Angesichts des Weihrauchduftes, der durch den Gang waberte, wurde dem Landsknecht schlecht. Was würde der Bischof wohl tun, wenn ich ihm auf die Schuhe kotze?, fragte er sich spöttisch, da zerrte man ihn auch schon durch das Türgeviert.
    Der Bischof saß auf einem Stuhl mit hoher Lehne. Anstelle des prachtvollen Ornats trug er heute ein eher schlicht anmutendes Gewand. Beim Näherkommen bemerkte Rapp allerdings, dass es dennoch mit Edelsteinen verziert war.
    »Das ist also das verirrte Schaf, das bereit ist, wieder in den Schoß des Herrn zurückzufinden«, sagte der Bischof.
    Als die Soldaten Rapp losließen, sank er zu Boden. Seine Beine trugen ihn einfach nicht mehr.
    »Lukas Rapp ist dein Name, nicht wahr?«
    »Ja, der bin ich, Euer Gnaden.«
    »Du hast dich während der Tortur einsichtig gezeigt, hat mir der Graf von Lichtenfels berichtet. Das war eine sehr löbliche und weise Entscheidung, mein Sohn.«
    Lux presste die Lippen zusammen. Wer würde sich schon anders entscheiden, wenn seine Arme kurz davor standen, aus den Gelenken zu springen?
    »Wir haben den Eindruck gewonnen, dass du Uns gute Dienste leisten kannst wider den Aufruhr, den Wir nun schon seit Monaten einzudämmen versuchen.« Der Bischof blickte ihn prüfend an, dann setzte er hinzu: »O ja, Wir wussten davon. Habt ihr wirklich geglaubt, den Lehensherren fällt es nicht auf, wenn immer mehr Bauern von ihren Höfen verschwinden? Wenn das Korn auf dem Feld nicht ausgebracht wird oder gar verkommt? Selbst ihre Weiber und Kinder haben einige mitgenommen, so sagt man.«
    Rapp wusste zwar von Frauen, die sich Joß Fritz angeschlossen hatten, aber nichts von Kindern. War die Not der Bauern wirklich so groß gewesen? Er für seinen Teil hatte lediglich gehofft, der Langeweile und dem Hunger zu entgehen, denn außer dem Kriegshandwerk hatte er nichts gelernt und war schon frühzeitig aus seinem Elternhaus weggelaufen.
    »Du wirst nach Straßburg reisen und dort ein umfassendes Geständnis ablegen«, eröffnete ihm der Bischof. »Fällt dieses zu Unserer Zufriedenheit aus, werden Wir dir Gnade gewähren und dich in Unsere Garde aufnehmen. Auf dass du den Rädelsführer dieses Aufruhrs ausfindig machen wirst.«
    Lukas senkte den Kopf. Eigentlich hätte er dem Bischof für seine Verschonung danken sollen, doch die entsprechenden Worte wollten ihm nicht über die Lippen kommen.
    »Du solltest deinem Beichtvater danken, dass er dazu beigetragen hat, dich auf den rechten Weg zurückzuführen. Ohne seine rechtschaffene Aussage hättest du deine Seele noch mehr belastet und ihr weitere Schmerzen im Fegefeuer zugemutet.«
    Wenn dieser Hund nicht gewesen wäre, hätte ich die Streckbank niemals kennengelernt, dachte Rapp grimmig. Ich sollte den verdammten Pfaffen töten, wenn er mir noch einmal über den Weg läuft.
    »Was wird mit den anderen?«, fragte er, ohne auf die Ermahnung des Bischofs einzugehen.
    Der Bischof atmete tief durch. »Laut Gesetz stünde allen der Tod zu, denn sie haben sich wider die gottgegebene Ordnung erhoben. Doch ebenso wie all die Lehensherren in der Gegend weiß ich, dass solch ein Urteil nicht zu vollstrecken wäre. Wer sollte dann die Äcker bestellen? Nein, ich werde nur über einige von ihnen eine Leibstrafe verhängen. Die restlichen werden auf andere Weise für ihren Ungehorsam büßen.« Der Blick des Geistlichen schweifte kurz in die Ferne, dann richtete er sich bohrender denn je auf sein Gegenüber. »Dich hinrichten zu lassen, wäre kein Verlust für mich oder einen anderen Lehensherrn gewesen. Kein Hahn kräht nach einem Landsknecht.«
    Rapp erschauderte. Überlegte es sich der Bischof etwa doch noch?
    Ein bösartiges Lächeln huschte über das Gesicht

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