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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Vermutlich hat auch der Kaiser seine Hand im Spiel.«
    »Und was soll ich tun, Herr Weltlin?«
    »Bewegt Euch so unauffällig wie möglich. Lasst Euch nichts zuschulden kommen.« Damit war Elisabeth entlassen. In ihrem Zimmer ging sie unruhig hin und her, sie wartete auf den zwölften Glockenschlag. Aus Agnes’ Zimmer drang kein Laut. Endlich klopfte es leise an die Tür. Es war Hermine.
    »Es ist so weit«, flüsterte die Magd.

8.
    Elisabeth warf sich ihren Mantel über und folgte Hermine nach draußen. Leise schlichen sie den Gang entlang und die Treppe hinunter. Der Schein des Mondes fehlte ihnen, aber sie wagten nicht, Licht zu machen, um sich nicht zu verraten. Vorsichtig tasteten sie sich zur Tür in den Garten. Jakob war wach, er schien schon auf sie gewartet zu haben. Zu Elisabeths Überraschung wehrte er sich nicht gegen ihr Angebot.
    »In einem Gasthaus ist es immer noch besser als in dieser kalten Laube«, sagte er.
    Sie stützten ihn, um ihm auf die Beine zu helfen. Harnisch, Helm und Schwert würde Elisabeth ihm am nächsten Tag bringen. Er humpelte zwischen ihnen durch den Garten. Ab und zu knackte ein Zweig unter ihren Füßen, so dass Elisabeth zusammenfuhr. Eine Kohlenpfanne war am Tor angebracht, davor saß der Wächter in hockender Stellung, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken.
    »Ich habe ihm etwas in den Wein getan«, flüsterte Hermine den anderen zu. Schritt für Schritt schoben sie sich an dem Wächter vorbei. Ein Aufschnarchen ließ Elisabeth abermals zusammenzucken. Dann hatten sie die Treppe in die Stadt hinunter erreicht.
    Der Weg kam Elisabeth endlos vor. Jakobs Körper war eiskalt. Es war höchste Zeit, dass er in eine warme Stube kam und von einem Bader gepflegt wurde! Paul erwartete sie mit seinem Ochsenkarren. Gerade waren sie dabei, Jakob hinaufzuheben, als sich ein Licht näherte und eine Stimme ertönte: »Was geht hier vor sich?«
    Es war der Nachtwächter, der seine Runde durch die Stadtdrehte. Er hielt seine Laterne hoch und leuchtete Jakob, dann Hermine, Paul und Elisabeth ins Gesicht.
    »Ihr hier, Herr Ochsenwirt? Verhelft Ihr jemandem zur Flucht? Einem feindlichen Söldner etwa, den es hierher verschlagen hat? Jetzt steht schon Rede und Antwort, oder ich melde es auf dem Rathaus!«
    »Es ist mein Bruder, den wir aus einer Schänke herausgeholt haben«, sagte Elisabeth in einer plötzlichen Eingebung. »Er kann nicht mehr laufen, wie Ihr seht. Wir bringen ihn zum ›Roten Ochsen‹, damit er seinen Rausch ausschlafen kann.«
    »Ich glaube Euch nicht«, sagte der Mann lauernd. »Es ist ein feindlicher Söldner, da könnt Ihr mir viel erzählen.«
    Elisabeth griff in ihren Beutel und holte einen Golddukaten hervor. Die Augen des Nachtwächters leuchteten auf. Er griff danach.
    »Kein Wort davon, dass Ihr uns gesehen habt«, sagte Paul in drohendem Ton. »Sonst werden wir dem Rat Geschichten über Euch erzählen, die Euch die Stellung kosten können!«
    Der Nachtwächter duckte sich zusammen. »Ich habe nichts gehört und nichts gesehen«, meinte er kleinlaut, drehte sich um und schlich davon. Elisabeth warf noch einen letzten Blick auf Jakob. Seine Augen waren geschlossen, er schien wieder das Bewusstsein verloren zu haben. Nur ungern ließ sie ihn in der Obhut von Paul zurück.
    »Morgen früh, wenn ich auf den Markt gehe, komme ich auf jeden Fall vorbei«, sagte sie und drückte Paul zum Abschied die Hand. »Lasst heute Nacht noch einen Bader kommen, der sich die Wunde ansieht. Und gebt ihm etwas Heißes zu trinken, sobald er wach ist.«
    Schweren Herzens stieg sie zusammen mit Hermine die Stufen zum Schloss hinauf. Ein Käuzchen schrie, Fledermäuse huschten vorüber. Im Schloss war alles unverändert. Ungesehen kamen sie durch das Tor und ins Schloss hinein. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer fürchtete sich Elisabeth davor, dass Agnesplötzlich vor ihr stehen könnte, wie schon einmal. Aber alles blieb ruhig. In ihrem Bett konnte Elisabeth lange nicht einschlafen. Die Bilder und Worte des Abends gingen ihr immer wieder durch den Kopf. Warum hatte der Kardinal sie zu seiner Mitwisserin über die verbotenen Schriften gemacht? Damit gefährdete er nicht nur sich selbst, sondern auch sie, Elisabeth, den Markgrafen und dessen gesamten Hofstaat! Die Uhr vom nahen Kirchturm schlug einmal, sie schlug zweimal. Endlich dämmerte Elisabeth hinüber und träumte von zwei Dominikanern, die sie durch die Gassen Badens verfolgten. Ihre Schritte klapperten auf dem harten Boden. Sie kamen

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