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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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ihr.«
    »Könntest du denn eines zeichnen? Der Meister hat Pergament und Kohle.«
    Melisande besah ihre Hände. Als Kind hatte sie ab und an Figuren in den Sand gezeichnet, doch sie hatte nie die Möglichkeit gehabt, herauszufinden, ob sie Talent dazu hatte. Die Knopfwerkstatt hatte sie wesentlich mehr interessiert.
    »Ich könnte es versuchen«, sagte sie unsicher.
    Bernhard lächelte ihr aufmunternd zu. »Dann werde ich Meister Ringhand um das Pergament bitten.«
    »Aber bitte erzähl ihm nichts von meiner Geschichte. Versprich es mir, dass du nichts erzählst.«
    »Du hast mein Wort!« Bernhard zwinkerte ihr verschwörerisch zu, dann kehrte er ins Haus zurück.

15. Kapitel
    Auf zittrigen Beinen schlich sich Melisande auch in dieser Nacht in die Küche, um die beiseitegeschafften Beinkleider hervorzuziehen. Sie war nicht sicher, ob die Wachen am Altpörtel ihr Auskunft geben würden. Aber einen Versuch wollte sie wagen.
    Immerhin war Alina nicht bei den Leuten auf dem Karren gewesen. Das beruhigte sie ein wenig, wenngleich ihre Angst wuchs, dass ihre Schwester vielleicht doch nicht in Speyer sein könnte.
    Als Melisande begann, den losen Ziegelstein vor dem Versteck hervorzuziehen, klappte eine Tür im Haus. Augenblicklich erstarrte das Mädchen. Was nun?, fragte sie sich. Wer um alles in der Welt ist zu dieser Zeit noch wach?
    Da nun auch Schritte ertönten, huschte sie rasch in die Ecke neben der Esse und kauerte sich so klein wie möglich zusammen. Wenn es der Meister ist, könnte ich vorgeben, hier unten eingeschlafen zu sein, überlegte sie.
    Als die Schritte ganz nahe waren, blinzelte Melisande verstohlen zur Tür. Dort tauchte wenig später tatsächlich Alois Ringhand auf. Zu ihrem großen Erstaunen war er komplett angezogen. Er nahm seinen Mantel vom Haken und warf ihn sich über.
    Will er um diese Zeit noch aus den Haus gehen?, wunderte sie sich.
    In der vergangenen Woche hatte Melisande nichts bemerkt, auch roch der Meister niemals nach Wein oder Wirtshaus. Obwohl sie ihn noch nicht besonders gut kannte, sagte ihr Instinkt, dass er ein anderes Ziel haben musste.
    Mit geneigtem Kopf, so als wäre er in Gedanken versunken, schritt Alois Ringhand zur Tür und verließ das Haus. Von ihrer Neugierde übermannt, erhob sich Melisande und huschte zum Fenster. Die Gestalt des Meisters verschwand gerade durch das Torgeviert.
    Er ging tatsächlich aus! Das Mädchen überlegte einen Moment. Vielleicht wäre es besser, wenn ich heute Nacht im Haus bliebe? Doch die Frage, wohin der Meister ging, brannte wie ein Feuer in ihr. Warum folge ich ihm nicht einfach?, sagte sie sich.
    Rasch begab sie sich wieder zu dem Versteck und zerrte die Beinkleider hervor. Auf den Mantel des Meisters musste sie heute verzichten, dafür fand sie im Wäschekorb ein Wams von Bernhard, in das sie schlüpfte. Wenig später war auch sie auf dem Weg zur Pforte. Sehen konnte sie Ringhand allerdings nicht mehr. Hatte er sich nach rechts oder links gewandt?
    Melisande blickte zu Boden. Als sie klein war, hatte sie mit Alina manchmal Verstecken gespielt. Dabei hatte sie herausgefunden, dass sie ihre Schwester anhand der Fußabdrücke ausmachen konnte, die sie auf durchweichtem Boden hinterlassen hatte. Alina hatte sich darüber beklagt, dass sie immer entdeckt wurde, doch nie hatte Melisande ihr das Geheimnis verraten. Stets hatte sie geantwortet, dass sie ihr deshalb auf die Spur komme, weil das Herz der älteren Schwester immer wisse, wo die jüngere war.
    Der Gedanke ließ ihr Tränen in die Augen steigen. Ach, wenn ich doch nur recht damit gehabt hätte! Außer, dass ihre Schwester in Speyer war, wusste sie jedoch nichts. Und selbst das war ungewiss. Vielleicht hatte Joß Fritz sich verhört? Oder sich einfach nur etwas ausgedacht?
    Als sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, entdeckte sie im Mondschein ein paar frische Fußabdrücke. Es waren die des Meisters! Er war nach rechts gegangen. Melisande verschloss das Tor vorsichtig, dann lief sie die Gasse entlang.
    Hundegebell ertönte hinter ihr, und zwischendurch musste sie immer wieder den Pfützen ausweichen, in denen sich das Mondlicht spiegelte.
    Nach einer Weile sah sie eine Gestalt vor sich. Das war er! Mit gemächlichem Schritt schlenderte Alois Ringhand die Gasse entlang. Noch immer hielt er den Kopf gesenkt, der Mantel umflatterte seinen Körper wie eine klamme Fahne.
    Melisande schlich ihm nach bis auf den Domplatz, wo sie ein wenig zurückbleiben musste, denn die große

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