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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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Zurechtgewiesene dies nachholen konnte, fuhr der kaiserliche Rat auch schon fort: »Uns ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Euch den Aufständischen anschließen wolltet, die sich selbst den Bundschuh nennen.«
    »Das wollte ich, Euer Gnaden.« Rapps Magen fühlte sich auf einmal an, als hätte sein Mittagsmahl aus Wackersteinen bestanden.
    »Hat Euch jemand angeworben, oder seid Ihr aus freien Stücken dem Bund beigetreten?«
    »Ein Mann hat mich angesprochen. Sein Name …« Lux stockte. Sollte er den Schlossbäcker wirklich verraten? Welches Schicksal würde ihn dann ereilen?
    »Wie lautet der Name?«, fragte der Mann im Talar nachdrücklich.
    Wahrscheinlich ist sein Schicksal bereits besiegelt, dachte der Landsknecht und antwortete dann: »Hans Schlegel. Er ist der Schlossbäcker von Untergrombach.«
    Die Feder des Sekretärs, der etwas abseits von den Räten hinter einem Schreibpult stand, kratzte über das Pergament.
    »Dieser Hans Schlegel befindet sich in Haft, nicht wahr?«
    »Ja, Euer Ehren!«, antwortete Rächer, denn dies war keine Frage, die der zu Verhörende beantworten konnte.
    Auf ein Zeichen des Talarträgers machte der Sekretär noch einige Bemerkungen.
    Lux Rapp wurde allmählich unruhig. Die Befragung zog sich in seinen Augen furchtbar in die Länge. Wann kamen sie denn endlich zum Aussehen des Anführers?
    »Habt Ihr Namen in Erfahrung bringen können, Lukas Rapp?«
    »Nur den des Anführers, Joß Fritz.«
    »Der ist uns bereits bekannt!«, entgegnete der Rat ärgerlich. »Ich meinte andere Namen. Vielleicht von einigen Aufständischen, die nicht bei der Versammlung zugegen waren.«
    Rapp überlief es heiß und kalt. Was, wenn der Mann mit seiner Antwort nicht zufrieden war? An die Schmerzen auf der Streckbank erinnerte er sich noch sehr gut. Außerdem hatte er seitdem kein Gefühl mehr im linken kleinen Finger. Unsicher blickte er sich um. Eine Streckbank gab es in dem fackelbeleuchteten Raum nicht. Auch warteten keine Henkersknechte an der Tür. Doch wer sagte ihm, dass es nicht ein Stockwerk tiefer in den Folterkeller ging? Einen solchen besaß die Domburg sicher ebenfalls. Wenn sie denn schon so erpicht waren, mit seiner Hilfe Aufständische zu fangen …
    »Nein, Euer Gnaden, ich habe nur ein paar Namen von denjenigen aufgeschnappt, die anwesend waren. Ich sollte an dem Abend erst in den Bund aufgenommen werden. Die Männer waren alle sehr verschwiegen.«
    Die Lippen seines Gegenübers kräuselten sich verärgert.
    »Ihr müsst wissen, Euer Gnaden, dass man erst nach einer gewissen Prozedur Mitglied des Bundschuhs werden kann«, setzte Rapp ungefragt hinzu. »Die Aufständischen weihen ihre Brüder erst ein, nachdem sie den Schwur abgelegt haben.«
    »Den Schwur?« Der Mann im Talar sah zu seinen Nebenmännern hinüber. Die beiden Männer in den Houppelanden wirkten gelangweilt, die anderen Talarträger erwiderten den Blick ihres Kollegen ratlos.
    »Ja, wir sollten alle einen Schwur auf ihr Banner leisten. Und das Vaterunser sowie ein Ave-Maria beten.«
    »Blasphemie!«, murmelte der Mann zur Rechten des Fragenstellers.
    »Warum sollten gerade diese Gebete gesprochen werden?«, fragte der Mann im Talar weiter.
    »Ich weiß es nicht. Sie wollen jedenfalls keinen anderen Herrn als den Kaiser und den Papst anerkennen. Der Adel sowie die Pfaffen sollen entmachtet werden.«
    Der Mann, der »Blasphemie« gemurmelt hatte, fuhr auf. Da erst erkannte Rapp, dass er kein kaiserlicher Ratsmann war, sondern ein Geistlicher.
    »Wer so spricht, vergeht sich an Gott und verdient den Scheiterhaufen!«
    »Beruhigt Euch wieder, Euer Gnaden«, sagte der Fragensteller und griff nach dem Arm seines Nachbarn. »Wir sind nicht hier, um ein Urteil zu fällen, wir sollen uns nur anhören, was dieser Mann zu sagen hat.«
    Der Geistliche funkelte den Landsknecht zornig an, ließ sich dann aber wieder auf seinen Stuhl sinken.
    »Lukas Rapp«, wandte sich der Fragende jetzt wieder an den Landsknecht. »Bitte erzählt uns nun, wie es bei der Aufnahme in den Bund zugegangen ist. Hatte jeder Zutritt zu dem Ort, oder waren Wachposten aufgestellt?«
    Der Befragte erkannte die Absicht hinter dieser Frage. Sobald sie die Losung wussten, würden sie jederzeit Spione unter die Aufständischen schicken können. Doch Joß Fritz würde sich in nächster Zeit gewiss hüten, einen neuen Aufruhr anzuzetteln. Er musste damit rechnen, dass ihn irgendein Kamerad unter der Folter verriet.
    »Es gab Wachen rings um den Versammlungsort. Wer

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