Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
Vom Netzwerk:
auch immer diesen Männern begegnete, wurde aufgefordert, eine Losung zu nennen.«
    »Wie lautete diese Losung?«
    »Der Wächter fragte: ›Gott grüß dich, Gesell. Was ist dein Wesen?‹, und darauf antwortete der Eingeweihte: ›Wir werden von den Pfaffen und dem Adel nicht genesen.‹«
    Wieder raunte es unter den Versammelten. Mittlerweile hörten auch die beiden Zeugen ohne Talar gespannt zu.
    Der Schreiber kam mittlerweile mit dem Notieren nicht mehr nach. Blatt um Blatt stapelte sich auf dem Pult. Um das heruntergefallene Papier aufzuheben, fehlte ihm die Zeit, denn er musste weiterschreiben.
    »Ihr habt vorhin Joß Fritz genannt.«
    »Das habe ich, Euer Gnaden.«
    »Habt Ihr ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen?«
    »Ja, das habe ich. Und mit ihm gesprochen.« Rapp war froh, dass sie jetzt endlich zu dem kamen, was er erwartet hatte.
    »Ihr würdet den Mann also jederzeit wiedererkennen.«
    »Natürlich«, antwortete der Landsknecht. »Es war zwar recht finster und das Feuer nicht besonders hell, doch ich schwöre, ich würde ihn jederzeit wiedererkennen. Sogar in der Dunkelheit.«
    »Was genau hatte Joß Fritz vor? Uns wurde zugetragen, dass er plante, eine Stadt einzunehmen. Man hat Euch doch sicher eingeweiht, nachdem Ihr das Aufnahmeritual bestanden hattet.«
    Lux Rapps Unwohlsein kehrte zurück. Der Talarträger klang, als betrachte er ihn weiterhin als Schuldigen, der eine Strafe verdient hatte. »Er wollte mit seiner Armee die Stadt Bruchsal einnehmen. Es herrschte …« Er stockte, denn er erinnerte sich noch gut an Joß’ Behauptung, dass Bruchsal mit der Belagerung einverstanden war. Somit war klar, dass die ganze Stadt eine empfindliche Strafe bekam, wenn herauskam, dass eine Vereinbarung mit dem Bundschuh bestanden hatte.
    Es ist eine Sache, einen einzelnen Mann zu verraten oder jene, die ohnehin schon todgeweiht sind, dachte Rapp. Doch eine ganze Stadt? Frauen, die sich nur dem Willen ihrer Männer gebeugt hatten. Unschuldige Kinder. Wieder hatte er das Schlachtgetümmel im Ohr, das Schreien der Soldaten, von denen einige selbst noch halbe Kinder waren.
    »Fahrt fort!«, forderte der Mann ihn auf.
    »Es herrschte Einvernehmen darüber, dass die Stadt besetzt werden und die Ratsherren gefangen werden sollten. Damit wollte Joß Fritz erreichen, dass der Kaiser ihm Gehör schenkt.«
    Die Männer wechselten erneut Blicke. Lukas sah zu seinem Begleiter hinüber. Rächers Miene war unbewegt. Selbst wenn er einen Fehler gemacht hatte, würde es ihm der Getreue des Grafen nicht zeigen.
    »Eine Stadt einzunehmen ist ein großes Unterfangen«, bemerkte der Mann im Talar. »Wisst Ihr, ob Joß Fritz in Bruchsal Unterstützer hatte? Oder über wie viele Männer er verfügte?«
    Schweiß überzog die Haut des Landsknechts. Wussten diese Männer am Ende mehr, als er annahm? Wieder meldete sich sein Gewissen. Ich darf sie nicht dem Henker überantworten, sagte er sich.
    »Nein«, antwortete Lux Rapp. »Davon ist mir nichts bekannt.«
    Aus dem Augenwinkel heraus wurde er gewahr, dass Rächer ihn nun direkt musterte. Merkte der Mann, dass er log?
    »Ihr bleibt bei Euren Aussagen?«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Der Talarträger beobachtete den Sekretär, der weiterhin fleißig schrieb. »Nun, dann seid Ihr fürs Erste entlassen«, sagte er dann und nickte Maximilian Rächer zu.
    Dieser führte Rapp daraufhin nach draußen.
    Die Stadttore von Speyer erhoben sich in hellem Sonnenschein vor Melisande, in der Ferne erblickte sie die Türme des Doms, an denen goldene Wetterhähne funkelten. Seufzend presste das Mädchen sein Bündel an die Brust. Was für eine wunderbare Stadt, dachte sie. Schade, dass ich sie unter solchen Umständen kennenlerne.
    Den ganzen Weg über hatte sie sich gefragt, wohin sie in Speyer gehen sollte. Immer wieder hatte sie den Knopf betrachtet, als könnte er ihr eine Antwort geben. Jetzt stand sie hier, ratlos und hungrig. Würden ihr die Wächter helfen können, wenn sie ihnen den Knopf zeigte?
    Die beiden mit Harnisch und Helm bewehrten Männer wirkten wie Statuen aus Eisen. Ihre Hellebarden glitzerten gefährlich im Sonnenlicht.
    »Verzeiht, mein Herr«, sprach Melisande den Wächter zu ihrer Linken an.
    Der Helm klapperte leise, als er ihr den Kopf zuwandte. »Was willst du?«
    Das Mädchen streckte die Hand vor. »Wisst Ihr vielleicht, wem dieser Knopf gehören könnte?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen, dumme Göre?«, fuhr sie der Mann kopfschüttelnd an. »Verschwinde, sonst mach

Weitere Kostenlose Bücher