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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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sagte sie und atmete aus. Er schaute sie fragend an.
    »Der Kardinal erwartet mich bald zurück, ich muss in die Küche und vorher noch etwas auf dem Markt besorgen.«
    »Ihr seid so bleich«, meinte Jakob. Der Ausdruck seines Gesichts war fast zärtlich.
    »Der Gärtner hat Euren Harnisch, Euren Helm und das Schwert gefunden«, stieß Elisabeth hervor. »Es ist nur eine Frage der Zeit, wann man Euch entdeckt!«
    »Das ist allerdings ein herber Verlust für mich«, antwortete er. Um seine Lippen spielte ein Lächeln. Nahm er seine Lage überhaupt nicht ernst?
    »Ich möchte Euch raten, Euch vom Markgrafen einverleiben zu lassen.« Nun war er heraus, ihr Wunsch, den sie schon seit geraumer Zeit mit sich trug. Das Lächeln verschwand von seinen Lippen. Er sah sie mit einem Ausdruck der Bestürzung an.
    »Aber wie stellt Ihr Euch das vor, Elisabeth? Ich kann doch meinen Oberst nicht verleugnen, nicht die Ziele, die wir in diesem Krieg verfolgen!«
    »Was wollt Ihr denn sonst anfangen? Ohne Ausrüstung, ohne Waffen? Wenn Ihr hier weiter versteckt bleibt, wird man Euch finden und aufhängen!«
    Wieder war ein Ausdruck von Belustigung in seine Züge getreten.
    »Ich habe es Euch ja schon gesagt: Sobald die Wunde auch nur halbwegs verheilt ist, und das ist sie dank Eurer und des Baders Pflege, werde ich mich aufmachen und dem Heer Jan van Werths folgen.«
    Elisabeth erschienen diese Worte wie Peitschenhiebe. »Ist es nicht gleichgültig, auf welcher Seite man in diesem Krieg kämpft? Es haben doch gewiss schon Hunderte, wenn nicht Tausende von Söldnern den Feldherrn gewechselt!«
    »Du meinst, Hauptsache, sie bekommen ein wenig Sold und etwas ins Maul?«, fragte er. »Ich habe meine ureigenen Gründe, dem Kaiser zu dienen, Elisabeth, glaub es mir.«
    Seine Augen waren feucht geworden. Er trat einen Schritt auf sie zu, zuckte vor Schmerz zusammen, blieb vor ihr stehen und nahm sie in die Arme. Wie sehr hatte Elisabeth diesen Augenblick herbeigewünscht! Und nun sollte es gleichzeitig ein Abschied sein?
    »Für eine Zeit müssen wir Abschied voneinander nehmen«, murmelte er an ihrem Ohr.
    Eine nie gekannte Wärme durchdrang Elisabeth. Er nahm sie bei den Schultern, drehte ihr Gesicht behutsam zu sich hin und näherte seine Lippen den ihren. Einen Augenblick lang hielt die Welt den Atem an. Nach einer Weile machte sie sich los.
    »Die Uhr hat zehn geschlagen, Jakob, ich muss zurück.« Sie nestelte ihren Beutel heraus. »Hier, nimm ein paar Goldgulden und Dukaten von mir, es ist der Preis, den mir der Kardinal für meine Dienste angeboten hat.«
    »Dafür erhofft er sich gewiss noch andere Dienste als die in der Küche«, gab Jakob zurück. Wieder stand dieses anzügliche Lächeln in seinen Mundwinkeln.
    Elisabeth stieg die Röte ins Gesicht. »Seine Angebote sind durchaus ehrenwert«, gab sie ihm zur Antwort. Aber waren sie es wirklich?
    »Unter anderen Umständen hätte ich das niemals angenommen, nicht von einer Frau«, sagte Jakob. »Aber da ich vollkommen mittellos bin – ein Pferd, eine neue Rüstung und Waffen kann ich durchaus gebrauchen.«
    Er küsste sie ein letztes Mal, und dann war sie aus der Tür. Ach, wären sie und Jakob doch in einer anderen Zeit geboren worden! Mit den Waffen, die er sich kaufte, würde er weiterhin die protestantische Seite und damit auch sie, Elisabeth, bekämpfen! Sie eilte die Treppe hinunter, verabschiedete sich rasch von Melvine, trug einen Gruß an Paul auf und erreichte schwer atmend den Markt, auf dem sie sechs Köpfe roten Kohl kaufte.
    Jakob saß einen Augenblick sinnend in seiner Kammer. Er überlegte, auf welchem Weg er das Heer des Jan van Werth erreichen könnte. Die Strecke von Baden nach Ettlingen betrug etwa zwei Tagesreisen, wenn er die Rheinebene mied und sich durch den Schwarzwald schlug. Er packte seine wenigen Habseligkeiten zusammen und stieg die Treppe hinunter zur Küche.
    »Was plant Ihr?«, fragte Melvine, als sie seinen entschlossenen Gesichtsausdruck sah.
    »Ich muss fort«, sagte er nur. »Könnt Ihr mir ein Pferd besorgen?«
    Er hielt ihr einen Goldgulden hin.
    »Ja, das kann ich. Aber warum dieser plötzliche Aufbruch? Gefällt es Euch nicht mehr bei uns?«
    Er verzog schmerzlich berührt das Gesicht. »Und wie gut es mir bei Euch gefällt«, brachte er hervor. »Ich bin hier nur nicht mehr sicher.«
    »Wohin wollt Ihr gehen?«, fragte Melvine.
    Sollte er es ihr verraten? Aber die beiden Wirtsleute hatten ihn ohne viele Worte aufgenommen und ihn mit Essen

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