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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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und Salbei, Pfefferpotthast und zum Nachtisch gestockte Goldmilch.
    Früh am nächsten Tag bestiegen Agnes und Elisabeth einen Landauer, einen vierspännigen Wagen mit einem Verdeck. Vorne saß der Kutscher, hinten standen zwei bewaffnete Soldaten, und rechts und links ritten ebenfalls bewaffnete Soldaten des Markgrafen. Der Markgraf und sein Gesinde winkten ihnen von der Schlossterrasse aus nach. Regen, Nebel und Wind waren einer klaren Luft gewichen, durch die ersten Strahlen derSonne erwärmt. Der Wagen war besser gefedert als diejenigen, die Elisabeth aus ihrer Heimat kannte. Zunächst ging es am Flüsschen Oos entlang Richtung Rhein und Vogesen. Die Berge standen im milchigen Dunst. Später bogen sie nach Süden ab. Sie sahen Dörfer, die völlig zerstört waren. Aber es gab auch wieder Leben an diesen Orten, Bettler, Frauen und Kinder, die ihrem Tagwerk nachgingen, die letzten Früchte von den Feldern holten oder in schnell errichteten Öfen aus Feldsteinen Brot buken. Die ganze Zeit schaute Elisabeth aus dem Fenster, sah Auen, Felder, Bäche und Bäume vorüberziehen. Agnes tat es ihr gleich, sie war immer noch, seitdem sie unterwegs waren, wie ausgewechselt. Öfter passierten sie Kontrollpunkte, in denen sie von abgerissenen Söldnern nach Woher und Wohin der Fahrt gefragt wurden. Jedes Mal waren ein paar Dukaten des Kutschers und ein markgräfliches Schreiben ausreichend, um die Fahrt fortsetzen zu können. Zwischen Bühl und Achern machten sie Mittagsrast. Am Nachmittag erreichte ihre Kutsche die Brücke von Rheinach. Sie war mit französischen Soldaten besetzt, die sie nach dem Vorzeigen des markgräflichen Schreibens passieren ließen. Schon sah Elisabeth in der Ferne die Tore und Türme von Straßburg auftauchen, überragt vom Münster, der Cathédrale Notre-Dame. Wie ein Fingerzeig Gottes ragte sie in den Himmel, der sich blassblau über die Ebene mit ihren Wäldchen, Feldern und Äckern spannte. Rechter Hand ragte die Mauer der Vogesen auf. Der Wächter an der äußeren Stadtmauer ließ sie, wiederum nach Vorzeigen des Briefes, passieren. Über eine Rundbogenbrücke, die von zwei Türmen flankiert war, gelangten sie in die Stadt hinein. Die Häuser waren klein, mit kunstvollem Fachwerk versetzt und standen in Gruppen zusammen, von Bäumen und Gärten umgeben. Aber auch hier war das Werk der Zerstörung nicht zu übersehen. In der Rue Faisan hielt die Kutsche vor einem Gebäude, das wie ein altes Kloster wirkte. Der Kutscher stieg von seinem Bock, öffnete die Wagentür und sagte: »Wir sind amZiel, meine Damen. Dies ist der Kardinalshof von Straßburg, dorthin hatten wir Weisung, Euch zu bringen.«
    Elisabeth und Agnes stiegen aus und dehnten die Glieder. Trotz der Federung war die Fahrt doch beschwerlich gewesen. Bevor der Kutscher nach ihrem Gepäck greifen konnte, nahm Elisabeth ihren Rucksack an sich. Einer der Soldaten war dem Kutscher behilflich. Ein Diener musste ihre Ankunft gemeldet haben, denn schon erschien an der Klosterpforte Kardinal Thomas Weltlin.
    »Willkommen auf meinem bescheidenen Amtssitz in Straßburg, Elisabeth!«, sagte er. Sie hatte das Gefühl, als hätte er am liebsten ihre beiden Hände genommen und sie gedrückt. Jetzt schien er auch Agnes zu bemerken.
    »Willkommen auch Ihr, Agnes!« Elisabeth sah, dass Agnes’ Gesicht schon wieder säuerlich verzogen war.
    »Wo sollen wir denn wohnen?«, fragte Agnes. »Etwa hier in diesen alten Gemäuern, von denen schon der Putz herunterfällt?«
    Elisabeth schämte sich ein wenig für ihre Schwester. Den Kardinal verdross es offensichtlich nicht.
    »Wir haben hier leider keinen Palast, liebe Agnes«, sagte er. »Aber es gibt sehr schöne Gasträume, in denen Ihr unterkommen könnt.«
    Er winkte den beiden, dem Kutscher und dem Soldaten, ihm zu folgen. Die anderen Begleiter kümmerten sich um Pferde und Kutsche. Das Kloster verfügte über einen Innenhof, der mit hölzernen Treppenaufgängen versehen war. Die Sonne war schon verschwunden, es wurde empfindlich kalt. Der Kardinal wies ihnen persönlich ihre Räume an. Es mochten einmal Klosterzellen gewesen sein, jetzt waren sie mit Kamin, weichen Betten, Teppichen und Wandbehängen ausgestattet. Gegen sieben Uhr erwarte er sie zum Abendessen, sagte der Kardinal. Sobald sie allein war, lief Elisabeth zu einem der schmalen Fenster und schaute hinaus. Im letzten Licht des Tages konnte sie einenkleinen Garten erkennen, mit Rabatten aus Buchsbaum und einem Springbrunnen. Sie wusch sich mit

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