Die Knopfmacherin
Aufständischen dazu gebracht, seine rebellischen Gedanken abzulegen.«
Der Hauptmann zog die Augenbrauen zusammen. »Ihr habt einen von den Rebellen zum Reden gebracht?«
»Nicht nur das. Er ist sogar bereit, sich uns anzuschließen.«
Lohweihe stieß einen missbilligenden Laut aus. »Weil er um sein Leben fürchtet! Ich sage Euch, so einem Kerl ist nicht zu trauen.«
»Und ich sage Euch, dass die Furcht ums eigene Leben der beste Grund ist, um wirkungsvoll für die Gegenseite zu arbeiten«, entgegnete Lichtenfels. »Außerdem haben wir es diesem Mann zu verdanken, dass wir die Zusammenkunft zerschlagen konnten. Er hat seinem Beichtvater den Versammlungsort verraten.«
»Dennoch muss er uns keine Hilfe sein.«
»O doch, das wird er. Ihr könnt Euch ja überlegen, ob Ihr seine Augen und Ohren nutzen oder allein weiterhin im Dunkeln tappen wollt. Bedenkt, wenn Ihr an meiner Seite Fritz fangt, wird Euch der Bischof vielleicht in den Adelsstand erheben. Ich könnte ein gutes Wort für Euch einlegen.«
Lohweihe überlegte. Graf Lichtenfels wäre nicht so zuversichtlich, wenn er nicht wirklich etwas in der Hand halten würde.
Gleich auf das Angebot einzugehen, verbot ihm allerdings sein Stolz.
»Ich werde darüber nachdenken, Euer Gnaden. Und jetzt entschuldigt mich, der Bischof erwartet meinen Bericht.«
Lichtenfels nickte. In seinen Augen glomm Zuversicht. »Wenn Ihr es Euch überlegt habt, treffen wir uns im Anschluss in meiner Unterkunft. Dort können wir alles Weitere besprechen.«
Damit wandte er sich um. Lohweihe blickte ihm wütend nach, besann sich dann aber auf den Besuch beim Bischof und stiefelte davon.
Als Alina wieder zu sich kam, war es rings um sie herum dunkel. Erschrocken fuhr sie auf. Wo bin ich?, fragte sie sich, während ihr Herz gegen den Brustkorb hämmerte. Ihre Hände krallten sich in den Strohsack, auf dem sie lag, abgestandener Speisegeruch hing in der Luft.
Im nächsten Augenblick fiel ihr wieder der seltsame Traum ein, den sie gehabt hatte. Männer waren ins Haus ihres Vaters gekommen und hatten nach den Fremden gesucht. Als die Eindringlinge sie nicht gefunden hatten, da …
Schlagartig wurde ihr bewusst, dass dies kein Traum gewesen war. Die Soldaten hatten ihre Eltern getötet! Alina presste die Hand vor den Mund. Angst überflutete sie wie eine eiskalte Welle.
Wo bin ich hier? Im Kerker? Sie erinnerte sich, dass die Männer sie mit sich gerissen und auf ein Pferd gesetzt hatten. Dann war es dunkel um sie herum geworden.
Während die Angst wie ein wildes Tier in ihr wütete, erhob sie sich langsam. Ihre Knie waren wackelig, und ihre Waden schmerzten. Ihre Arme pulsierten an den Stellen, an denen die Männer sie gepackt hatten.
Doch die körperlichen Beschwerden waren im Moment Nebensache. Langsam tastete Alina sich in der Dunkelheit voran. Ihre Hand glitt über verschiedene Gegenstände und stieß schließlich etwas um, das mit einem Scheppern zu Boden fiel. Sie schnappte erschrocken nach Luft. Kurz lauschte sie, dann tastete sie sich weiter voran. Irgendwo musste es hier doch eine Tür geben!
Als sie Holz unter den Fingerspitzen fühlte, flog die Tür auf. Alina wirbelte herum. Die Frau, die ihr den Weg versperrte, füllte das Türgeviert beinahe aus.
»Du bist also wach!«, schnarrte sie.
Das Mädchen wich ängstlich zurück. »Wo bin ich hier?«
»Du bist in meinem Haus und wirst ab sofort für mich arbeiten. Mein Name ist Hilde Talmüller, und du wirst mich Herrin nennen.«
Alina erstarrte. Das konnte doch nicht wahr sein! »Wer hat mich hergebracht?«, flüsterte sie erstickt. »Und warum?«
»Das braucht dich nicht zu kümmern«, entgegnete die Frau barsch. »Jetzt komm, ich gebe dir andere Kleider.«
Die Tochter des Knopfmachers konnte noch immer nicht fassen, was geschehen war. Das alles musste ein schlechter Traum sein!
»Na, mach schon!«, fuhr die Frau sie an, als sie sich nicht gleich rührte.
Alina blickte ihr Gegenüber trotzig an. »Ihr dürft mich hier nicht festhalten. Ich habe eine Familie, man wird mich suchen.«
Die Frau lachte spöttisch auf. »Du hast keine Familie mehr. Und kannst dich glücklich schätzen, dass ich dich aufgenommen habe. Also los jetzt, sonst mach ich dir Beine.«
Die Worte der Frau trafen Alina wie ein Schlag. Tränen schossen ihr in die Augen.
Da verlor die Frau die Geduld. Grob packte sie das Mädchen am Arm und zerrte es mit sich.
»Verdammt noch mal, heul nicht!«, schnarrte sie.
Verzweifelt hielt Alina sich am
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