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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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habt.«
    Der Knopfmacher fiel aus allen Wolken. »Du willst Lehrling bei mir sein?«
    Melisande nickte eifrig.
    »Aber du bist ein Mädchen!«
    »Für meinen Vater war das kein Hindernis. Er hat mich bereits im Fertigen von einfachen Knöpfen unterwiesen.«
    Dieses Mädchen will mich an der Nase herumführen, dachte Ringhand, laut sagte er aber: »Wer ist denn dein Vater?«
    »Sein Name war Adam Bruckner. Er ist vor fast zwei Wochen bei einem Überfall ums Leben gekommen, genauso wie meine Mutter. Nun habe ich keinen Ort mehr, an den ich gehen kann, doch ich habe meinem Vater geschworen, sein Handwerk eines Tages fortzusetzen.«
    Der Knopfmacher starrte sie entsetzt an. »Du willst mich zum Narren halten, habe ich recht?«
    »Nein, Meister, das würde ich niemals wagen. Ich frage nur höflichst an, ob Ihr einen Lehrling gebrauchen könnt. Ich könnte bei Euch auch als Magd arbeiten.«
    »Ich habe bereits eine Haushälterin«, entgegnete der Mann unwirsch.
    »Aber die könnte vielleicht Hilfe ge…«
    Ringhands Schnauben brachte sie zum Schweigen.
    »Ich bitte Euch, nehmt mich als Lehrling an. Ich könnte Euch eine wertvolle Hilfe sein«, begann sie erneut.
    Ringhand musterte sie von Kopf bis Fuß, dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, Mädchen, ich brauche keinen Lehrling. Und jetzt muss ich mich wieder um meine Arbeit kümmern.«
    Melisande biss sich auf die Lippen und nickte. Wie habe ich auch erwarten können, dass er mich nimmt?, sagte sie sich stumm.
    »Würdet Ihr mir dann wenigstens einen Gefallen tun, Meister?« Während sie ihn flehentlich ansah, zog sie ihr einziges Beweisstück hervor. »Könnt Ihr mir sagen, ob Ihr diesen Knopf gefertigt habt?«
    Der Mann nahm den Knopf von ihrer dargebotenen Handfläche entgegen. Nachdem er ihn eine Weile betrachtet hatte, schüttelte er den Kopf. »Nein, solch ein Knopf hätte meine Werkstatt nie und nimmer verlassen. Er ist an den Kanten schlecht gearbeitet, wahrscheinlich wollte sich da jemand mit billigem Tand schmücken. Warum willst du wissen, wer ihn angefertigt hat?«
    »Mein Vater hat diesen Knopf einem der Männer entrissen, die ihn überfallen haben. Er konnte ihn mir noch geben, bevor er gestorben ist.«
    »Du bist also auf der Suche nach diesen Kerlen?« Eine tiefe Falte grub sich zwischen seine Augenbrauen.
    Melisande nickte. »Ich will in Erfahrung bringen, wer sie sind, damit sie ihre gerechte Strafe bekommen können.«
    »Weshalb bist du gerade nach Speyer gekommen?«
    »Weil ich sicher bin, dass ich die Männer hier finden kann«, antwortete Melisande entschlossen, dann schulterte sie ihr Bündel. »Habt Dank, dass Ihr mich angehört habt, Meister.«
    Damit ging sie zur Tür. Hoffentlich kann ich mir von meinem Geld eine Bleibe in der Schenke leisten, dachte sie. Dort gehen viele Männer aus und ein, vielleicht sind die Mörder unter ihnen.
    »Warte«, rief der Knopfmacher, als sie die Hand nach der Klinke ausstreckte. Melisande wandte sich um. Ringhands Miene hatte sich verändert. Jetzt blickte er sie fast schon mitleidig an. »Meinetwegen kannst du über Nacht bleiben«, presste er schließlich hervor. »Ein junges Mädchen sollte um diese Zeit nicht mehr allein draußen herumlaufen.«
    Melisande atmete auf. »Ich danke Euch, Meister.«
    »Bernhard!«
    Der Bursche, der auf den Ruf des Knopfmachers hin erschien, war gut einen Kopf größer als Melisande, hatte struppiges braunes Haar und lange Gliedmaßen. Seine blauen Augen leuchteten, als er dem Mädchen ein breites Lächeln schenkte. Dann jedoch konzentrierte er sich wieder auf seinen Meister.
    »Das ist Bernhard Wagenberg, mein Geselle«, stellte ihn der Knopfmacher vor. »Bernhard, das Mädchen da wird heute bei uns übernachten.« Plötzlich schien Ringhand einzufallen, dass er etwas vergessen hatte. »Wie ist eigentlich dein Vorname, junge Brucknerin?«
    »Melisande«, antwortete sie. Als der Junge sie wieder ansah und ihr nun auch zuzwinkerte, begannen ihre Wangen zu glühen. Beschämt senkte sie den Blick.
    »Gut, Melisande, dann folge Bernhard. Er wird dir nachher auch noch eine Mahlzeit bringen.«
    »Ich danke Euch von Herzen, Meister Ringhand.«
    Der Knopfmacher winkte ab und strebte dann einer Tür zu.
    »Also, wollen wir?«, fragte Bernhard, dann ging er voran.
    Hinter einem kleinen Durchgang, in dem es nach Petersilie und Sellerie roch, befand sich eine schmale Stiege.
    »Die Lehrlinge und Gesellen haben ihre Zimmer oben unter dem Dachboden. Da wir im Moment keinen Lehrling

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